Volocopter aus Bruchsal erhält Genehmigung für Serienproduktion (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/ZUMA Press | Cover Images)

Grünes Licht für Produktion

Volocopter aus Bruchsal kann in Serie gehen - klappt Olympia-Zulassung?

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Laura Bisch
Laura Bisch, Reporterin und Redakteurin im SWR Studio Karlsruhe (Foto: SWR, SWR)

Beim Flugtaxi-Hersteller Volocopter aus Bruchsal ist man sich sicher: Zum Sommer können die Flugtaxis abheben. Die Serienproduktion ist inzwischen genehmigt.

Der Flugtaxi-Hersteller Volocopter aus Bruchsal hat grünes Licht für die Serienproduktion seiner Flugzeuge bekommen. Das hat das Unternehmen am Donnerstagabend mitgeteilt. Das Luftfahrtbundesamt habe eine Erweiterung seiner Genehmigung als Herstellungsbetrieb (POA) erteilt, die die Serienproduktion des Flugtaxis Volocity ermögliche. Sie könnten ausgeliefert werden, sobald das Flugtaxi eine Musterzulassung erhalte. 

Bruchsaler Unternehmen bleibt optimistisch für Olympia-Zulassung

Der Flugtaxi-Hersteller Volocopter aus Bruchsal (Kreis Karlsruhe) rechnet trotz bisher fehlender Zulassungen damit, im Sommer bei den Olympischen Spielen in Paris den Passagierbetrieb zu starten. Das bestätigte eine Sprecherin des Unternehmens dem SWR. Man arbeite täglich daran, die Zulassung so bald wie möglich zu bekommen.

Volocopter wird auf jeden Fall diesen Sommer in Paris fliegen.

Volocopter: Immer neue Fragen

Die große Herausforderung bestehe demnach darin, dass noch nie jemand elektrische Flugtaxis zugelassen habe und sich dadurch immer wieder neue Fragen ergäben. Dafür müsse man nun Lösungen finden. Das Unternehmen geht davon aus, dass dies bis zum Sommer gelingt.

Zuletzt hatte es Widerstand gegen das Vorhaben gegeben, als sich der Stadtrat von Paris gegen den Einsatz der Flugtaxen in der Stadt aussprach. Aus dem Rat hieß es, das Projekt sei "absurd" und nicht gut für die Umwelt, da nur ein Passagier neben einem Piloten mitfliegen könne. Außerdem sei der Stromverbrauch vergleichsweise hoch.

Und auch die Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, Anna Christmann (Bündnis 90/Die Grünen), mahnte im SWR einen realistischen Blick auf die Technologie an:

Die Olympischen Spiele sind ein ambitionierter Zeitplan.

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Das Bruchsaler Unternehmen Volocopter hält an seinem Ziel fest, 2024 erste kommerzielle Flugtaxis steigen zu lassen. Am geplanten Start bei den Olympischen Spielen in Paris gibt es Kritik.

Bundesverkehrsministerium: Aus technischer Sicht spricht nichts dagegen

Doch wie realistisch ist es, dass Volocopter seine selbst gesteckte Frist Sommer 2024 einhalten kann? Das Bundesverkehrsministerium (BMDV) antwortete auf eine entsprechende Anfrage des SWR mit den Worten: "Da die Volocopter GmbH bereits viele Test- und Demonstrationsflüge durchgeführt hat, spricht aus technischer Sicht nichts gegen einen Flugbetrieb bei den Olympischen Spielen."

Dreh- und Angelpunkt für den regulären Betrieb neuer Luftfahrzeuge sei eine sogenannte Musterzulassung. Diese wird laut dem BMDV von der Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (EASA) erteilt. Die EASA wollte auf Anfrage des SWR keine Auskunft zum Stand des Berechtigungsprozesses des Volocopter-Flugtaxis erteilen.

Volocopter will seine sog. "Multicopter" bzw. Flugtaxis aus Bruchsal in die ganze Welt fliegen lassen. (Foto: SWR)
Auch der ADAC will in Zukunft neben Rettungshubschraubern auch auf Flugtaxis oder sogenannte "Multicopter" von Volocopter setzen.

Musterzulassung oder Permit-to-fly?

Abweichend davon könne laut dem BMDV ein sogenanntes Permit-to-fly auch ohne Musterzulassung erteilt werden. "Der Unterschied besteht aber darin, dass das Permit-to-fly Auflagen enthält, die den Betrieb hinsichtlich der Flugparameter und gewisser operationeller Bestimmungen einschränken", erklärte ein Sprecher weiter.

Um die Musterzulassung zu erhalten, seien in der Regel jahrelange Prüfprozesse zu durchlaufen. Das Verfahren für die Erlangung eines Permit-to-fly nehme dagegen aufgrund der Einschränkungen der betrieblichen Parameter deutlich weniger Zeit in Anspruch.

Das will sich Volocopter zur Not zunutze machen - das teilte die Unternehmenssprecherin dem SWR mit. Sie gab bekannt: "Sollte es trotz unserer gemeinsamen Anstrengungen (Partner/Städte) zu einer Verzögerung der Zertifizierung um einige Wochen kommen, werden wir mit einem sogenannten Permit-to-fly fliegen."

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VoloCity ist Präzedenzfall

Volocopter ist laut Angaben der EASA das erste Unternehmen, das eine Musterzulassung für sogenannte "electric vertical take-off and landing aircraft" (eVTOL) beantragt hat. eVTOL vereinen Eigenschaften von Flugzeugen und Hubschraubern und werden elektrisch angetrieben, das heißt in dem Zulassungsverfahren für den "VoloCity" werden mehrere Neuerungen in der Luftfahrt zusammengeführt.

Auch andere Unternehmen, vor allem aus den USA, arbeiten an einer Zulassung für Flugtaxen. Bis zum Beginn der Olympischen Spiele in Paris Ende Juli sind nur noch wenige Monate Zeit.

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