Nach mehr als vier Jahren Bauzeit ist am Freitag ein Konverter in Philippsburg (Kreis Karlsruhe) offiziell in Betrieb gegangen. Er steht auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks und soll Strom aus dem Norden im Südwesten nutzbar machen.
Windkraft vom Norden in den Süden
Der Konverter ist Teil des Energiewendeprojekts Ultranet. Dabei soll Strom aus Meerbusch in Nordrhein-Westfalen über 340 Kilometer nach Philippsburg fließen und dort im neuen Umspannwerk - oder Konverter - von Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt und ins Netz verteilt werden. So soll nachhaltige Energie aus Nordsee-Windparks, unter anderem vom Energiebetreiber EnBW, auch im Süden nutzbar werden.
Zur offiziellen Inbetriebnahme kam auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nach Philippsburg. Wo früher die Kühltürme eines Atomkraftwerks standen, stehe jetzt ein hochmoderner Konverter, der klimafreundlichen Strom umwandelt, betonte Kretschmann.
Durch den neuen Konverter werde gleichzeitig das Stromnetz sicher und stabil gehalten. Projekte wie Ultranet machten die Energiewende effizienter, schneller und kostengünstiger, so der Ministerpräsident weiter.
Atommüll am Zielort angekommen Castor-Transport hat ehemaliges AKW in Philippsburg erreicht
Am Mittwochnachmittag ist der Zug mit vier Atommüllbehältern im Zwischenlager in Philippsburg angekommen. Beim Castor-Transport durch Frankreich gab es keine Zwischenfälle. Der Transport ist Teil des Endes einer Ära.
Philippsburg: Atomkraftwerk im Wandel
Für Philippsburg ist der Konverter ein weiteres Symbol für den Wandel: Am 14. Mai 2020 wurden hier die Kühltürme des ehemaligen Kernkraftwerks gesprengt. Seitdem wurde auf dem Gelände der Konverter gebaut - auf einer Fläche von etwa zehn Fußballfeldern. Daneben befindet sich das Zwischenlager für Atommüll.
Philippsburgs Bürgermeister Stefan Martus hob die Veränderung für die Stadt hervor. Im Kernkraftwerk seien 900 Menschen beschäftigt gewesen. Der Konverter dagegen bringe keine Arbeitsplätze vor Ort. Das sei ein gewaltiger Unterschied.
Grüner Strom lässt auf sich warten
Bis grüner Strom in Philippsburg ankommt, wird es allerdings noch dauern. Die geplante Stromleitung von Osterath nach Philippsburg wird nach Angaben von TransnetBW voraussichtlich Ende 2026 in Betrieb gehen. 2027 soll dann noch eine Verbindung zur Nordsee fertiggestellt werden. Bis dahin werde ein "Strommix" in Philippsburg ankommen, so ein Sprecher von Transnet BW.
Die Gleichstrom-Trasse wird laut TransnetBW weitgehend auf bestehende Masten gelegt. Man gehe beim Konverter-Projekt derzeit von Kosten in Höhe von rund 700 Millionen Euro aus.