Tatort Mannheim (Foto: SWR)

Nach Polizeieinsatz in Mannheim mit einem Toten

Innenministerium in Stuttgart: Sehr wenige Strafanzeigen wegen Polizeigewalt enden mit Verurteilungen

Stand

Der Tod eines Mannes bei einem Polizeieinsatz in Mannheim löste heftige Kritik aus. Doch handelt es sich um einen Einzelfall? Die meisten Strafanzeigen wegen mutmaßlicher Polizeigewalt bleiben laut Innenministerium folgenlos.

Exakt 1.039 Strafanzeigen wurden nach Auskunft des Innenministeriums zwischen 2019 und 2021 von Bürgerinnen und Bürgern wegen des Vorwurfs von Polizeigewalt gestellt. Das ergab eine Abfrage des Polizeipräsidiums Baden-Württemberg bei Dienststellen und Einrichtungen des Polizei-Vollzugsdienstes vom vergangenen Juli. In der Regel bleiben Strafanzeigen gegen Polizeibeamte aber offenbar folgenlos. Das teilte das Innenministerium auf SWR-Anfrage mit.

In nur sechs Fällen kam es zu Verurteilung oder Disziplinarmaßnahmen

In lediglich sechs der angezeigte Fälle habe die Strafanzeige zu einer Verurteilung oder zu Disziplinarmaßnahmen für den Beklagten oder die Beklagte geführt. Ein Sprecher des Innenministeriums teilte dem SWR mit, vermutlich stellten viele Personen Strafanzeige wegen angeblicher Polizeigewalt "aus der Emotion heraus".

Strafanzeige wegen Polizeigewalt "oft aus der emotionalen Situation heraus" gestellt

Zum Beispiel, wenn Polizisten eine Person nach einem häuslichen Streit in Gewahrsam nehmen müssen und die entsprechende Person setze sich zur Wehr. Dann werde, so der Sprecher, "aus der emotionalen Situation heraus" schnell Anzeige wegen Polizeigewalt erstattet. Die Staatsanwaltschaft stufe solche Fälle dann meist als strafrechtlich irrelevant ein und stelle das Verfahren ein.

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SWR