Daniel Strauß vom Landesverband Baden-Württemberg der Sinti und Roma würdigte Zilli Schmidt als großes Vorbild und wunderbare Freundin: "Sie war einer der faszinierendsten Menschen, dem wir je begegnet sind." Ruhe und Vertrauen habe sie aus ihrem Glauben geschöpft. Im Vorjahr hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Überlebende des Porajmos, wie Sinti und Roma den Holocaust nennen, als Zeitzeugin mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In einer Mitteilung kondolierte Steinmeier am Freitagabend zu ihrem Tod:
"Mit Zilli Schmidt verliert unser Land eine beeindruckende, selbstbewusste und mutige Frau, die unerschütterlich gegen Hass, Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit gekämpft hat. Ihre Geschichte erinnert uns daran, alles zu tun, um die bis heute andauernde Diskriminierung von Roma endlich zu beenden."
Bundespräsident von Zilli Schmidt beeindruckt
Beeindruckt habe ihn ihr autobiografisches Buch "Gott hat mit mir etwas vorgehabt! Erinnerungen einer deutschen Sinteza", so Steinmeier. Ebenfalls im Vorjahr war Schmidt mit dem Kultur- und Ehrenpreis des baden-württembergischen Verbands Deutscher Sinti und Roma geehrt worden.
Preisverleihung in Mannheim Kultur- und Ehrenpreis: Sinti und Roma ehren Holocaust-Überlebende
Der Landesverband der Sinti und Roma hat in Mannheim drei Preise vergeben. Einer ging an die 97-jährige Holocaust-Überlebende Zilli Schmidt. Sie nahm selbst an der Verleihung teil.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) würdigte Schmidt als "Kämpferin für Anerkennung des Völkermords an den Sinti und Roma". Schmidt werde ihr in Erinnerung bleiben, für ihr "ansteckendes Lachen, ihre Offenheit und Heiterkeit, aber auch ihr Mut, Missstände anzusprechen, zu mahnen, wenn Menschenfeinde sich heute in neuen Gewändern kleiden", so Roth.
KZ Auschwitz-Birkenau überlebt
Schmidt wurde am 10. Juli 1924 als Cäcilie "Zilli" Reichmann im thüringischen Hinternah geboren. 1942 wurde die Familie deportiert; ihre Eltern, Schwester und ihre vierjährige Tochter wurden später im KZ umgebracht. Schmidt war eine der wenigen Sinti-Überlebenden, deren Verfolgung in der Bundesrepublik vor Gericht kam. 1988 sagte sie als Zeugin in einem Prozess gegen einen Blockführer im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau aus.
Trauerfeierlichkeiten in Mannheim
Die Trauerfeier findet am Donnerstag auf dem Mannheimer Hauptfriedhof statt. Der Mannheimer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD), der enge Freund der Familie und Europaabgeordnete Romeo Franz, der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antiziganismus, Dr. Mehmet Daimagüler und weitere Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft haben ihr Kommen angekündigt, um Zilli Schmidt die letzte Ehre zu erweisen.
Holocaust-Überlebende mit 98 Jahren gestorben Trauerfeier für Zilli Schmidt in Mannheim
Am Donnerstag fand auf dem Mannheimer Hauptfriedhof die Trauerfeier für die Holocaust-Überlebende Zilli Schmidt statt. Sie war im Alter von 98 Jahren gestorben.