Ein Heizungsmonteur kontrolliert eine ältere Heizungsanlage. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Jens Büttner)

Interview mit Obermeister der Sanitär- und Heizungs-Innung Rhein-Neckar

Streit um Heizungsgesetz: Mannheimer Fachmann wünscht sich "klare Ansage"

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Wolfgang Kessel
Wolfgang Kessel, Redakteur beim SWR in Mannheim (Foto: SWR, Wolfgang Kessel)

In der Ampelkoalition gibt`s Streit um das sogenannte Heizungsgesetz. Das gilt noch gar nicht, stresst aber zum Beispiel schon die Sanitär- und Heizungs-Innung Rhein-Neckar.

Norbert Ufer aus Mannheim, Obermeister der Sanitär- und Heizungs-Innung Rhein-Neckar, im SWR-Interview.

SWR Aktuell: Wie nehmen Sie den aktuellen Zoff ums Heizungsgesetz wahr?

Norbert Ufer: Ich nehme wahr, dass unsere Kunden sehr verunsichert sind. In erster Linie wegen der Unklarheiten bezüglich des Termins und der Frage, in welcher Form das Gesetz umgesetzt werden soll. Die derzeitige Materiallage sowie der Teile- und Fachkräfte-Mangel bekommen wir jeden Tag zu spüren. Mittlerweile bekommen wir unter Umständen zwar die Geräte, aber keine Zubehörteile wie zum Beispiel Abgas-Materialien mehr, so dass Aufträge nicht umgesetzt werden können.

SWR Aktuell: Was bekommen Sie denn aktuell konkret von Ihren Kunden dazu zu hören? Blicken die noch durch?

Ufer: Ein klares "Nein". Weil: Da gibt es ja nichts zum Durchblicken. Die FDP sagt jetzt: Der Entwurf zum Heizungsgesetz soll diese Woche nicht mehr im Bundestag behandelt werden. Dann verzögert sich alles erst mal. Also geben manche Kunden schon bestehende Aufträge wieder zurück, weil sie sagen: "Das ändert sich ja doch noch mal, wir warten mal noch ab."

Heizungs-Fachmann: "Noch nie so viele Gas- und Öl-Kessel verkauft"

SWR Aktuell: Wie viel haben Sie denn gerade wegen dieses Wirrwarrs ums Heizungsgesetz, das ja noch gar nicht in Kraft getreten ist, zu tun?

Ufer: Jede Menge. Ich habe noch nie so viele Gas- und Ölkessel verkauft wie in diesem Jahr, in kurzer Zeit. Der Mannheimer Maimarkt ist bei uns immer so ein Entscheidungsmoment: Die Leute kommen zum Maimarkt, informieren sich dort und treffen danach ihre Entscheidungen. Ich habe innerhalb von zwei Wochen rund um den Maimarkt zwölf Heizungsanlagen verkauft. So viel habe ich noch nie in so kurzer Zeit verkauft.

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SWR Aktuell: Die Leute haben Gas- und Ölheizungen gekauft?

Ufer: Selbstverständlich. Was ja auch logisch ist: Wenn Sie die Auswahl haben zwischen einem Weg, den Sie nicht kennen, und einem Weg, den Sie kennen, der vielleicht aber etwas beschwerlicher ist, dann gehen Sie trotzdem den Weg, den Sie kennen. Das ist der Gas- und der Ölkessel.

SWR Aktuell: Und der andere Weg wäre die Wärmepumpe?

Ufer: Der andere Weg ist die Wärmepumpe.

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SWR Aktuell: Was bringt denn aus Ihrer Sicht mit Blick auf das Klima eine Wärmepumpe, die ja Gas- und Ölheizungen auf Sicht ersetzen soll?

Ufer: Mit Sicherheit ist die Wärmepumpe in Gebäuden, wo sie effizient eingesetzt werden kann, das richtige Mittel, um die Emissionen zu senken. Es muss eben passen.

SWR Aktuell: Wann passen sie denn nicht?

Ufer: Wenn die Gebäude für eine Wärmepumpe nicht geeignet sind. Es kommt auf die Art des Heizsystems, das Alter des Gebäudes und auf den Stand der energetischen Sanierung des Gebäudes an. Beispiel: Ein voll gedämmtes Haus aus dem Jahr 1930 kann besser sein als eines aus dem Jahr 1990. Das kommt einfach auf den Zustand an. Man muss das vorher berechnen, ob eine Wärmepumpe-Anlage sinnvoll und effizient in ein Gebäude passt.

Eine Wärmepumpe steht an der Außenwand eines Einfamilienhauses. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Daniel Reinhardt)
Eine Wärmepumpe an der Außenwand eines Einfamilienhauses (Archivbild)

SWR Aktuell: Wie viele Wärmepumpen haben Sie denn in den vergangenen Monaten verkauft?

Ufer: Drei.

SWR Aktuell: Nur drei - weil die Leute vorsichtig sind?

Ufer: Ja. Und auch wegen der Kosten. Eine normale Heizungsanlage, Gas oder Öl, kostet irgendwo zwischen 15.000 und 18.000 Euro. Wärmepumpen: Das ist immer schwer zu sagen, weil das alles erst an das Gebäude angepasst werden muss. Dadurch, dass wir wassergeführte Systeme haben. Die Hydraulik muss zum Beispiel abgeglichen werden.

Wärmepumpe kostet laut Heizungs-Experte bis zu 50.000 Euro

SWR Aktuell: Was kostet eine Wärmepumpe ungefähr?

Ufer: Zwischen 30.000 und 50.000 Euro. Da ist eine große Spanne, weil ich einfach schauen muss: Welches Produkt, welche Leistungsstärke brauche ich. Das hängt einfach davon ab, in welchem Zustand das Gebäude ist.

SWR Aktuell: Die Ampelkoalition zofft sich wegen des Heizungsgesetzes. Wenn Sie jetzt ein Machtwort sprechen könnten: Was würden Sie der Regierung dann zu dem Thema sagen?

Ufer: Wir brauchen eine klare Ansage, was in Zukunft gemacht werden soll, und kein Hin und Her und Rauf und Runter. Das funktioniert so nicht. Die Menschen brauchen eine klare Ansage, inwieweit sie Entscheidungen zu treffen haben, wo es hingeht. Dann kriegen wir das auch hin.

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