Vor der Insel Reichenau wurden drei jahrhunderte alte Pfahlreihen entdeckt.  (Foto: Pressestelle, Landesamts für Denkmalpflege)

Erste Forschungsergebnisse vorgestellt

Pfahlreihen vor Insel Reichenau jünger als zunächst vermutet

Stand

Das Landesdenkmalamt hat erste Forschungsergebnisse zu den vor der Insel Reichenau entdeckten Pfahlreihen vorgestellt. Unter anderem steht bei einigen Stämmen das Fälldatum fest.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart haben am Mittwoch erste Ergebnisse zu ihrer Forschung an den Pfahlreihen vor der Insel Reichenau (Kreis Konstanz) im Bodensee präsentiert. Demnach habe man für mehrere Baumstämme der Pfahlreihen das einheitliche Fälldatum im Jahr 909 nach Christus ermitteln können. Zunächst waren die Forscher davon ausgegangen, dass die Pfahlreihen aus dem Jahr 724 nach Christus, als das Inselkloster gegründet wurde, stammen könnten.

Pfahlreihen bis zu 600 Meter lang

Bei Tauchgängen vor der Insel Reichenau waren die Forscherinnen und Forscher auf die drei über tausend Jahre alten Pfahlreihen gestoßen. Sie befinden sich in der Flachwasserzone rund um die Insel.

"Die längste der Pfahlreihen erstreckt sich über 600 Meter zwischen St. Georg und Schopflen."

Während die mit 600 Metern längste Pfahlreihe in der Nähe des Inseldamms liegt, fand sich eine weitere 500 Meter lange Reihe vor einer Bucht westlich von Mittelzell. Eine kürzere Pfahlreihe erstrecke sich zudem vor Niederzell, so Jenisch. Insgesamt 1.300 Pfähle konnten untersucht werden. Weitere Pfähle seien einsedimentiert und daher nicht sichtbar. Der Gesamtbestand könne auf rund 2.500 Stück beziffert werden, sagte Jenisch.

"Die Stämme oder Spaltlinge wurden mit Metalläxten angespitzt und bestehen vorwiegend aus Eichenholz."

Die Errichtung der Pfahlreihen fallen laut der Einschätzung von Bertram Jenisch in die Amtszeit von Hatto III. Er sei einer der schillerndsten Äbte der Reichenau gewesen. Hatto war von 888 bis 913 Abt des Klosters Reichenau und anderer Reichsklöster sowie Erzbischof von Mainz. Zudem sei er Kanzler mehrerer deutscher Könige und damit einer der mächtigsten Männer zu dieser Zeit gewesen, so Jenisch.

Forschungsprojekt soll Verbindung zu Kloster Reichenau klären

Das Projekt "Reichenau unter Wasser" soll nun klären, welchen Zweck die Pfahlreihen erfüllten und wie sie mit dem Inselkloster in Verbindung standen. Die Archäologinnen und Archäologen vermuten bisher, dass die Pfahlreihen in der Blütezeit des Inselklosters zur Lenkung des Schiffsverkehrs am Nordufer der Reichenau angelegt worden waren.

Ein Taucher bei der Untersuchung von Stämmen einer Pfahlreihe vor der Insel Reichenau.  (Foto: Pressestelle, Landesamts für Denkmalpflege)
Taucher nahmen Proben von den Stämmen der drei Pfahlreihen vor der Insel Reichenau.

Insel Reichenau ist UNESCO-Weltkulturerbe

Die Insel Reichenau gehört seit mehr als 20 Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe. Bisher umfasst der geschützte Bereich die Fläche der Insel bis zur Uferzone. Die 440 Hektar große Bodenseeinsel war im Mittelalter ein bedeutendes europäisches Zentrum der Religion, Kunst, Literatur, Wissenschaft und Buchmalerei. Vom früheren Glanz zeugen heute vor allem drei romanische Kirchen sowie Reste des Benediktinerklosters.

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