Etwas unscheinbar sehen die Steinzeit-Kaugummis auf den ersten Blick im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz schon aus. Für die Archäologen aber sind sie ein echtes Geschichtsbuch mit vielen wichtigen Informationen.
Insgesamt wurden an der Ausgrabungsstätte Hornstaad-Hörnle bei Gaienhofen an der Halbinsel Höri (Bodenseekreis) rund 200 Kaugummis gefunden. Das ist laut Susanne Rau, der Kuratorin am Museum, die größte und bedeutendste Kaugummi-Sammlung aus der Steinzeit, die je gefunden wurde. Über 100 von ihnen wurden nachweislich gekaut.
Steinzeit-Kaugummis geben Auskunft über "Kauer"
Die drei besterhaltensten werden in Konstanz ausgestellt. An ihnen konnten die Archäologen neben allgemeinen Merkmalen wie Größe, Gewicht, Färbung und Erhaltungszustand auch Auskünfte über die Kaugummikauer herausfinden. Etwa, dass eher jüngere Menschen gekaut haben, welche Zahnstellung sie hatten, ob sie Karies oder sonstige Krankheiten hatten - sogar was sie zuletzt gegessen haben.
Darüber, warum allerdings Kaugummi gekaut wurde, gehen die Meinungen auseinander. Manche Archäologen vermuten, dass das Birkenpech zur Zahnhygiene gekaut wurde, andere vermuten Langeweile oder einfach den guten Geschmack. Dies lässt sich in heutiger Zeit kaum nachvollziehen. Die Kaugummis sollen laut der Archäologin nämlich nach Straßenteer mit Rauchfleischaroma geschmeckt haben.
Kaugummi in der Steinzeit vielseitig eingesetzt
Das extrem klebrige Birkenpech, das durch Erhitzen von Birkenrinde gewonnen wurde, soll allerdings auch als Klebematerial gedient haben. Zum Beispiel zur Abdichtung von Booten, Dächern, Brunnen und kleineren Objekten wie Schuhen, Taschen oder Körben. Auch Keramikgefäße und andere Alltagsgegenstände sollen damit repariert worden sein.
Dass die Kaugummis so gut erhalten geblieben sind, liegt an den Sedimentschichten, die sie konservierten. Neben der Ausgrabungsstätte Hornstaad-Hörnle wurden um den Bodeensee noch rund 100 weitere Pfahlbausiedlungen entdeckt.