großformatige Fotos stehen auf einer Straße (Foto: SWR, Matthias Bernhard)

Großformatige Porträts am Grenzübergang

Ausstellung in Konstanz will staatenlose Menschen sichtbar machen

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AUTOR/IN
Verena Katschker

Ein Fotograf aus Stahringen (Kreis Konstanz) hat in ganz Europa staatenlose Menschen porträtiert. Die Fotos sind jetzt in einer besonderen Ausstellung an der Grenze zwischen Konstanz und Kreuzlingen zu sehen.

Fotograf Florian Schwarz hat den Grenzübergang Kreuzlinger Tor ganz bewusst als Ausstellungsort für seine neuesten Arbeiten gewählt. Denn: Für die meisten Menschen ist es überhaupt kein Problem, sich zwischen Deutschland und der Schweiz zu bewegen. Für Staatenlose dagegen sind Landesgrenzen oft unüberwindbar. Auf diese Lage möchte der Stahringer Künstler hinweisen.

großformatige Fotos stehen auf einer Straße (Foto: SWR, Matthias Bernhard)
Die Ausstellung will staatenlose Menschen sichtbar machen.

In ganz Europa hat Florian Schwarz Staatenlose getroffen und fotografiert, in Schweden, Spanien und vor Kriegsausbruch auch noch in der Ukraine. Durch Zufall sei er auf das Thema gestoßen, berichtet der 42-Jährige. Er habe sich dann immer tiefer in die Materie eingearbeitet. Es sei bedrückend, wie wenig die meisten Menschen über dieses Thema und über die Nöte der Betroffenen wüssten.

"Das fehlende Zugehörigkeitsgefühl und die Last der Ausgrenzung sind schmerzhaft für staatenlose Menschen. Ich möchte ihnen eine Plattform bieten, damit es einen größeren öffentlichen Diskurs über dieses fast unbekannte Thema gibt."

Viele Staatenlose sind in dem Land, in dem sie leben, geboren. Da aber schon deren Eltern staatenlos waren, konnten auch ihnen keine Dokumente ausgestellt werden - ein Teufelskreis. Besonders oft sind Palästinenserinnen und Palästinenser betroffen, aber auch Angehörige von Nomadenvölkern wie den Tuareg in Nordafrika.

Vieles, was für Staatsbürgerinnen und Staatsbürger mit Pass selbstverständlich ist, bereitet staatenlosen Menschen Probleme. Sie können nicht ohne weiteres ein Bankkonto eröffnen oder eine Wohnung mieten. Selbst heiraten können Staatenlose nicht, da dafür eine Staatsangehörigkeit nötig ist.

Der gemeinnützige Verein "Statefree" setzt sich dafür ein, die Situation staatenloser Menschen zu verbessern und will eine Plattform bieten, auf der sich Staatenlose in der ganzen Welt austauschen können. Eine der Gründerinnen ist Christiana Bukalo, wenngleich in München geboren, selbst staatenlos.

großformatige Fotos stehen auf einer Straße (Foto: SWR, Matthias Bernhard)
Aktivistin Christiana Bukalo, die selbst staatenlos ist, kam zur Eröffnung der Ausstellung von München nach Konstanz.

"Mein Appell ist, natürlich auch, weil ich in Deutschland geboren bin, dass man sich in Deutschland bewusst wird darüber, wie viele Menschen betroffen sind."

Bukalo hat während des gesamten Projekts eng mit Florian Schwarz zusammengearbeitet und kam auch zur Vernissage nach Konstanz - gemeinsam mit anderen Staatenlosen, deren befristete Aufenthaltstitel eine Reise innerhalb des Schengen-Raums erlaubten.

Die Ausstellung, die den Titel "Imagine" trägt, wurde mit der Galerie Vayhinger in Singen realisiert. Die Arbeiten von Florian Schwarz zum Thema Staatenlosigkeit sollen im Lauf des Sommers als Buch erscheinen.

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