Ein sogenannter Volocopter fliegt vor blauem Himmel (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)

Volocopter eröffnet Hangar

Volocopter in Bruchsal: Wie weit sind wir noch vom Flugtaxi entfernt?

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Florian Rudolph
Sebastian Felser

Die Flugtaxi-Firma Volocopter hat am Dienstag einen Hangar in Bruchsal (Kreis Karlsruhe) eröffnet. Die Halle wird als Produktionsstätte zertifiziert.

Zur Eröffnung der neuen Halle kamen unter anderem der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) auf der Gästeliste. Vollelektrische, sogenannte "Flugtaxen" des Herstellers sollen 2024 bei den Olympischen Spielen in Paris zum Einsatz kommen.

Fliegen im Flugtaxi schon 2024?

Dirk Hoke, Geschäftsführer von Volocopter aus Bruchsal geht davon aus, dass schon im nächsten Jahr elektrisches Fliegen für alle Menschen möglich sein wird. Der frühere Airbus-Manager im SWR: "Dadurch, dass wir ab kommendem Jahr in den kommerziellen Betrieb gehen, hoffen wir, dass wir dann eine deutliche Beschleunigung der elektrischen Mobilität sehen."

Dabei gehe es dem badischen Lufttaxi-Bauer nicht darum, bestehenden Verkehr zu ersetzen: "Wir wollen eine zusätzliche Mobilitätsoption anbieten, die das tägliche Reisen ein Stück angenehmer macht."

Hürden auf dem Weg zum elektrischen Fliegen

Eine der größten Schwierigkeiten für Unternehmen wie Volocopter ist die Finanzierung. Fundraising sei in Deutschland deutlich schwieriger, als in den USA, räumt Geschäftsführer Hoke ein. Zumal sein Unternehmen besonders kostenintensiv sei.

"Wir bauen ja die Hardware und die Software. Wir sind gut finanziert in diesem Jahr, aber wir suchen bereits Geldgeber für die nächsten Jahre."

Dazu komme der mangelnde Ausbau der für die Energiewende nötigen Infrastruktur. Zwar bescheinigt Hoke der baden-württembergischen Landesregierung, sich intensiv für die Energiewende einzusetzen. Es reiche aber nicht, über Smart Grids zu reden: "Hier werden weitere Investitionen notwendig sein, um die Elektromobilität in der vollen Ausbaustufe zu unterstützen“

Volocopter eröffnet hangar in Bruchsal (Foto: SWR)

Was ist realistisch?

Die Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, Anna Christmann (Bündnis 90/Die Grünen), hat im SWR einen realistischen Blick auf die Technologie angemahnt: "Die Olympischen Spiele sind ein ambitionierter Zeitplan." Dort könnten deutsche Unternehmen zeigen, welche Innovationskraft sie hätten, denn Fliegen mit Batterien sei "ein toller Technologie-Sprung".

Im Alltag allerdings dauere die Entwicklung noch etwas. "Der Begriff 'Flugtaxi' ist vielleicht manchmal auch ein bisschen irritierend, weil das Szenario sicherlich nicht ist, dass wir alle in wenigen Jahren damit zum Einkaufen fliegen."

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Erste Anwendung da, wo heute Helikopter fliegen

Erste Szenarien könnten Orte einschließen, die anders schwer zu erreichen sind, wie Inseln, sagt die Koordinatorin der Bundesregierung. "Auch im Helikopter-Einsatz, bei dem heute der Notfallarzt im klassischen Helikopter fliegt, ist natürlich so eine Variante viel leiser, viel besser für die Städte."

Strenge Vorgaben für Flugsicherheit

Behörden in Europa und den Vereinigten Staaten arbeiteten gerade mit der Firma Volocopter an der Zertifizierung der Flugsysteme. Dabei gehe es vor allem um Sicherheit: "Natürlich eine gewisse Redundanz - gerade, wenn man mit Batterien fliegt, kann es natürlich nicht sein, dass man nicht weiterfliegen kann, wenn eine Batterie ausfällt. Da wird wirklich auf einen hohen Sicherheitsstandard geschaut." Die grundsätzliche Luftzulassung sei im Moment für die Entwickler das wichtigste - ob es dann ergänzende Regeln oder Systeme, zum Beispiel für dicht besiedelte Stadtgebiete, brauche, werde sich noch zeigen.

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