Eine Wärmepumpe in der Geothermie-Anlage eines Heizungsraums. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Soeren Stache)

Folgen für Wohnanlagen am Bodensee und in Oberschwaben

Heizungsgesetz setzt Eigentümer unter Druck

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Für Wohnungseigentümer in Mehrfamilienhäusern kann das geplante Heizungsgesetz der Bundesregierung teuer werden, wenn die Eigentümergemeinschaft eine Sanierung beschließt.

Das geplante Heizungsgesetz der Ampelkoalition in Berlin ist aktuell eines der politischen Aufregerthemen. Noch ist das Gesetz nicht von Bundestag und Bundesrat beschlossen, sorgt aber schon jetzt bei vielen Menschen für Verunsicherung. Während Hausbesitzer und -besitzerinnen im Zweifel die Entscheidung über eine energetische Sanierung ein paar Jahre hinauszögern können, sieht das bei Wohnungseigentümern in Mehrfamilienhäusern auch in der Region Bodensee-Oberschwaben anders aus - denn hier gilt der Mehrheitsbeschluss.

Wohnungsverwaltungen: Wichtige Aufgaben bei Sanierung

Wohnungsverwaltungen kommt dabei eine wichtige Aufgabe zu. Denn sie organisieren im Auftrag einer Eigentümergemeinschaft den Weg hin zu einer energetischen Sanierung. Wichtig sei, sich jetzt frühzeitig Klarheit darüber zu verschaffen, welche Sanierungsmaßnahmen in einem Gebäude möglicherweise anstehen, sagt Daniel Schneiderhan. Er ist Geschäftsführer der Immobilienvermittlung der Volksbank Friedrichshafen-Tettnang (Bodenseekreis). Die Bank ist laut Schneiderhan schon seit Jahrzehnten auch im Wohnungsverwaltungsgeschäft tätig und verwaltet aktuell über 3.000 Wohneinheiten am Bodensee und in Oberschwaben. So sei man bei seiner Bank seit über einem Jahr mit Energieberatern in allen Wohnanlagen unterwegs.

"Das Ziel ist, für jedes Gebäude einen Sanierungsfahrplan zu bekommen, in dem die Eigentümer die Transparenz bekommen zu sagen, was erforderlich ist, was nett ist, dass man es macht, und was auf alle Fälle Pflichtaufgabe ist"

Energetische Sanierung: Oft mehr als nur eine neue Heizung

Rund die Hälfte der insgesamt 5,1 Millionen Wohnungen in Baden-Württemberg befinden sich laut dem aktuellen Gebäudereport des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Mehrfamilienhäusern. Die Heizungen in diesen Wohnlagen sind laut dem Report im Schnitt 17 Jahre alt - ein Austausch steht also bei vielen an - doch dabei wird es oftmals nicht bleiben.

Auch der Austausch der Fenster oder gar eine Fassadendämmung könnten in den nächsten Jahren anstehen. Und dabei gilt: Wenn die Eigentümerinnen und Eigentümer mehrheitlich für eine Sanierung stimmen - heißt es auch für die, die das nicht wollen: Mitgegangen - mitgefangen:

"Der Gesetzgeber hat hier klar vorgegeben, dass, wenn die Entscheidung gefallen ist, alle mitzuziehen haben. Das ist eine Gemeinschaft, die Rechte und Pflichten hat, und die Pflichten gehören eben auch dazu."

Sanierung einer Wohnanlage kann Millionen Euro kosten

Dabei gehe es auch um den Schutz des Gebäudes, weil wenn nicht saniert wird, verliere das Gebäude an Wert. So eine energetische Sanierung kann je nach Wohnanlage auch mal in die Millionen gehen, erzählt Daniel Schneiderhan. Und wenn die Eigentümergemeinschaft übers Hausgeld nicht seit Jahren angespart hat, drohen hohe Sonderzahlungen - die manch eine oder einer nicht wird stemmen können. Im schlimmsten Fall muss die Wohnung verkauft werden - nicht nur für Ältere eine Horrorvorstellung.

Es gibt zwar mittlerweile eine ganze Reihe an Finanzierungsmodellen wie etwa den Teilverkauf mit Wohnrecht, sodass einem der Umzug erspart bleibt. Experten, Stiftung Warentest und Verbraucherzentralen sehen da allerdings Vor- und Nachteile und raten dazu, sich im Vorfeld sehr genau zu informieren.

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