Die Stadt Viernheim hat mit dem Projekt "Vermiete doch an Deine Stadt" eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Das Konzept ist mittlerweile von anderen Kommunen übernommen worden. Darunter sind Lampertheim und Weinheim und eine Zahl weiterer Städte und Gemeinden, die das so oder so ähnlich umgesetzt haben.
Die Idee: Die Stadt schließt einen Mietvertrag mit Vermietern ab und lässt Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, oder Geflüchtete in die Wohnungen einziehen. Die Stadt garantiert für die Miete. Das ist für viele Vermieter der Anstoß, ihre Wohnungen an Menschen zu vermieten, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Denn viele Vermieter haben Angst vor Mietausfällen. Oder sie rechnen damit, dass sie einem Mieter im Rahmen des aktuellen Mietrechts nicht mehr kündigen können. Das Programm ist nicht vorrangig für Flüchtlinge vorgesehen.
Wohnraum für 370 Menschen in Viernheim
In Viernheim hat die Stadtverwaltung in den vergangenen zehn Jahren 109 Objekte mit einer Gesamtwohnfläche von fast 8.000 Quadratmetern angemietet. 370 Menschen haben so angemessenen Wohnraum bekommen, informiert die Stadtverwaltung auf SWR-Anfrage. Die Wohnungen verteilen sich auf das Stadtgebiet, somit gebe es keine sozialen Brennpunkte.

Stadt erhält Geld vom Jobcenter
Die Stadtverwaltung schließt den Mietvertrag ab und vergibt einen Untermietvertrag an die Bewohner. Der rechtliche Rahmen ist der Gleiche wie bei einem normalen Mietverhältnis. Eine Kündigung ist von beiden Seiten möglich. In der Regel ziehen Menschen ein, die vom Jobcenter Geld bekommen. Nach einer Abtretungserklärung überweist das Jobcenter das Geld für die Miete an die Stadt und die gibt das Geld an den Vermieter weiter. Bei Schäden wird genauso verfahren wie bei einem normalen Mietverhältnis.
Der Bedarf ist da: Aktuell stehen 406 Menschen, Familien und Einzelpersonen in Viernheim auf der Bewerberliste.
Projekt bringt auch in Weinheim Wohnraum
In Weinheim hat das Projekt ebenfalls spürbare Ergebnisse gebracht. Im Jahr 2024 sei Wohnraum für 40 Menschen geschaffen worden, sagte Pressesprecher Roland Kern dem SWR. Das schaffe wiederum Platz in den Notunterkünften. Für die Vermieter gibt es einen Anreiz: Bei Vertragsabschluss bekommen sie einmalig eine Prämie in Höhe einer Nettokaltmiete, höchstens aber 1.000 Euro. Die Stadt übernimmt beim Auszug auch Schönheitsreparaturen. Wenn Schäden in der Wohnung entstehen, müsse die Stadt zahlen. Das passiere aber selten.
In Weinheim würden manchmal auch Wohnungen genommen, die ein wenig teurer sind. In solchen Fällen bezahle die Stadt Weinheim die Differenz. Es gehe darum, Menschen vor der Obdachlosigkeit zu bewahren. Aber auch die Stadt Weinheim hat Vorteile: Sie vermeidet so, neue Unterkünfte für Flüchtlinge oder Wohnungslose bauen zu müssen.
Ähnliche Programme in Stuttgart, Bonn oder Köln
Eine vergleichbares Programm gibt es in Stuttgart. Die Landeshauptstadt bietet privaten Vermietern Garantieverträge an. Dabei vermieten Eigentümer ihre Wohnungen direkt an sozial benachteiligte Menschen, die vom Sozialamt vorgeschlagen werden. Die Stadt bietet dem Vermieter dabei eine Mietausfallgarantie für Kaltmiete und Nebenkosten, Zuschüsse für Instandhaltungsmaßnahmen bis zu 15.000 Euro, sowie eine enge Betreuung durch das Sozialamt. Die Mietverträge sind unbefristet, müssen sich am Mietspiegel orientieren und dürfen keine Staffelmieten enthalten.
In Bonn, Berlin, Köln und Frankfurt gibt es ähnliche Modelle, um Wohnraum in Zusammenarbeit mit privaten Vermietern zu schaffen.