Schülerinnen und Schüler verkaufen in Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis) an ihrer Realschule Kaffee, den sie von nepalesischen Kleinbauern importieren. In diesem Jahr haben sie nach eigenen Angaben zum ersten Mal gut eine Tonne Kaffeebohnen verkauft.
Außerdem haben sie in den vergangenen Jahren insgesamt rund 200.000 Spenden gesammelt. Damit unterstützen sie ein Dorf in Nepal. Dort bezahlen sie 25 Lehrer und bauen neue Schulen und Kindergärten. So können rund 800 Kinder unterrichtet werden. Und: Die Schule in Gati sei, so der betreuende Lehrer aus Buchen Daniel Schäfer, eine der besten Bergschulen Nepals.
Buchener Schüler reisten nach Nepal
Mit einem Besuch in Nepal konnten sich die Buchener Schüler der Abt-Bessel-Realschule selbst einen Eindruck von ihrem Erfolgsprojekt verschaffen. Auch die 15-jährige Lina Bischof war mit vor Ort. Sie ist seit fünf Jahren Teil des Projekts.
Um sich auszutauschen, schalten sich die Kids einmal im Monat aus Buchen per Videokonferenz mit Nepal zusammen.
Idee zum Projekt kam in Mathestunde auf
Entstanden ist das Projekt im Jahr 2015 in einer Mathestunde. Dort sollten die Schüler ausrechnen, wie lange ein Topverdiener - wie zum Beispiel der Profi-Fußballer Cristiano Ronaldo - arbeiten muss, um sich ein Handy zu kaufen. Das Ergebnis: vier Minuten. Damals war das schreckliche Erdbeben in Nepal in allen Medien. Die Schüler rechneten auch aus, wie lange der Handykauf bei einem Kleinbauern in Nepal dauern würde. Das Ergebnis - zwei Jahre - machte die Klasse so fassungslos, dass alle sofort helfen wollten.
Nach den Pfingstferien hatten sie rund zweieinhalbtausend Euro bei Eltern und Verwandten eingesammelt: das war der Beginn der Schülerfirma "Namaste Nepal Buchen".
Kleine Kaffee-Manufaktur in der Schulküche
Sie orderten einen Sack Kaffeebohnen, fanden im Odenwald einen Kaffeeröster, besorgten sich eine kleine Kaffeemühle, füllten den Kaffee in Tüten ab und verkauften ihn an der Schule. Inzwischen sind sie bei einer Tonne Kaffeebohnen pro Jahr, die sie in der Schulküche abwiegen, mahlen, verpacken, einschweißen und mit Mindesthaltbarkeitsdatum beschriften - alles in ihrer Freizeit, nach dem Schulunterricht.
Für ihre kleine Kaffeemanufaktur haben sie sich nach und nach immer bessere Geräte angeschafft. Die Bohnen kommen per Flugzeug, eine Spedition liefert sie kostenlos nach Buchen. Mathelehrer Daniel Schäfer betreut das Projekt. Er ist stolz auf seine Schülerinnen und Schüler, wie er selbst sagt.
Viele Schülerinnen und Schüler packen in der Buchener Schülerfirma mit an
Die Schülerfirma arbeitet sehr selbständig. Inzwischen machen rund 50 Schülerinnen und Schüler mit. Dazukommen noch 35 Fünftklässler, die - das war die Idee der Schüler - sich erst einmal ein Jahr als "Azubis" bewähren müssen, bevor sie "übernommen" werden. Die Schüler wählen aus ihrer Mitte die Geschäftsführung. Im Moment sind das Lydia, Yara und Moritz - sie alle sind 13 Jahre alt. Über wichtige Dinge, wie neue Investitionen oder Projekte, die gefördert werden sollen, stimmen die Schülerinnen und Schüler demokratisch ab. Auch Rechnungen und die Buchhaltung managen sie selbst. Im Hintergrund übernimmt ein gemeinnütziger Verein alle rechtlichen Angelegenheiten, für die Erwachsene gebraucht werden.