Ruth Frenk ist 76 Jahre alt: resolut, offener Blick und aus ihren kurzen dunklen Haaren leuchtet mitten über dem Gesicht eine grau-weiße Haarsträhne hervor. Ihren Lebenserinnerungen hat Ruth Frenk den Titel gegeben "Bei uns war alles ganz normal".
Eltern sind Überlebende des KZ Bergen-Belsen
Ruth Frenks Mutter und Vater gehören zu den Überlebenden des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Dort wurden sie am 15. April 1945 von britischen Truppen befreit. Während viele Verwandte, Freunde und Bekannte den Holocaust nicht überlebten, kehrten Ruth Frenks Eltern in die Niederlande nach Rotterdam zurück. Dies belegt auch ein Brief der Mutter.
Im März 1946 wird Ruth Frenk geboren. Sie wächst gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester in Rotterdam auf. Über die Vergangenheit wird nicht viel geredet. Ihr Traum ist es, Opernsängerin zu werden. Ihre Ausbildung führt sie über Amsterdam und Genf nach New York und schließlich wegen einer bestimmten Gesangslehrerin auch nach Deutschland – nach Konstanz.
Als Ruth Frenk dann in Deutschland war, wollte sie sich auch als Jüdin politisch engagieren. So tritt sie der deutsch-israelischen Gesellschaft bei. Seit 30 Jahren ist sie deren Vorsitzende in der Bodenseeregion. Darüber hinaus stellt sie ein Programm mit Liedern aus dem Ghetto Theresienstadt zusammen und tourt damit durch ganz Deutschland.
Ruth Frenk ist aber nicht nur Sängerin. Sie wird auch eine international tätige Gesangslehrerin mit eigener Gesangsklasse und engagiert sich im Vorstand des Bundesverbandes Deutscher Gesangspädagogen. Bis heute unterrichtet sie Gesang - inzwischen auch online als Fernunterricht.
Ob das jüdische Leben eine Zukunft in Europa hat, bezweifelt Ruth Frenk. Ebenfalls bezweifelt sie, ob Antisemitismus je aussterben wird oder erfolgreich bekämpft werden kann. Sie glaubt nicht, dass die Menschen aus der Geschichte lernen werden.
Ruth Frenk hat immer wieder Vorträge, etwa über jüdische Feste und Feiertage und die Musik im KZ Theresienstadt, gehalten. Nun liest sie auch aus ihren Memoiren zum Beispiel in Konstanz, Tuttlingen und Schaffhausen. Dabei möchte sie über ihre Erfahrungen als Jüdin in Deutschland ins Gespräch kommen und so auch Vorurteile abbauen.