Am 14. Mai 2020 wurden die Kühltürme des ehemaligen Kernkraftwerks in Philippsburg gesprengt. An der selben Stelle wurde seitdem ein Konverter gebaut. Die Anlage soll künftig Windstrom aus Norddeutschland umwandeln. Die Fertigstellung steht kurz bevor.
Tausende Kilometer Kabel für den Konverter
Die acht Gebäude auf dem ehemaligen Kernkraftwerksgelände sind fertig. Derzeit läuft der Innenausbau, insbesondere die Verkabelung. Stromkabel, die mehrfach um die Erde reichen würden, werden hier verlegt, sagen die Verantwortlichen des Betreibers TransnetBW.
Die Anlage auf einer Größe von etwa zehn Fußballfeldern ist Endpunkt der Stromleitung Ultranet, die auf einer bereits bestehenden Trasse über eine Entfernung von 340 Kilometern von Osterath in Nordrhein-Westfallen nach Philippsburg führen wird.
Philippsburger Konverter ist Symbol der Energiewende
Die Hallen des Konverters stehen genau dort, wo zuvor die beiden Kühltürme des ehemaligen Kernkraftwerks standen. Der Gleichstrom aus der Leitung Ultranet wird künftig in der neuen Anlage in Wechselstrom umgewandelt. Der Wechselstrom wird dann über das selbe Netz verteilt, über das früher der in Philippsburg produzierte Atomstrom an die Verbraucher weitergeleitet wurde.
Der Konverter gilt als eine der größten Einzelbaustellen der Energiewende in Deutschland. Laut Betreiber TransnetBW sind die geschätzten Gesamtkosten von rund 500 auf jetzt 600 Millionen Euro gestiegen.
Probebetrieb des Konverters beginnt im Frühjahr 2024
Nach der Fertigstellung soll die Inbetriebnahme des Konverters in einem Jahr mit dem Probebetrieb beginnen. Bis tatsächlich Strom etwa von Windparks in der Nordsee vom Konverter umgewandelt und in das südwestdeutsche Stromnetz eingespeist wird, dauert es aber nach Angaben von TransnetBW noch mehrere Jahre.
Zunächst muss die Gleichstromleitung Ultranet von Osterath bis Philippsburg auf der bestehenden Trasse gebaut werden. Mit der Genehmigung wird in diesem Sommer gerechnet. Die Fertigstellung ist für 2026 geplant. Danach soll 2027 die Verbindung von der Nordsee bis Osterath fertiggestellt und damit auch die letzte Lücke geschlossen werden.
Über den Konverter soll nach Fertigstellung aller Leitungen so viel Windstrom fließen, wie das Kernkraftwerk Philippsburg früher produzierte.
Philippsburger Bürgermeister sieht Imagegewinn durch Konverterbau
Der Philippsburger Bürgermeister Stefan Martus (parteilos) hebt die große Bedeutung des Konverters für die Stadt hervor. Seit dem 14. Mai 2020 sei man zwar ohne die bisherige emotionale Landmarke. Aber für viele Unternehmen, auch aus der Lebensmittelindustrie und für junge Familien auf der Suche nach Baugrundstücken, sei der Standort jetzt interessanter, weil es kein Atomstandort mehr ist.
Philippsburg sei jetzt ein Energiewendestandort und profitiere von den hohen Investitionen, die im Zusammenhang mit dem Konverterbau gemacht werden, so der Philippsburger Bürgermeister im Gespräch mit dem SWR.