Bis 2017 wog Oliver Wößner aus Güglingen (Kreis Heilbronn) 180 Kilo. Bis der Lkw-Fahrer eines Abends auf der Arbeit zusammenbrach und alles doppelt sah. Diagnose: Schwere Diabetes. Die Ärzte rieten ihm zu einer Magenverkleinerung, doch er wollte nur mit Sport abnehmen. Wößner suchte sich eine Personal-Trainerin - und schaffte es. Heute wiegt er um die 100 Kilo, er hat erfolgreich gegen den Jojo-Effekt gekämpft - nur eines bekam er ohne Hilfe nicht weg: Die überschüssigen Hautlappen, die durch das extreme Abnehmen entstanden sind. Bis jetzt.
Die letzte Hautstraffungs-OP steht an
Dienstagmorgen, Klinik Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg). Oliver Wößner verabschiedet sich am Eingang von Ehefrau Sylvia, dann fährt er mit dem Fahrstuhl hoch auf die Station. Er ist vor Krankenhausaufenthalten immer aufgeregt. "Diesmal weiß ich aber, was alles auf mich zukommt“, sagt er. Denn die Flure im dritten Stock des Klinikums kennt der 57-Jährige schon gut. Vor anderthalb Jahren hat er sich schon einmal die überschüssige Haut am Bauch entfernen lassen.
Damals musste er länger als geplant bleiben, weil die Wunde nicht so schnell verheilte. Deswegen hat er sich auch so lange vor der zweiten OP gedrückt. Als er seinen Spind einräumt, sagt er, dass er jetzt Gänsehaut hat.
"Ich bin froh, wenn ich wieder nach Hause kann."
An fünf Stellen muss noch Haut weg
Doch ein paar Tage wird Oliver Wößner auch diesmal bleiben müssen. Der Ärztliche Direktor Tobias Reinold erklärt, was er vorhat: An insgesamt fünf Stellen wird er heute überflüssige Haut wegschneiden - überwiegend an der Brust. Seine Klinik hat sich auf Adipositas-Patienten spezialisiert. Die Folgen der massiven Gewichtsreduktion würden bei Patienten wie Oliver Wößner oft zum Problem, erklärt er.
"Nicht nur ästhetisch, sondern auch funktionell. Wenn die überschüssigen Gewebemassen etwa bei jeder Bewegung im Weg sind oder sich Hautentzündungen einstellen."
Dann ist es Zeit für die OP. Oliver Wößner ist jetzt richtig nervös. Aber gleichzeitig auch froh: "Den Schritt machen wir noch. Und dann ist es überstanden", sagt er. Dann schließen sich die OP-Türen. Bis in den Nachmittag liegt er unterm Messer.
Das alte Leben ist auch optisch Geschichte...
Der nächste Morgen. Oliver Wößners Trainerin Sabine Wahl besucht ihren Schützling als Erste. Es ist alles gut gegangen "Ich bin eigentlich ganz happy", erzählt Oliver Wößner ihr. Heute Nacht habe er schon mehrfach über die "neue" Brust gefühlt. "Das fühlt sich mega an!" Der letzte Ballast des alten Lebens ist weg.
"Das ist auch wieder ein Kick für ihn. Er nimmt seinen Körper jetzt sicher auch noch einmal ganz anders wahr."

Auch Oliver Wößners Ehefrau Sylvia kommt ihn besuchen an diesem Morgen. Wie ihr Mann war auch sie skeptisch, ob es noch eine OP braucht. Schließlich gehe es ja um die inneren Werte, sagt sie. Und doch: Auch sie ist vom Ergebnis begeistert. "Jetzt bin ich froh, dass er nicht auf mich gehört hat", lacht sie.
...die Arbeit bleibt
Schon am Freitagnachmittag darf Oliver Wößner nach Hause. Sein altes Leben lässt er zusammen mit der überschüssigen Haut in der Klinik zurück. Und doch: Das neue Leben wird ihn immer begleiten. Die Arbeit bleibt: Sport, gesunde Ernährung - und doch ist Oliver Wößner dankbar.
"Ich muss jeden Tag weiter so leben, mein Leben lang, damit ich das, was ich jetzt habe, halten kann."