Ausstellung "Ein schöner Ort zum Sterben" in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten. (Foto: Pressestelle, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart/Gisela Zimmermann)

Mitmachaktion lieferte Fotos und Texte

"Ein schöner Ort zum Sterben" - Ausstellung in Weingarten

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Bernhard Hentschel
SWR-Redakteur Bernhard Hentschel Autor Bild (Foto: SWR)
Karin Wehrheim
SWR-Redakteurin Karin Wehrheim Autorin Bild (Foto: SWR, Alexander Kluge)

Gibt es einen schönen Ort zum Sterben? Dieser Frage geht eine Ausstellung in Weingarten (Kreis Ravensburg) nach. Die mehr als 60 Fotos und Texte kamen nach einem Aufruf zusammen.

Wo wäre unser Wunsch-Sterbe-Ort, wenn wir ihn frei wählen dürften? Das wollte die katholische Akademie der Diözese Rottenberg-Stuttgart in Weingarten (Kreis Ravensburg) wissen und startete eine Mitmach-Aktion. Heraus kam eine Ausstellung mit mehr als 60 Fotos, zumeist mit erklärenden Texten der Einsender. Ziel war es, "schöne Orte zum Sterben" zu finden, abseits von Krankenhaus, Hospiz und Pflegeheim.

Die Wunsch-Sterbe-Orte sind vielfältig: vom heimischen Sofa über einen Platz am oder auf dem Wasser mit Cocktail und Freunden bis hin zum Gipfel eines hohen Berges. Manch einer möchte seine Katze dabei haben und auf keinen Fall frieren. Andere werden sehr konkret: Die Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Unterankenreute, Gemeinde Schlier, während der Fastenzeit soll es sein.

Ich möchte gerne tief verwurzelt sterben, in Zufriedenheit und mit der Aussicht auf etwas Helles - vielleicht ein Licht?

Einem Priester wäre es am liebsten, am Altar in seiner Kirche zu sterben. Ein anderer Einsender fände es schön, wenn der Tod im Museum käme. Die Ausstellung will dem Gedanken an das Sterben ein wenig den Schrecken nehmen, so Kuratorin Ilonka Czerny.

Ausstellung "Ein schöner Ort zum Sterben" in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten. (Foto: Pressestelle, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart/Rolf Brüggemann)
"Der Schlaf als Bruder des Todes: Hier möchte ich sterben oder gestorben sein, auf dem Freud‘schen Sofa im Göppinger Psychiatriemuseum MuSeele, wo ich arbeite und um die Mittagszeit oft eine halbe Stunde ausruhe. Ich ruhe, ich träume, und es sind viele Ideen in meinem Kopf, und ich schlafe ein und habe sie vergessen, bis mein Handy klingelt…. aber ich höre es nicht mehr." (Rolf Brüggemann) Bild in Detailansicht öffnen
Ausstellung "Ein schöner Ort zum Sterben" in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten. (Foto: Pressestelle, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart/Simone Storck)
"Mit diesem Bild am Tor zum Hospiz in der Stafflenbergstraße in Stuttgart möchte ich mich für die wundervolle Begleitung eines mir lieben Menschen bedanken. So behütet und beschützt (beschirmt) wie an diesem Ort, würde auch ich gerne sein, wenn ich einen ebenso leidvollen Weg aus dem Leben gehen sollte." (Simone Storck) Bild in Detailansicht öffnen
Ausstellung "Ein schöner Ort zum Sterben" in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten. (Foto: Pressestelle, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart/Nikolaus Ruther)
"Mein Wunsch ist im eigenen Bett mit Begleitung des Partners oder eines Kindes zu sterben. Die Wirklichkeit sieht meist anders aus, und wir nehmen es, wie es kommt. Eines weiß ich allerdings jetzt schon: wie ich gebettet werde. Ich habe unsere Särge schon gefertigt und im Keller aufgestellt. [...] Von Beruf bin ich Schreiner." (Nikolaus Ruther) Bild in Detailansicht öffnen
Ausstellung "Ein schöner Ort zum Sterben" in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten. (Foto: Pressestelle, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart/Gisela Zimmermann)
"Der Tod, das Sterben und die Trauer sind meine lebenslangen Begleiter gewesen. Wir haben gelernt, uns zu mögen und uns gegenseitig zu inspirieren [...] Mein Honorar: Ein schöner Tod! Und er hat's mir versprochen." (Gisela Zimmermann) Bild in Detailansicht öffnen
Ausstellung "Ein schöner Ort zum Sterben" in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten. (Foto: Pressestelle, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart/Ilonka Czerny)
"Der Ort, an dem ich sterbe, ist nicht ausschlaggebend für mich. Aus diesem Grund wählte ich die nüchterne Fotostudio-Atmosphäre. Hell sollte der Ort jedoch sein: Ein lichter Hinter- und Untergrund und die Grabkerzen mögen dies versinnbildlichen. Viel wichtiger als ein konkreter Ort ist mir, beim Sterben nicht alleine zu sein. Das symbolisiert meine treue, geliebte Hündin Arte." (Ilonka Czerny) Bild in Detailansicht öffnen

"Ein schöner Ort zum Sterben" ist bis Anfang September im Tagungshaus Weingarten der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart zu sehen.

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