Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) hält es für möglich, dass bei Wasserknappheit in Baden-Württemberg künftig schärfere Verordnungen für den privaten Verbrauch gelten könnten. Es sei denkbar, dass Haushalte in solchen Fällen nicht mehr ihren Swimmingpool füllen oder "zweimal am Tag den Garten gießen" dürften, sagte Walker. Über die Prioritäten bei Wassermangel müsse man "gesamtgesellschaftlich" diskutieren, so die Ministerin am Dienstag bei der Regierungspressekonferenz in Stuttgart.

Zur Zeit habe Baden-Württemberg noch eine "auskömmliche Wassersituation", allerdings habe es bereits in diesem Jahr ein Fünftel weniger Niederschlag gegeben als üblich. Derzeit liegen nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt die Wasserstände an 70 Prozent der Pegel in Baden-Württemberg unterhalb des niedrigsten Wasserstandes in einem durchschnittlichen Jahr. Trotz der angespannten Lage ist die Trinkwasserversorgung in Baden-Württemberg nach Angaben des Umweltministeriums gesichert.
BW will häufiger Pegel messen lassen
Außerdem gehört zu den vorgestellten neuen Strategien der Landesregierung, dass Behörden an Bächen und Flüssen im Land mehr Pegelmessungen vornehmen sollen. Derzeit werde man manchmal leider erst durch viele tote Fische auf Probleme im Zusammenhang mit dem Wasser aufmerksam, sagte Walker:
Durch mehr Pegelmessungen sollen die Behörden mehr Daten und Informationen über die Wasserversorgung erhalten. Grund für die neuen Pläne sei auch, dass das Hochwasserrisiko gestiegen sei. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erinnerte in diesem Zusammenhang an die Flutkatastrophe im Ahrtal, die sich in diesen Tagen zum ersten Mal jährte.
"Die Experten erwarten ein stetig steigendes Schadenspotenzial auch für Baden-Württemberg."
"Denn eines ist klar, die extremen Wetterereignisse werden in den kommenden Jahren zunehmen", fügte der Ministerpräsident hinzu. Seine Umweltministerin sagte dazu unter anderem, das Wetter eskaliere und führe zu einer dreifach höheren Schadenserwartung. Diese könne von jährlich 0,4 Milliarden Euro auf 1,2 Milliarden Euro steigen. "Wenn wir heute nicht investieren, dann wird es morgen noch viel teurer", so Walker.
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Mehr Landespersonal soll sich mit Wasser beschäftigen
Das Land will für das Thema Wasser mehr Personal einstellen, unter anderem in den Landratsämtern. Außerdem kündigt die Landesregierung an, mehr Daten gegen die Hochwassergefahr sammeln zu wollen, besonders an kleinen Bächen, die sich in "reißende Ströme verwandeln" könnten, wie sie mitteilt. Zu den weiteren Schritten gehört, dass auch die Kommunikation zwischen der Wasserwirtschaft und Rettungskräften wie der Polizei und der Feuerwehr besser werden soll. Die Umweltministerin will außerdem deutlich mehr in Dämme und Rückhaltebecken investieren, um mögliche Flutkatastrophen zu verhindern.
Handlungsempfehlungen für Kommunen und Prognosen
Ein Niedrigwasser-Informationszentrum bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg soll Daten sammeln, um zu wissen, wo wie viel Wasser zur Verfügung steht. Auf diese Weise will das Land mehr über die Wasservorräte im Land erfahren. Daraus sollen Handlungsempfehlungen für die Kommunen entstehen. Beispielsweise soll bei extremem Wassermangel bestimmt werden, wer Vorrecht für die Nutzung bekommt.
Nabu: Menschen in BW sollten Wasser sparen
Der Naturschutzbund Nabu begrüßt die Pläne für das neue Niedrigwasser-Informationszentrum. Darüber hinaus rief er die Menschen im Land dazu auf, stärker Wasser zu sparen. Im Vergleich zu vor sechs Jahren sei der Wasserverbrauch pro Person gestiegen: Die tägliche Menge liege aktuell im Schnitt bei 128 Litern und damit fünf Litern mehr als 2016.
Die SWR-Wissensredaktion erklärt, was bei Wassermangel in Baden-Württemberg passiert: