Die Brückenschwester auf Hausbesuch bei Familie Schumacher in Linkenheim-Hochstetten  (Foto: SWR)

Das Lebensende selbstbestimmt gestalten

Karlsruher Brückenschwestern betreuen schwerstkranke Menschen zu Hause

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Susann Bühler
Ein Bild von Susann Bühler (Foto: SWR, Patricia Neligan)

Sie sind die Brücke zwischen Krankenhaus und zu Hause: Die Brückenschwestern vom Onkologischen Stützpunkt Karlsruhe versorgen todkranke Menschen in den eigenen vier Wänden.

Heike Spindler ist mit Leib und Seele Brückenschwester. Die 54-Jährige leitet das achtköpfige Team der Brückenschwestern am Onkologischen Stützpunkt Karlsruhe, das zu den ViDia-Kliniken und dem Städtischen Klinikum gehört.

Bereits 1996 wechselte die examinierte Krankenschwester Heike Spindler von der Station in den Bereich der Palliativpflege und baute das Team der Brückenschwestern von Anfang an mit auf. Heute betreut Heike Spindler zwischen zehn und 15 schwerkranke Patientinnen und Patienten im nördlichen Umkreis von Karlsruhe.

Lebensende selbstbestimmt gestalten

Heike Spindler will mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass schwerstkranke Menschen, für die es im Krankenhaus keine Behandlungsmöglichkeiten mehr gibt, ihr Lebensende noch so selbstbestimmt wie möglich zu Hause gestalten können.

Auch die 70-jährige Ingrid Schumacher aus Linkenheim-Hochstetten wird von ihr betreut. Sie leidet an einer aggressiven Form von Leukämie, auf ihren Beinen und Armen haben sich rote Ausschläge und Blasen gebildet. Eine Folge des "schlechten Blutes", wie die 70-Jährige meint.

"Ich bin froh, dass die Brückenschwester zu mir kommt. Ich kann sie alles fragen, nach Medikamenten, wegen der Schmerzen, alles. Hier bin ich daheim, ich kann machen, was ich will."

Morgendliche Teambesprechung der Brückenschwestern Karlsruhe (Foto: SWR)
Die morgendliche Teambesprechung der Brückenschwestern Karlsruhe

Nach mehreren Klinikaufenthalten gilt Ingrid Schumacher heute als austherapiert. Auf eigenen Wunsch hin lebt sie nun zu Hause mit ihrem ebenfalls krebskranken Ehemann. Ingrid Schumacher ist dankbar und froh, dass sie zweimal pro Woche Besuch von der Brückenschwester bekommt.

Kompetente Hilfe

Heike Spindler legt einen neuen Verband an und kontrolliert das Schmerzpflaster am Arm der Patientin. Das braucht Ingrid Schumacher, um die starken Schmerzen aushalten zu können. Heike Spindler bespricht mit ihr die Medikamenteneinnahme und koordiniert einen Sozialdienst, der die 70-Jährige bei der Körperpflege helfen soll.

Und die Brückenschwester bringt Zeit mit. Das ist vielleicht das Wichtigste: Zuhören, Sicherheit vermitteln, die Patientin ermutigen, dass diese trotz ihrer schweren Krankheit noch so gut wie möglich zu Hause zurechtkommt. "Ich sehe meine Aufgabe darin, das Umfeld der Patienten zu stärken. Und es ist einfach schön zu erleben, was man zu Hause noch alles für die Patienten tun kann", ist Heike Spindler von dem Sinn ihrer Tätigkeit überzeugt. Und auch für die Angehörigen hat sie immer ein offenes Ohr.

"Ich merke auch immer, wenn die Brückenschwester da war, dann hat meine Mutter wieder ein bisschen mehr Mut und Zuversicht. Das ist eine große Hilfe und Erleichterung für mich."

Da die Tochter Silke Ziegler noch voll berufstätig ist und nicht im selben Haushalt ihrer Eltern wohnt, ist sie besonders dankbar für die Unterstützung der Brückenschwester.

"Sie ist immer erreichbar"

Genauso wie der 75-jährige Ehemann Philipp Schumacher, der selbst schwer krebskrank ist: "Wenn irgendetwas ist, kann ich die Brückenschwester anrufen und fragen. Sie ist immer erreichbar und kann alles regeln. Das ist eine große Hilfe für uns."

Das Logo der Brückenschwestern prangt auf jedem Auto (Foto: SWR)
Das Logo der Brückenschwestern prangt auf jedem Auto

Am Ende des Hausbesuchs sind die wichtigsten medizinischen Fragen beantwortet. Ingrid Schumacher wirkt gerührt und weint. Ihre Tochter legt tröstend den Arm um ihre Mutter. Denn eins kann die Brückenschwester nicht: Ihr die Angst vor dem Sterben nehmen. "Die bleibt, die geht nicht weg", sagt die 70-Jährige unter Tränen.

Doch im nächsten Moment bringt ihr Ehemann sie mit einem kleinen Witz auch schon wieder zum Lachen. Und so ist am Ende auch Heike Spindler mit ihrem heutigen Hausbesuch zufrieden: "Ich sehe einfach, die Patientin ist in ihrer Familie zu Hause gut aufgehoben."

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