Die neue Dauerausstellung trägt den Titel "Konstanz im Nationalsozialismus, 1933-1945". Die NS-Zeit liege vor allem für jüngere Menschen in fernster Vergangenheit, so Museumsdirektor Tobias Engelsing. Doch wer die Geschichte kenne, könne die eigene Zeit besser verstehen. SWR-Reporterin Barbara Paul hat sich die Ausstellung angeschaut:
Neue Dachboden- und Kellerfunde
"Viele Menschen meinen, es sei jetzt genug, man wisse schon alles über die NS-Zeit. Das stimmt aber nicht", sagt Engelsing. "Man weiß zum Beispiel ganz wenig über die eigenen Familien. Was hat denn der Opa wirklich im Krieg gemacht? Darauf gibt es in vielen Familien keine Antwort."
Die neue Dauerausstellung im Rosgartenmuseum versucht, genau solche noch unbekannten Konstanzer Familiengeschichten zu zeigen.
Nach einem Aufruf in den Medien habe das Museum faszinierende neue Relikte bekommen, die aufgearbeitet wurden und nun ausgestellt werden.
Zivilcourage in der Nazi-Zeit: "Die mutigen Konstanzer"
Auf einem Rundweg durchlaufen die Besucherinnen und Besucher die Ausstellung in mehreren Stationen. Thematisiert werden auch mutige Oppositionelle und Helferinnen. Sie seien Vorbilder an Zivilcourage und Menschlichkeit, heißt es vom Museum. Unter anderem wird die Geschichte des Kunstmalers Otto Marquard erzählt, der ganz am Anfang des Dritten Reichs verfolgte Gewerkschafter und Sozialdemokraten mit einem Ruderboot von Allensbach in die Schweiz gerudert hat.
Film zeigt, was heute von der NS-Zeit noch in Konstanz zu sehen ist
Eigens für die neue Dauerausstellung wurde ein rund 45-minütiger Dokumentarfilm gedreht. Er zeigt, was heute in Konstanz von der NS-Diktatur noch zu sehen ist. Es geht zum Beispiel um die ehemalige Gestapo-Zentrale in der Mainaustraße, wo heute das Deutsche Rote Kreuz untergebracht ist.
Der Film soll laut der Regisseurin darauf aufmerksam machen, dass historische Ereignisse zwar weit zurückliegen, aber immer noch in die Gegenwart heutiger Menschen hineinwirken können. Gezeigt wird der Film im Museumskino.
Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg auch mit Blick auf Ukraine-Krieg wichtig
Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sei eine neu-alte Form des Imperialismus wieder zu einem bestimmenden Faktor geworden. Man sei von der Aktualität der Ereignisse überrascht worden, so Engelsing.
Der Ukraine-Krieg und seine wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verwerfungen seien im Alltag und in der künftigen Sicherheitspolitik der europäischen Demokratien wieder präsent.