Gras-Anbau folgt vielen Vorgaben und Regeln

Heidelberger Cannabis Social Club bereitet sich auf Anbau von Cannabis vor

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Autor/in
Christian Scharff
Christian Scharff

Mit der Teil-Legalisierung von Cannabis kommen große Aufgaben auf Cannabis Social Clubs zu - wie in Heidelberg. Sie sollen ein Baustein für die Abgabe von legalem Cannabis sein.

Der Bundestag hat am Freitag die kontrollierte Freigabe von Cannabis in Deutschland beschlossen. Besitz und Anbau der Droge sollen zum 1. April 2024 mit zahlreichen Vorgaben für Volljährige zum Eigenkonsum legal werden. Das sieht ein angenommenes Gesetz der Ampelkoalition vor.

Die Teil-Legalisierung von Cannabis ist für die Cannabis Social Clubs in Deutschland eine Herausforderung. Zwar darf jeder erwachsene Mensch nach dem Willen der Bundesregierung drei Pflanzen anbauen und eine kleine Menge bis 50 Gramm besitzen, im öffentlichen Raum 25 Gramm. Drei blühende Pflanzen sind erlaubt. Was darüber hinausgeht, wird aber strafbar bleiben.

Cannabis-Abgabe an Clubmitglieder

Ein Cannabis Social Club wie in Heidelberg will für alle Cannabis-Konsumenten anbauen, die das nicht selbst wollen oder können. Die Cannabis Social Clubs sollen Cannabis, das landläufig auch Gras heißt, an erwachsene Clubmitglieder weitergeben - bis zu 50 Gramm im Monat. Der Anbau ist technisch und organisatorisch nicht einfach, erklärt Andreas Niemöller, Erster Vorsitzender des Cannabis Social Club in Heidelberg mit dem blumigen Namen "Rising Flowers":

Cannabis Social Club in Heidelberg fehlt noch eine Halle

Für den Anbau braucht der Club eine geeignete Halle. Das gestaltet sich aber schwierig: schon zweimal ist die Suche nach einem Standort rund um Heidelberg gescheitert. Auch, weil es im Gesetz strenge Abstandsregeln zu Einrichtungen für Kinder und Jugendliche gibt.

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Sollte eine solche geschlossene Anlage dann betriebsbereit sein, geht es unter Kunstlicht in die Produktion des Gras, das in der Regel nach drei bis vier Monaten erntereif ist. In einem normalen Gewächshaus wäre die Produktion zu schwierig, das ist heute die Ansicht beim CSC Rising Flowers. Es könne passieren, dass ganze Chargen nicht für den Konsum freigegeben werden, weil Grenzwerte nicht eingehalten werden.

Allerdings steht die Sicherheitsfrage groß im Raum, denn auch legales Gras habe einen hohen Wert, wie Andreas Niemöller selbst sagt.

Anbau ist teuer und bestenfalls nachhaltig

Gleichzeitig soll der Anbau möglichst kontrolliert ablaufen, also ein Produkt erzeugen, das hohen medizinischen Ansprüchen genügt. Schutzanzüge, Mundschutz und Atemschutz sind Pflicht. Und der Anbau soll möglichst nachhaltig sein - am besten mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Das ist auch wirtschaftlich sinnvoll, weil die Stromkosten für die Beleuchtung trotz stromsparender LED-Lampen recht hoch sind.

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Abgabe zum Selbstkostenpreis

Auf Vereine wie den Cannabis Social Club in Heidelberg kommt viel Verantwortung zu: Das Gras wird zum Selbstkostenpreis an die Clubmitglieder abgegeben. Rauchen oder Konsum auf andere Weise vor Ort in den Clubs ist aber im Gesetz nicht vorgesehen. Christoph Lehner vom Hanfverband Rhein-Neckar weist darauf hin, dass viele Details erst in der Praxis erprobt werden könnten. Er rechnet aber damit, dass sich die Lage einpendeln wird.

Das wird sich einspielen, irgendwie wird ein Weg gefunden.

Für Jugendliche ist Cannabis-Rauchen weiter verboten. Junge Erwachsene ab 18 Jahren sollen für ihren Konsum nicht mehr auf dubiose Dealer angewiesen sein. Das ist für Andreas Niemöller, der selbst in der Jugendarbeit aktiv ist, besonders wichtig. Im Augenblick seien die jungen Leute gefährdet, weil sie möglicherweise gestrecktes oder verunreinigtes Gras angedreht bekommen. Er verweist auf die bisherige Drogenpolitik in Deutschland, die das Problem nicht gelöst hat.

Verunreinigung von Gras auf dem Schwarzmarkt

Die zunehmende Verunreinigung von Cannabis auf dem Schwarzmarkt bereitet in den letzten Jahren Sorgen. Immer mehr Gras kommt gestreckt mit Blei, mit Glasstaub oder anderen Substanzen auf den Markt. Oder minderwertiges Gras wird mit synthetischen Cannabinoiden besprüht, so dass die an sich harmlose Pflanze zum "Rausch-Knaller" wird.

Starkes Interesse an Mitgliedschaft

Für die Mitgliedschaft im "CSC Rising Flowers" in Heidelberg besteht jetzt schon starkes Interesse. Vor allem aus der bürgerlichen Mitte der Gesellschaft hätten sich viele Menschen angemeldet, erzählt Andreas Niemöller. Für "Kiffer-Romantik" bleibt allerdings nicht viel Platz.

Wir sind halt kein Hippie-Club, wo sich die Clubmitglieder am Wochenende mit einem Strohhut treffen und dann ihr selbst angebautes Gras konsumieren.

Es werden also künftig von den Cannabis Social Clubs unter kontrollierten Bedingungen saubere Cannabis-Blüten mit festgelegten Anteilen des Wirkstoffs THC erzeugt. Damit will die Bundesregierung den schwarzen Markt austrocknen, Kriminalität verringern und die Kriminalisierung von Konsumenten beenden. Im April soll es für alle Interessierten in Heidelberg eine Info-Veranstaltung zu dem Thema geben.

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