Auch wer bislang eine Ausnahmegenehmigung zur Wasserentnahme hatte, sitzt jetzt auf dem Trockenen. Wie das Landratsamt des Bodenseekreises am Montag mitteilte, wurden die Genehmigungen nicht verlängert. Der Grund: Die niedrigen Wasserstände aufgrund der Hitze und Trockenheit.
Landwirte können Obstplantagen nicht mehr bewässern
So konnten die Landwirte der Beregnungsverbände Langenargen-Oberdorf und Kressbronn im Bodenseekreis noch bis Montag in begrenztem Maße Wasser aus der Argen entnehmen. Sie hatten dafür eine Ausnahmegenehmigung vom Landratsamt. Doch weil die Temperatur der Argen aufgrund der Hitzewelle droht, über 23 Grad zu steigen, sind Fische und andere Lebewesen im Fluss gefährdet. Deshalb wurde die Ausnahmegenehmigung nicht verlängert, teilte das Landratsamt mit.

Die Landwirte befürchten nun, dass ihre Obstplantagen, die sie nicht mit Hilfe eigener Brunnen oder anderer Quellen bewässern können, austrocknen und die Bäume Schaden nehmen. Äpfel könnten Sonnenbrand bekommen, schrumpfen oder ganz verkümmern. Bereits jetzt ist die Erde viel zu trocken in der Obstplantage von Martin Schöllhorn bei Langenargen-Oberdorf. Und das spüren die Apfelbäume. Sie fangen an, sich gegen die Trockenheit zu schützen. Die eingerollten Blätter zeigen, der Baum steht unter Stress.
Wasserentnahmeverbote auch in Kreisen Ravensburg und Konstanz
Seit einer Woche gilt das Wasserentnahmeverbot für Bäche, Seen und Flüsse auch im Kreis Ravensburg. Verstöße gegen das Entnahmeverbot ahnden die Behörden mit Bußgeldern von bis zu 10.000 Euro. Die Verbote gelten vorerst zwei Wochen lang und können bei Bedarf verlängert werden. Im Landkreis Konstanz hatte das Landratsamt zunächst nur appelliert, auf Wasserentnahmen für Land- und Forstwirtschaft sowie Gartenbau zu verzichten. Mittlerweile gilt auch hier ein Wasserentnahmeverbot. Das teilte der Landkreis mit. Ausgenommen sind der Bodensee, der Hochrhein und die Radolfzeller Aach. Das Verbot gilt zunächst bis Ende August.
Bodenseepegel ungewöhnlich niedrig
Die Trockenheit macht sich auch am sinkenden Wasserstand des Bodensees bemerkbar. Roland Roth von der Wetterwarte Süd in Bad Schussenried (Kreis Biberach) hält den Wasserstand von 3,36 Meter (Stand 20.7.) für bemerkenswert. Der aktuelle Pegel im Hafen in Konstanz liege deutlich unter dem langjährigen Schnitt von 4,29 Meter.
"Der Pegel nähert sich einem historischen Tiefstand für einen 20.Juli."
Dabei hätte der Bodensee normalerweise im Juli einen relativ hohen Wasserstand durch die Schneeschmelze – die sei aber in diesem Jahr schon Mitte Juni vorbei gewesen. "Die Gletscher liegen blank und dadurch kommt über die Alpen, über den Rhein nicht mehr viel Wasser", so Roth.
Ausflugsschifffahrt im Rhein eingeschränkt
Der niedrige Wasserstand wirkt sich auf den Schiffsverkehr der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt, kurz SBS, aus. Laut einer Mitteilung ist der Alte Rhein nicht mehr befahrbar. Sämtliche Kursschifflinien zwischen Rorschach und Rheineck fielen bis auf weiteres ersatzlos aus, heißt von den SBS. . Wann der Schiffsverkehr auf dem Alten Rhein wieder aufgenommen werden kann, ist noch unklar.
Auch auf dem Rhein bei Schaffhausen ist der Schiffsverkehr seit vergangenem Freitag wegen des niedrigen Wasserstandes eingeschränkt. Wie die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein mitteilt, ist die Strecke zwischen Stein am Rhein und Diessenhofen vorerst unterbrochen. Zwischen Kreuzlingen, Konstanz und Stein am Rhein fahren die Schiffe noch planmäßig.

Auf dem Obersee und Überlinger See sieht die Lage laut den Bodensee-Schiffsbetrieben, kurz BSB, in Konstanz noch gut aus. Derzeit würde lediglich die Anlegestelle in Bad Schachen bei Lindau wegen Niedrigwasser nicht angesteuert, so ein BSB-Sprecher. Das sei aber nichts Besonderes in dieser Jahreszeit. Die übrigen Schiffe der BSB auf dem Bodensee fahren derzeit nach Plan.
Kältezonen für Fische im Rhein
Wegen der Hitze richten die Schweizer Kantone Schaffhausen und Thurgau Kältewasserzonen für Äschen und Forellen im Rhein ein. Damit sollen die Fische vor Wassertemperaturen von über 23 Grad geschützt werden. Gerade die Äsche gerät bei Temperaturen ab 22 Grad unter Stress. Bei länger anhaltenden Temperaturen über 25 Grad kann es zu Fischsterben kommen. Das sei bereits 2003 und 2018 der Fall gewesen, so Stefan Lebeda vom Kanton Schaffhausen. 90 Prozent der Äsche-Fischbestände seien damals verendet.
Für die zwei Kaltwasserzonen sollen an Zuflüssen in den Rhein tiefere Kuhlen mit einem zehn Meter Durchmesser ausgebaggert werden. Zwei solcher Kältezonen hat der Kanton Thurgau nach eigenen Angaben schon eingerichtet. Eine dritte soll folgen. Dort soll auch eine Schwimmrinne für die Fische in den Bachoberlauf ausgebaggert werden. Im Hitzesommer 2018 habe man Äschen mit Netzen aus dem Rhein gefischt und in kältere Bachabschnitte versetzt. Nun sollen die Fische selbst dorthin schwimmen können.
Lebensraum einiger Arten wird knapp Langenargener Studie: Wie leiden Fische unter Klimawandel?
Die Fischereiforschungsstelle Langenargen hat untersucht, wie sich der Klimawandel auf die Fische in Baden-Württemberg auswirken könnte. Kälteangepasste Arten werden demnach besonders leiden.
Trinkwasserversorgung nicht gefährdet
Die Technischen Werke Schussental sehen trotz anhaltender Trockenheit derzeit keine Gefahr für die Trinkwasserversorgung. Laut einer Mitteilung könnten alle rund 70.000 Kunden wie üblich versorgt werden. Die Grundwasserquellen in Oberschwaben seien in den Vorjahren ausreichend durch Regen und die Schneeschmelze befüllt worden. Der Grundwasserspiegel liege auf dem Niveau der Durchschnittswerte der vergangenen zehn Jahre. Dennoch habe man die Grundwasserpegel ständig im Blick und rufe die Bürger auf, mit Wasser sparsam umzugehen – etwa den Wasserhahn beim Zähneputzen zu schließen oder die Spül- und Waschmaschine voll zu laden.