Die diamantenbesetzte Brosche, das edle Collier aus 18 Karat Gold im Wert eines Mitteklassewagens – kein Problem: bei Juwelierin Michaela Mayer aus Starnberg gibt es all das und viel mehr zu kaufen. Woher das Edelmetall und all die teuren Klunker genau stammen, diese Fragen werde ihr immer häufiger gestellt, erzählt die Teilnehmerin des Juwelierkongresses in Pforzheim. Und manchmal kann sie sie auch beantworten. So habe sie Diamantschmuck im Angebot, bei dem die Herkunft der Edelsteine bis zur Diamantmine nachvollziehbar sei.
"Man merkt, dass das Thema in den letzten Jahren angerührt wurde. Viele sind jetzt aufgewacht."
Lieferketten meist noch nicht nachvollziehbar
Inzwischen sei das Thema faire und umweltverträgliche Produktion bei den Schmuckhändlern und deren Kunden angekommen, sagt Guido Grohman vom Bundesverband der Schmuck und Uhrenbranche mit Sitz in Pforzheim. Auch durch Hollywoodfilme wie Blood Diamond oder Dokus über ausbeuterische Bedingungen in Goldminen. Deshalb sei es ein Anliegen der deutschen Schmuckindustrie, hier für Transparenz zu sorgen.
Allerdings: vom Lieferkettengesetz ist der Schmuckhandel bislang ausgenommen – alles, was hier passiert, ist freiwillig. Dennoch: die ersten Zertifikate etwa für nachhaltig geschürftes Gold gebe es bereits, so Grohmann. "Fairtrade", "Fairmined" oder auch das Label "Responsible Jewellery Council" seien Beispiel dafür. Ein Referent berichtete auf dem Kongress von Anbietern, die ihr Material nur bei kleinen Minen bezögen, in denen unter menschenwürdigen Bedingungen gearbeitet werde.
Hohe Recyclingquote bei Goldschmuck
Was im Bereich der Nachhaltigkeit in der Schmuckbranche schon gut laufe, sehe man vor allem am Beispiel Gold. Der Verbandssprecher verweist auf eine Recyclingquote von nahezu 100 Prozent für in Deutschland produzierten Goldschmuck. Bei dem Edelmetall gebe es bereits recht strenge Gesetze. Die Industrie wünscht sich dies auch bei Diamanten, die im Moment noch im Labor unter hohem Energieverbrauch hergestellt werden.
Doch Nachhaltigkeit reiche noch viel weiter, ergänzt Christine Köhle-Wichmann, Mitorganisatorin des Juwelierkongresses. Das reiche von Papier oder Juteverpackungen statt Cellophan bis zu regional produzierten Preziosen statt aus Fernost importierten.
"Sobald ich ein deutsches Produkt kaufe, ist das schon mal ökologisch besser."

Doch insgesamt gebe es noch viel Luft nach oben, räumt der Pforzheimer Schmuckhändler Manuel Mürle ein. Wieviele Ressourcen für die Herstellung verbraucht oder ob faire Löhne bezahlt würden - noch immer interessiere das nur wenige seiner Kunden. Nachweislich nachhaltig produzierte Ware mache bislang nur einen bescheidenen Anteil aus.
"Die Schmuckliebhaber sind noch nicht ganz so weit, was faire Produktion angeht, wie etwa bei Lebensmitteln."
Doch er gibt sich optimistisch. Zu vernünftigen Bedingungen hergestellter Schmuck habe Potenzial, gerade weil bei Luxusartikeln der Preis nicht die entscheidende Rolle spiele. Bei entsprechender Beratung und Information seien Schmuckkunden sicher bereit dazu beizutragen, "dass auch hier die Welt ein kleines bisschen besser wird."