Viele Katzen und verhaltensauffällige Hunde stellen Tierheime vor große Herausforderungen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Sina Schuldt)

Mögliche Spätfolgen der Corona-Zeit

Überfüllte Tierheime: Weniger Homeoffice nach der Pandemie?

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Christoph Schöneberger
Fotoshooting SWR Studio Heilbronn Mitarbeiter Dezember 2022 (Foto: SWR)

Homeoffice ist nach der Corona-Pandemie inzwischen eher wieder out - manche Unternehmen fordern wieder mehr Präsenz. Die Folgen der Entwicklung spürt auch das Tierheim Heilbronn.

Die Lage in Tierheimen nach der Corona-Pandemie ist problematisch. In rund zwei Dritteln der Tierheime in Deutschland gibt es laut Deutschem Tierschutzbund einen Aufnahmestopp: Geld fehlt, die Einrichtungen sind überfüllt. Und es hört nicht auf. Viele Menschen wollen zum Beispiel derzeit ihren Hund im Tierheim Heilbronn abgeben. Das sagt die stellvertretende Vorsitzende Anja Fischer dem SWR. Oft seien es schwierige Tiere, die unüberlegt angeschafft worden seien. Ein Grund für die aktuelle Abgabe-Welle sei, dass die Halterinnen und Halter nicht mehr so häufig im Homeoffice arbeiten können oder dürfen, vermutet sie. Auch in Waldenburg (Hohenlohekreis) werden im Tierheim zurzeit überproportional viele Hunde abgegeben. Laut der Vorsitzenden Sylvia Becker müssten die Hunde sogar im eigentlichen Katzenzimmer untergebracht werden.

Die Tierheime in Heilbronn-Franken sind damit nicht alleine: Der Deutsche Tierschutzbund berichtet, dass es deutschlandweit in rund zwei Dritteln aller Tierheime einen Aufnahmestopp gibt. Die Einrichtungen seien überfüllt - und noch dazu stark unterfinanziert.

Homeoffice bleibt leer: Trend zur Präsenz in der Region

In der Region hat es zuletzt immer wieder Forderungen aus der Wirtschaft gegeben, dass Beschäftigte wieder häufiger im Unternehmen präsent sein sollen. Das bedeutet, im Homeoffice sitzt dann niemand mehr und die Vierbeiner müssen länger allein bleiben. Deswegen geben jetzt wohl manche Halterinnen und Halter das vor Kurzem angeschaffte Tier einfach ab.

Es gibt auch andere Gründe für volle Tierheime

Die Homeoffice-Regelung ist dafür aber nicht der einzige Grund. Anja Fischer vom Heilbronner Tierheim bemerkt in vielen Fällen, dass sich die Menschen einfach überschätzt haben. Es sei leicht, sich einen süßen Welpen zuzulegen. Wenn der aber irgendwann groß ist, und wenn ein Herdenschutzhund dann seinen Job macht und beschützt - und dabei womöglich einmal beißt -, gibt es schnell Probleme.

Der weiß-braune Mischling Chico lebt im Tierheim in Bingen und sucht ein Zuhause. Nach Angaben des Tierheims ist Chicco ein kleiner Racker, der sich sehr nach Liebe und Aufmerksamkeit sehnt.  (Foto: SWR, C. Lutz)
Viele unterschätzen die Arbeit, die ein Tier machen kann. Wird es zu viel, wird das Tier schnell abgegeben.

Zudem kommt es ihr so vor, als gebe es heutzutage zu viele und einfache Möglichkeiten, sich ein Tier etwa im Internet anzuschaffen. Und es fehle das Bewusstsein, was es bedeutet, lange für ein Lebewesen Verantwortung übernehmen zu müssen. Der einfache Ausweg ist dann oft die Abgabe ins Tierheim.

Expertin fordert: Vor der Anschaffung eines Tieres Gedanken machen!

Deswegen fordert sie potenzielle Halterinnen und Halter auf, sich die Anschaffung eines Tieres genau zu überlegen. "Kann ich einem Tier wirklich gerecht werden? Bin ich mir bewusst, dass die Tiere alt und krank werden und was ein Tier kostet? Kann ich das über Jahre hinweg leisten?" Diese Fragen sollten alle bedacht werden, sagt die Expertin.

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