Angegraut steht das Gebäude aus den 1980er Jahren in bester Lage am Ufer der Murg. Viele Türen und Fenster sind zugeklebt. Alte Schilder erinnern an bessere Zeiten mit Restaurant und Bewirtung im Freien. Jetzt soll dem Haus neues Leben eingehaucht werden. Wohnangebote und Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung sollen entstehen. Und neue Hotelzimmer.
Zeitreise in die Achtziger im Parkhotel Gaggenau
Der Eingang im Keller führt auf direktem Weg zurück in die Achtzigerjahre. Die kleine Diskothek mit einst gläserner Tanzfläche ist jetzt Abstellraum für alte Möbel. In den Gängen hängen großformatige Fotos. Die vergilbten Bilder zeigen aufwendig ausgestattete Räume und prominente Gäste von damals.

Die Küche ein paar Schritte weiter dagegen sieht aus, als könnte man sie sofort wieder in Betrieb nehmen. Natürlich ist sie nicht auf dem heutigen Stand der Technik, sagt der gelernte Koch Marco Glatt. Aber sie würde funktionieren. Er hat hier seine Ausbildung gemacht und hat später im Parkhotel gekocht. Es sei höchste Zeit, dass endlich etwas für das Gebäude getan wird, betont er.
Jetzt ist man an dem Punkt, an dem etwas passiert und ist froh, etwas getan zu haben, um das Haus zu erhalten.

Immer wieder finanzielle Schwierigkeiten im Gaggenauer Parkhotel
Im Foyer findet man Prospekte aus dem Jahr 2004. Kurze Zeit später kam die endgültige Insolvenz für das 63-Zimmer-Hotel. Zu wenige Zimmer, zu hohe Preise und vielleicht nicht genügend Kundschaft für den angebotenen großen Luxus, das war das Problem.
Nach der Eröffnung im Herbst 1983 ging es dem Parkhotel in Gaggenau nie wirklich gut. Es folgten mehrere Besitzerwechsel und die erste Insolvenz bereits wenige Jahre nach der Eröffnung. Das goldene Treppenhaus ist heute noch Symbol für den hohen Anspruch.

Stadt Gaggenau kauft Parkhotel für zwei Millionen Euro
Jahrelang geschah nichts im ehemaligen Luxushotel. Im vergangenen Herbst entschied der Gaggenauer Gemeinderat schließlich, das Gebäude zu kaufen. Rund zwei Millionen Euro investiert die Stadt. Gemeinsam mit der Lebenshilfe Rastatt/Murgtal wird ein Konzept erarbeitet, um Menschen mit Behinderung Wohnungen und Arbeit zu bieten. In einem anderen Teil des fünfstöckigen Hauses soll wieder ein Hotelbetrieb entstehen.
Gaggenau braucht sicherlich wieder an einem zentralen Ort ein Hotelangebot. Und Inklusion gehört ebenfalls mitten in die Stadt!

Derzeit wird von den Verantwortlichen alles genau unter die Lupe genommen, um zu erfahren, was mit der alten Bausubstanz anzufangen ist. Die Stadtwerke Gaggenau haben bereits angedeutet, dass man die Kellerräume für eine Nahwärmezentrale nutzen könnte. In einer Etage könnten sogenannte gesundheitsnahe Dienstleistungen untergebracht werden mit einer Praxis für Physiotherapie.
Große Beteiligung in Gaggenau am Umbauprojekt Parkhotel
Das Interesse am Projekt sei riesig, so Judith Feuerer, Sprecherin der Stadt. Seit Wochen können Interessierte an Führungen durch das leer stehende Hotel teilnehmen. Viele ehemalige Beschäftigte des Parkhotels haben sich bereit erklärt, die Gäste durch "ihr" Hotel zu führen.

Der Umbau des Hauses werde von den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt unter anderem über die sozialen Medien intensiv verfolgt, so die Sprecherin weiter. Bis Anfang 2026 könnte es dauern, bis die Arbeiten abgeschlossen sind. Dann soll das ehemalige Parkhotel am Murgufer als "Haus der Inklusion" neu eröffnet werden.