Das Polizeipräsidium Mannheim hat nach dem Tod eines 47-jährigen Psychiatriepatienten nach einem Polizeieinsatz am 2. Mai 2022 auf dem Mannheimer Marktplatz hunderte Mitarbeiter im Umgang mit psychisch Kranken geschult.
Das Präsidium ist zuständig für Mannheim und Heidelberg sowie den Rhein-Neckar-Kreis. Der 2. Mai 2022 war der Auslöser für verstärkte Schulungen im Umgang mit psychisch Kranken, das bestätigte der Mannheimer Polizeisprecher Patrick Knapp auf SWR-Anfrage. Bis heute hätten rund 500 Männer und Frauen im Polizeidienst die Schulungen durchlaufen, um ihr Verständnis für den Umgang mit Psychiatrie-Patienten zu verbessern.
Anklage wegen Körperverletzung im Amt mit Todesfolge Tod nach Polizeigewalt in Mannheim: Augenzeugen sagen aus
Nach einem Polizeieinsatz am 2. Mai 2022 auf dem Mannheimer Marktplatz war ein 47-jähriger Mann gestorben. Am zweiten Prozesstag haben Augenzeugen ausgesagt
Drei Wachen im Fokus
Dabei stand die H4-Wache in der Mannheimer Innenstadt wegen der unmittelbaren Nähe zum Zentralinstitut für seelische Gesundheit (ZI) im Fokus. Weitere Schwerpunkte waren das Polizeirevier Wiesloch, wo Patienten des Psychiatrischen Landeskrankenhauses unterwegs sind und auch das Polizeirevier Innenstadt in Heidelberg, deren Polizistinnen und Polizisten mit Patienten aus der Psychiatrie in der Poststraße konfrontiert werden können.
Tod des 47-Jährigen war Auslöser
Es werde darauf geachtet, so Knapp, dass möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Schulungen teilnehmen - auf allen Hierachie-Ebenen. Es habe zwar schon zuvor Schulungen dieser Art gegeben, allerdings sei der Tod des 47-jährigen Mannes am 2. Mai 2022 in Mannheim Auslöser für intensivere Schulungen gewesen.
Aktuell läuft der Prozess gegen zwei 27 und 26 Jahre alte Polizisten wegen des Polizeieinsatzes am 2. Mai 2022. Dem Hauptangeklagten wird Körperverletzung mit Todesfolge im Amt vorgeworfen.
Es gab danach einen weiteren Todesfall durch Polizeischüsse. Ob die Beamten bereits geschult waren, die an diesem Einsatz beteiligt waren, ist Polizeisprecher Patrick Knapp nicht bekannt. Dabei war ein 49-jähriger psychisch kranker Mann Ende Dezember im Mannheimer Stadtteil Schönau erschossen worden.
In den Schulungen geht es nach Angaben der Polizei vor allem um mehr Verständnis für die psychisch Kranken, ihre Situation und um Kommunikation, es geht weniger um Einsatztraining und Zwang. Zudem werden auch die Einsatztrainer der Polizei geschult, damit sie ihr Wissen in den Trainings weitergeben können.
Zusammenarbeit mit Hochschule für Polizei
Die Schulungen laufen im Polizeipräsidium Mannheim in Zusammenarbeit mit einem Psychologen der Hochschule für Polizei in Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis). In den Polizeirevieren unterrichten auch Fachleute aus den jeweiligen ärztlichen Einrichtungen, wie die Abläufe im Umgang mit den Patienten in den Einrichtungen sind und was es besonders zu beachten gilt.
Stärkerer Einsatz von Bodycams
Die Polizei will in Zukunft auch besser mit den Einsatzkameras umgehen, den sogenannten Bodycams. Im Fall der beiden angeklagten Polizisten haben beide offenbar keine solche Kameras getragen. Es solle darauf hingewirkt werden, dass die Polizisten nicht vergessen, die Kameras einzuschalten, wenn ein Einsatz eskaliert.
Da die Kameras über eine Pre-Recording-Funktion verfügen, gibt es immer einen kleinen Vorlauf bei der Aufnahme. So könnten Situationen im Nachhinein besser beurteilt werden als durch externe Handy-Videos. Die Pre-Recording-Funktion ergibt keine abgespeicherte Aufnahme, wenn die Kamera nicht aktiviert wird.