Doris Schröter hört als Bürgermeisterin von Bad Saulgau auf (Foto: SWR, Martin Hattenberger)

Interview mit Doris Schröter

Letzter Arbeitstag als Bürgermeisterin von Bad Saulgau

Stand
ONLINEFASSUNG
Thorben Langwald
SWR-Redakteur Thorben Langwald Autor Bild (Foto: SWR)
AUTOR/IN
Martin Hattenberger
SWR-Redakteur Martin Hattenberger Autor Bild (Foto: SWR)

Sie war die erste Bürgermeisterin im Kreis Sigmaringen - nun hört sie auf. Nach 16 Jahren hatte Bürgermeisterin Doris Schröter in Bad Saulgau am Mittwoch ihren letzten Arbeitstag.

Als Bürgermeisterin von Bad Saulgau hat Doris Schröter viele Jahre lang die Geschicke der Stadt gelenkt. Sie war die erste Bürgermeisterin im Kreis Sigmaringen. Nun endete ihre Amtszeit.

Zu ihrem letzten Arbeitstag hat der SWR mit ihr ein Interview geführt:

SWR: Haben Sie schon gepackt? 

Doris Schröter: Ich habe schon gepackt und aufgeräumt und natürlich ist auch einiges in den Müll gewandert. Ich denke, ich habe ein gut aufgeräumtes Büro hinterlassen. 

SWR: 16 Jahre ist eine lange Zeit. Was überwiegt da? Die Freude, dass es herum ist oder doch die Wehmut, dass es aufhört? 

Doris Schröter: Eigentlich weder noch. Also 16 Jahre war ich gerne Bürgermeisterin. Ich habe es nie bereut und Wehmut hat sich bei mir jetzt noch nicht eingestellt, ich bin ja immer noch im Dienst. Ich gehe davon aus, dass das vielleicht erst im Februar kommt. Dann werde ich mal sehen, wie da die Gefühle sind. Aber aktuell bin ich so richtig im Arbeitsmodus. 

Bad Saulgauer Bürgermeisterin ermutigt Frauen

SWR: Sie waren vor 16 Jahren die erste Frau als Bürgermeisterin im Kreis Sigmaringen. Wie haben Sie das damals erlebt, waren Sie eine Vorreiterin? 

Doris Schröter: Ja, ich denk schon, ich war Vorreiterin. Also ich habe das nicht bewusst damals so wahrgenommen. Aber es war tatsächlich so. Es ist mir immer wieder gesagt worden. Das haben andere viel intensiver wahrgenommen oder wichtiger wahrgenommen. Ich habe ja nicht kandidiert, weil ich Frau bin, sondern weil ich in meiner Heimatstadt Bürgermeisterin werden wollte. Ich denke schon, dass ich ein bisschen Vorreiterin war. Nach mir sind dann ein paar Kolleginnen dazugekommen und wir sind im ganzen Land inzwischen viel mehr als vor 16 Jahren. 

SWR: Das ist ja gut, oder? 

Doris Schröter: Das ist sehr gut. Ich erlebe ja auch die Kolleginnen, natürlich auch die männlichen Kollegen, als sehr aktiv und ich würde mich auch freuen, wenn sich noch mehr Frauen das zutrauen würden. 

SWR: Sollten sich mehr Frauen engagieren? 

Doris Schröter: Sie sollten es sich zutrauen. Ich denke schon, es sollten sich mehr Frauen engagieren. Ich erlebe sie auch in den kommunalen Gremien als sehr aktiv. Es liegt oft dran, dass man sich es vielleicht nicht zutraut. Da sind die Männer irgendwie anders gestrickt. Die sagen, das machen wir einfach, und dann schauen wir mal. Und wir Frauen überlegen vielleicht manchmal einen Tick zu lange. Ich würde mir wünschen, dass da die Frauen einfach mal loslaufen und sagen, das kriegen wir hin und das probieren wir einfach. 

Doris Schröter zieht Bilanz über ihre Amtszeit in Bad Saulgau

SWR: Wenn Sie jetzt zurückschauen auf ihre Zeit? Wie haben Sie es erlebt? Was waren besondere Momente oder was hat vielleicht auch ihre Arbeit hier geprägt? 

Doris Schröter: Ich komme ja aus der Kommunalverwaltung und ich habe immer versucht, mit meinen Mitarbeitern auf Augenhöhe zu arbeiten und mich da sehr stark einzubringen. Also ich bin jetzt nicht die Chefin, die morgens sagt 'Okay, jetzt jeder mal antreten und das ist die Tageslosung', sondern ich habe versucht, da mitzuarbeiten und auch die Dinge zu begleiten, die mir natürlich auch wichtig waren in der Stadtentwicklung. Das ist sehr aufwendig und sehr kräfteraubend, aber letztendlich hat sich es auch gelohnt. Die Stadt hat sich, das kann man wirklich sagen, sehr gut entwickelt und wir haben so viele schöne Projekte auch gemeinsam dann feiern können. 

SWR: Was waren die größten Erfolge in 16 Jahren? 

Doris Schröter: Also meine Schwerpunkte, die größten Erfolge: Ich habe die Wirtschaftsförderung etabliert und es hat sich hier sehr gut entwickelt. Unser Gewerbe und die Industrie ist stetig gewachsen. Wir haben ein positives Einpendlersaldo, das ist ja auch nicht selbstverständlich. Und ich glaube, die Unternehmen fühlen sich hier sehr wohl. Und der zweite Schwerpunkt war wirklich Betreuung und Bildung. Bei uns gab es natürlich auch einen Sanierungsstau. Wir haben die letzten 16 Jahren stetig hohe Millionenbeträge in unsere Schulen investiert, neu gebaut und auch bei der Betreuung, und da bin ich auch sehr stolz drauf, da steht Bad Saulgau gut da. 

SWR: Es gab aber auch bestimmt auch schwere Momente in 16 Jahren. Der Verlust des Krankenhauses wahrscheinlich einer davon? 

Doris Schröter: Ja, der Verlust des Krankenhauses war natürlich ein sehr emotionales Thema. 100 Jahre Krankenhaus hat die Bad Saulgauer natürlich dann sehr stark auch emotional getroffen. Wir haben demonstriert und alles versucht. Aber man muss ja nur ins Land schauen. Wir sind ja da, auch das ist vielleicht kein Trost, aber wir sind nicht alleine. [...] Aber Bad Saulgau hat die große Chance, wir haben ja gleichzeitig das geschafft, dass wir die Verfügungsgewalt darüber haben. Da entwickelt sich jetzt wirklich ein Gesundheitsquartier. Das wird immer ein Quartier bleiben für Medizin und Pflege. Und da bin ich auch ein bisschen stolz darauf, dass wir sehr gut verhandelt haben, und da wird etwas Gutes entstehen, nach wie vor für Bad Saulgau. 

Nach 16 Jahren als Bürgermeisterin steht ein neues Kapitel an

SWR: Und wie geht es bei Ihnen weiter?

Doris Schröter: Bei mir gibt es nach 16 Jahren Bürgermeisterin erst einmal Luftholen und eine Auszeit. Ich bin überzeugt: Man muss nach so einem Kapitel in seinem Leben auch erstmal abschließen und das ein bisschen setzen lassen, bevor man etwas Neues anfängt. Und dann schau ich mal. Also es werden sicherlich jetzt ein paar Monate ins Land gehen und dann fällt mir vielleicht noch was Neues ein. Weil einfach nichts tun, das kann ich nicht. Ich bin ein Schaffer, ich muss mich immer irgendwie beschäftigen. Aber wie gesagt, zunächst mal gibt es einen Cut.