Kaum ein kommunalpolitisches Thema bewegt die Pforzheimer emotional so sehr wie das Schicksal der städtischen Bäder. Seit vor vier Jahren sowohl das beliebte Emma-Jaeger-Bad in der Innenstadt als auch das Stadtteilbad in Huchenfeld wegen Einsturzgefahr schließen mussten, reißt der Ärger darüber, dass sich offenbar nichts bewegt, nicht ab.
Neubau des Pforzheimer Emma-Jaeger-Bads sinnvoll?
Zwar gab es 2020 einen Beschluss für zwei neue Bäder, doch gebaut wird bislang nur in Huchenfeld. Dagegen verfällt das "Emma", wie die Pforzheimer das City-Bad nennen, inzwischen zur Ruine. Der geplante Abriss hat sich komplizierter als gedacht herausgestellt. Unter anderem mussten hydrologische Gutachten eingeholt werden, auch die Sicherungsmaßnahmen erwiesen sich als komplex. Und dann sind auch noch die Baupreise explodiert. War ursprünglich von 23 Millionen Euro Kosten die Rede, rechnet man inzwischen mit dem Doppelten. Auch deswegen wird jetzt erneut diskutiert, ob ein Neubau an dieser Stelle überhaupt noch sinnvoll ist.
Schlechte Noten für bisheriges Bäderkonzept
Im Oktober gab es eine Sondersitzung, in der Bäder-Experten aus der Schweiz eine von der Stadt beauftragte Analyse der Pforzheimer Bäderlandschaft vorgestellt haben. Das Resümee ist ernüchternd. Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass der bisherige Plan - Neubau des Emma-Jaeger-Bads in abgespeckter Form am jetzigen Standort – die schlechteste aller denkbaren Varianten ist.
Gutachten befürwortet Erweiterung des Wartberg-Freibads zum Kombibad
Die beste Lösung mit dem größten Nutzen und breitesten Angebot für Schulen, Vereine und die breite Bevölkerung wäre laut Gutachten, das Wartbergfreibad zu einem Kombibad zu erweitern. Ein Kombibad, so die Experten, wäre ganzjährig nutzbar. Auf dem Wartberg gebe es genügend Platz für Erweiterungen und schon jetzt ausreichend Parkplätze.
Ein Neubau des Emma-Jaeger-Bads wäre nur dann sinnvoll, wenn der bisher als reines Schul- und Sportbad konzipierte Neubau zu einem Familienbad erweitert würde. Dann aber kämen zu den bereits explodierenden Kosten noch ein paar Millionen dazu, sodass der Zubau auf dem Wartberg sogar etwas günstiger wäre.
Auftrieb für Kombibad-Befürworter
All das hat den Befürwortern dieser Lösung, darunter auch die Pforzheimer Sportvereine, nochmal Auftrieb gegeben. CDU und Grüne im Gemeinderat forderten kürzlich in einem gemeinsamen Antrag, alle Planungen zu stoppen, um stattdessen nun doch das Kombibad anzugehen.
Bislang sind die Emma-Befürworter in der Mehrheit, allerdings nur knapp. Sie warnen vor nicht stemmbaren Kosten und weiteren jahrelangen Verzögerungen. Und auch die Bürgermeister sind sich uneins. Während sich Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) klar für den bestehenden Beschluss ausspricht, gehörte der zuständige Dezernent Dirk Büscher (CDU) von Anfang an zur Wartberg-Fraktion.
Pforzheimer Gemeinderat trifft endgültige Entscheidung am 17. Januar
Der Gemeinderat müsse jetzt zu Potte kommen, sagt er, meint aber auch, dass sich allen Unkenrufen zum Trotz schon einiges tue bei den Pforzheimer Bädern. Der Neubau des Huchenfelder Stadtteilbads sei im Zeitplan. Erfreulich sei auch, dass der Bund sechs Millionen Euro an Fördergeldern für die Sanierung des Schwimmbads an der Fritz-Erler-Schule zugesagt habe.
Und das Emma-Jaeger-Bad? In der letzten Sitzung des Jahres hat der Gemeinderat den Antrag für ein Kombibad erst mal in die Fachausschüsse verwiesen. Neues Emma-Jaeger-Bad an alter Stelle oder Erweiterungsbau auf dem Wartberg – das bleibt auch zum Beginn des neuen Jahres die Gretchenfrage in Pforzheim. Am 17. Januar soll der Gemeinderat eine endgültige Entscheidung treffen. Oberbürgermeister Peter Boch hat schon angekündigt, erneut für das Emma-Jaeger-Bad stimmen zu wollen.