Tierheime und private Träger stehen vielerorts vor großen Herausforderungen, so das Tier-Service-Zentrum in Bad Waldsee (Kreis Ravensburg). Viele Häuser seien überfüllt, gleichzeitig suchen Behörden und Tierschutzorganisationen immer wieder einen Unterbringungsort für gerettete und sichergestellte Tiere. Das macht es umso wichtiger, dass sie schnell ein neues Zuhause finden.
Geretteter Welpe bekommt eine zweite Chance
Welpe Holly tollt mit einem seiner Geschwister durch den Empfangsraum im Tier-Service-Zentrum in Bad Waldsee. Neugierig werden alle beschnuppert und geschmust, die gerade da sind. Ab und zu gibt es vom Team und den Besuchern auch ein Leckerchen.
Vor ein paar Wochen sah Hollys Welt noch ganz anders aus. Zusammen mit acht Geschwistern und ihrer Mutter war sie in einem Zimmer in einer Wohnung eingesperrt, durfte nie raus an die frische Luft. Ein anonymer Hinweis hat das zuständige Veterinäramt schließlich auf die Missstände aufmerksam gemacht. Die Hunde wurden alle zusammen nach Bad Waldsee gebracht.
Ein Hund aus dem Tierschutz: "Es gibt doch schon genug Tiere"
Nun hat Holly ein neues Zuhause gefunden. Eine Familie mit zwei Kindern aus dem Tettnanger Hinterland (Bodenseekreis) will dem kleinen schwarzen Welpen ein neues Zuhause schenken. Ein Hund aus der Zucht sei keine Option gewesen, sagt Mutter Marina Kurz. Schließlich gebe es bereits genug Hunde in Tierheimen, die Hilfe benötigen. Die Tiere haben eine zweite Chance verdient, stimmt auch Großmutter Simone Popp zu.
Je härter das Schicksal der Tiere, desto eher seien die Menschen bereit zu helfen, sagt der Leiter des Tier-Service-Zentrums, Horst Fallenbeck. Die genauen Hintergründe haben bei Holly aber keine große Rolle gespielt, meint ihre neue Familie. Wichtiger sei es gewesen, dass die Chemie stimmt.
Hunde, Fische, Schafe: Veterinärämter müssen immer wieder eingreifen
Dass Besitzer ihre Tiere an die Behörden abgeben müssen, kommt nicht selten vor. Das Konstanzer Veterinäramt beispielsweise hat nach eigenen Angaben in diesem Jahr mehr als 80 Tiere sichergestellt. Oft handelt es sich dabei um Hunde und Katzen - beim Veterinäramt in Biberach waren in diesem Jahr aber auch ein paar ungewöhnlichere Fälle dabei. So seien etwa fünf Rinder und 24 Bienenvölker sichergestellt worden, heißt es.
Die Veterinärämter übergeben typische Haustiere wie Hunde und Katzen nach der Sicherstellung üblicherweise ans Tierheim, erklärt ein Sprecher des Veterinäramts im Bodenseekreis. Es sei denn, es gäbe jemanden im direkten Umfeld, der geeignet sei und das Tier übernehmen könne. Bei größeren oder außergewöhnlichen Tieren würde man gezielt nach passenden neuen Haltern suchen. Das könne zum Beispiel ein landwirtschaftlicher Betrieb oder ein Reptilienzoo sein.
Vollere Tierheime, ärmere Tierliebhaber
Dass für Holly doch noch alles gut ausgegangen ist, freut Horst Fallenbeck. Es werde aber immer schwieriger, Tiere weiterzuvermitteln. Die wirtschaftliche Lage mache sich bei den Menschen bemerkbar, sagt er. Einige könnten sich kein Haustier mehr leisten – nicht zuletzt wegen der Gebührenreform der Tierärzte.
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Die Gebühren-Reform für Tierärzte wirkt sich auch auf Tierheime in der Region Bodensee-Oberschwaben belastend aus. Tierärzte sehen aber unter anderem den 24-Stunden-Notdienst gefestigt.
Auf der anderen Seite seien Tierheime und Aufnahmestellen überfüllt. Das Tier-Service-Zentrum in Bad Waldsee ist ein privater Träger. Es betreut Hunde und Katzen von Privatpersonen, nimmt aber auch sichergestellte Tiere der Behörden auf. Hinzu kommen wöchentlich bis zu 40 Anfragen von Tierschutzorganisationen, sagt Horst Fallenbeck. Sie würden oftmals einen Ort für gerettete Hunde und Katzen aus dem Ausland suchen, zum Beispiel aus der Ukraine.
Das führt zu Problemen: Die Veterinärämter könnten bei Verstößen gegen das Tierschutzrecht teilweise schon nicht mehr eingreifen – weil sie keinen freien Platz für die Tiere finden. Es sei ein schwieriges Thema, so Fallenbeck. Manchmal würden die Behörden bei ihm anrufen und ihn inständig bitten, ein Tier aufzunehmen. Doch wenn es nicht geht, muss Fallenbeck auch mal Nein sagen. Er rechnet damit, dass sich die Lage künftig noch zuspitzt.