Drei Frauen am Mannheimer Marktplatz vor Blumen auf Bürgersteig (Foto: SWR)

Pressekonferenz der Polizei

Mann stirbt nach Polizeikontrolle in Mannheim: Polizei prüft eingegangene Videos

Stand

Beim Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart sind mittlerweile rund 70 Videos zum Polizeieinsatz am Montag eingegangen, der für einen 47-Jährigen tödlich endete.

Die Videos sollen den umstrittenen Polizeieinsatz am Montag in Mannheim dokumentieren. Noch sei nicht klar, ob und wie viele der Videos verwertbar sind, so ein LKA-Sprecher. Man arbeite mit Hochdruck an der Auswertung. Zudem haben sich bei der Behörde bisher rund 30 Zeugen gemeldet. Nach dem Polizeieinsatz war ein 47-jähriger Mann gestorben.

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Demonstrationen in Mannheim und Heidelberg

Am Dienstagabend haben gut 550 Menschen in Mannheim und Heidelberg gegen Polizeigewalt demonstriert. Rund 150 Menschen nahmen laut Polizei an der Demonstration auf dem Marktplatz in Mannheim teil. Dazu hatte die Studierendenschaft in Mannheim aufgerufen. Auf den Boden hatte eine Person mit Kreide "Mord durch Polizei" geschrieben. Dort, wo der Mann am Montag kontrolliert wurde, hielten rund 30 Menschen vor den Blumen inne.

Auch in Heidelberg sind am Abend rund 400 Menschen auf Einladung der Antifaschistischen Initiative Heidelberg durch Teile der Innenstadt gezogen, um des 47-Jährigen zu gedenken. Nach der Schlusskundgebung war die Demonstration beendet. Die Versammlung lief laut SWR-Informationen friedlich ab.

Demonstrierende mit unterschiedlichen Bannern gehen auf der einen Seite, Polizeibeamte auf der anderen Seite in der Innenstadt von Heidelberg. (Foto: SWR)
Die Demonstration in Heidelberg ist laut SWR-Informationen friedlich verlaufen.

Demonstrierende kritisieren Polizei aufs Schärfste

Einer der Veranstalter der Mannheimer Demonstration war Benedikt Eckert. Der 27-Jährige verurteilte aufs Schärfste, wie die Polizei am Montag mit dem Mann umgegangen war. "Wir sind absolut gegen Polizeigewalt. Die Polizei ist hier zum Schützen und nicht zum Angreifen", sagte er.

Djamila Köfer, ebenfalls Veranstalterin, ist davon überzeugt, dass der Mann am Montag durch die Behandlung der Polizei gestorben ist. "Wir sind heute hier, um ein ganz klares Zeichen zu setzen, dass wir das nicht akzeptieren, dass wir solche Gewalt nicht haben wollen", sagte sie dem SWR. In der Polizei sollten ihrer Meinung nach grundlegende Strukturen verändert werden, damit es nicht mehr zu solchen Vorfällen komme.

Mannheim

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Todesursache des 47-Jährigen bisher unklar

Bisher ist noch unklar, wie der Mann tatsächlich zu Tode gekommen ist. Die polizeilichen Ermittlungen dazu laufen. Im Fokus der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Mannheim und des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg stehe nun die Rekonstruktion des Geschehens, heißt es. Gegen die beiden beteiligten Polizeibeamten wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung im Amt mit Todesfolge eingeleitet. Das LKA bittet weiterhin um Hinweise von Zeuginnen und Zeugen. Am Mittwoch soll der Mann obduziert werden. Das Obduktionsergebnis wird vermutlich erst Ende der Woche vorliegen.

Laut LKA ist der Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit und kroatischem Migrationshintergrund am Montagmittag von zwei Polizeibeamten überprüft worden. Kurz vorher hatte ein Arzt des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim (ZI) die Polizei alarmiert, weil ein Patient möglicherweise Hilfe brauche. Dabei handelte es sich um jenen 47-jährigen Mann. Nach verlässlichen SWR-Informationen war der Mann seit 20 Jahren wegen Angstzuständen in Behandlung, ein Verwandter beschreibt ihn als gutmütigen Menschen. 

Polizei will Videos zur Ermittlung nutzen

Die Beamten und der Arzt suchten nach dem Mann, sie fanden ihn in der Mannheimer Innenstadt. Er habe aber Widerstand geleistet, als die Polizeibeamten ihn kontrollieren wollten. Die Beamten hätten den 47-Jährigen überwältigt, später sei er plötzlich leblos zusammengebrochen. In den sozialen Netzwerken im Internet kursierten später Videos, auf denen zu sehen sein soll, wie ein Beamter auf den Kopf des Mannes einschlägt. Die Polizei Mannheim twitterte dazu am Dienstag: "Natürlich werden LKA und Staatsanwaltschaft auch die diversen Videos zu den weiteren Ermittlungen heranziehen."

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