Ein Soldat desPanzerbatallion 363 Hardheim hält eine Fahne, neben ihm Kameraden: Etwa 300 Soldatinnen und Soldaten werden zu ihrem Einsatz nach Litauen verabschiedet.

NATO-Mission im Schatten des Angriffskriegs auf die Ukraine

Teile des Panzerbataillons 363 aus Hardheim nach Litauen verlegt

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AUTOR/IN
Judith Bühler
Thomas Miltner

Das Panzerbataillon 363 aus Hardheim (Neckar-Odenwald-Kreis) ist am Mittwoch zu seinem Einsatz nach Litauen verabschiedet worden. Die Soldaten gehen ins Grenzgebiet zu Russland.

Die Mission ist heikel, aber die Botschaft vor allem in Richtung Russland ist extrem wichtig. Die Bundestagsabgeordnete Nina Warken (CDU) und Landrat Achim Brötel (CDU) betonten, es sei kein Kriegs- sondern ein Friedenseinsatz für Freiheit und Demokratie in Europa. 300 Soldatinnen und Soldaten des Panzerbataillons 363 aus Hardheim werden im Rahmen der NATO Mission eFP nach Litauen ins dortige Grenzgebiet zu Weißrussland und Russland verlegt. Zum Kontingent aus dem Odenwald gehören auch 16 Leopard Kampfpanzer und andere gepanzerte Fahrzeuge.

Ein Soldat salutiert als seine Kameradinnen und Kameraden des Panzerbatallion 363 Hardheim bei ihrer Verabschiedung zum NATO-Einsatz nach Litauen maschieren.
Verabschiedung des Panzerbataillons 363

Dauerhafte Stationierung deutscher Soldaten in Litauen

Der Auslandseinsatz der Hardheimer Truppe ist auf sechs Monate begrenzt. Bundes-Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte am Tag zuvor die dauerhafte Stationierung deutscher Soldatinnen und Soldaten beim Bündnispartner Litauen angekündigt. Damit kommt die Bundeswehr einer Bitte der litauischen Regierung nach und demonstriert ihre Solidarität mit dem Bündnispartner, der sowohl eine Grenze zu Weißrussland als auch zu Russland hat. Der Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises Achim Brötel befürwortete in seiner Rede ausdrücklich den Einsatz, warnte aber auch davor, dass eine dauerhafte Stationierung in Litauen den Kasernen-Standort Hardheim gefährden könnte.

"Ja, es ist ein Aufbruch ins Ungewisse. Aber Sie ziehen, liebe Soldatinnen und Soldaten, nicht in den Krieg, sondern sie ziehen in den Frieden."

Mit einer öffentlichen Verabschiedung und einer Ehrenformation auf dem Sportplatz in Hardheim wurden die Mitglieder des Panzerbataillons 363 zu ihrem auch aus politischer Sicht wichtigen Einsatz verabschiedet. Vertreter der Bundes- und Landespolitik betonten die Wichtigkeit der Mission eFP im Rahmen des NATO Bündnisses und stellten sich demonstrativ hinter die Soldatinnen und Soldaten.

Belastung für Angehörige

Dennoch bedeutet die Verlegung vor allem für die Familien und Freunde eine große Belastung. Auch viele Hardheimer Bürger waren gekommen, um ihre Solidarität zu zeigen. Bei freiem Essen und Getränken wurde auf dem Sportplatzgelände gefeiert, aber die Anspannung war dennoch zu spüren. Ein ehemaliger Soldat sagte dem SWR, dieser Einsatz in Litauen sei deutlich mehr als nur eine Übung. Krieg und Kampf seien so nah wie nie zuvor, aber gemeinsam müsse man jetzt in der NATO Putin und Russland die Stirn bieten, so der Familienvater, der nicht namentlich genannt werden will.

Bei der Verabschiedung des Panzerbatallion 363 Hardheim zum NATO-Einsatz nach Litauen zeigt ein Soldat Interessierten aus der Bevölkerung einen Panzer
Leopard Kampfpanzer A3 des Panzerbataillon 363 Hardheim

Hardheimer Kommandeur leitet den internationalen Einsatz in Litauen

Der Kommandeur des Panzerbataillons 363 in Hardheim, Oberstleutnant Andreas Kirchner, leitet auch den internationalen Einsatz mit anderen NATO-Partnern in Litauen. Ein Jahr lang haben er und sein Stab den Einsatz in Rukla, einem kleinen Städtchen am Flussufer der Neris, vorbereitet. Das Einsatzgebiet liegt in unmittelbarer Nähe zur Grenze nach Weissrussland und zur Grenze nach Russland. Kirchner ist sich der geopolitischen Brisanz bewusst, zeigte sich aber im SWR Interview absolut überzeugt von der Mission und der Einsatzbereitschaft seiner Truppe.

Sechsmonatiger Einsatz geplant

Bis zum Januar 2024 wird das Kontigent aus dem Odenwald Teil der NATO-Battlegroup Litauen sein. Kämpfe kann bei der aktuellen Lage zwischen der Ukraine, Russland und den baltischen NATO-Staaten niemand mehr ausschließen. Die Ernsthaftigkeit der Lage und des Einsatzes waren in allen Reden an diesem Tag ein Thema, doch Kommandeur Kirchner betonte, dass es bislang keine Rückmeldungen über Ängste oder Bedenken seiner Soldatinnen und Soldaten gegeben habe. Grundsätzlich gebe es aber ein sehr gutes Betreuungsangebot, das auch die Familien mit einschließe.

Die ersten Teil-Einheiten reisen schon in den nächsten Tagen nach Litauen, der Großteil folgt Anfang August. Mit einem Ortsschild von Hardheim und einem des Neckar-Odenwald-Kreises wurde das Bataillon verabschiedet, aber vor allem mit dem Wunsch für Gottes Segen - und dass alle wohlbehalten zurückkehren mögen.

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