Eine Frau im Frauenhaus (Symbolbild) (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

SPD BW fordert mehr Unterstützung der Häuser

Frauenhäuser in BW: Oft ist nicht klar, wer Aufenthalt zahlt

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Iris Volk

Rund 1.200 Frauen sind 2021 in Baden-Württemberg in Frauenhäuser geflüchtet, oft mit ihren Kindern. Dort sind sie erst mal in Sicherheit. Doch nicht immer ist klar, wer den Aufenthalt zahlt.

Frisch bezogene Betten und zwei Teddys warten in einem Zimmer im SKF-Frauenhaus in Karlsruhe auf eine neue Bewohnerin und ihre Kinder. Für Betreuerin Stefanie Sickinger ist wichtig, dass die Frauen sich hier erst mal aufgefangen fühlen. "Die Kinder sind meistens müde, wenn sie ankommen. Sie merken: Es passiert etwas ganz Ungewohntes", sagt die Betreuerin. Wenn ein weinendes Kind in den Raum kommt, drückt Sickinger ihm einen Teddy in die Hand. Das entspanne die Situation, sagt Sickinger, "und beruhigt dann auch die Frau". 

Eine Frau, die seit ein paar Monaten hier wohnt, wird immer noch bedroht. Sie will deshalb anonym bleiben. Im Frauenhaus fühlt sie sich wohl: "Keine Sorge, kein Streiten, keine Schlägerei - für mich ist das das Wichtigste."

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Wer zahlt den Aufenthalt in Frauenhäusern?

Droht Frauen Gewalt, kann ein Frauenhaus ein sicherer Hafen sein. Aber zwischen den Frauen und dem frisch bezogenen Bett steht die Frage: Wer zahlt? Frauen beantragen die finanziellen Leistungen für sich und das Frauenhaus im Jobcenter oder im Sozialamt, erklärt Katja Schümer, Geschäftsführerin des Karlsruher Frauenhauses. "Aber wenn eine Frau zum Beispiel keinen Leistungsanspruch hat, kann es sein, dass die Kosten nicht übernommen werden."

Das kann zum Beispiel Studentinnen betreffen oder Frauen, die eine Arbeit haben. Für die Frauenhäuser bedeutet das viel Zusatzaufwand. Sie versuchen dann irgendwie, die Finanzierung zu organisieren. Doch im schlimmsten Fall müssen sie Frauen wieder wegschicken.

SPD-Forderung: Land muss Betrag für Frauenhäuser verfünffachen

Die SPD-Landtagsfraktion sagt, das sei ein unhaltbarer Zustand. Die frauenpolitische Sprecherin Dorothea Kliche-Behnke ist der Ansicht, dass es auch anders geht: "Wir können eine finanzielle Ausstattung schaffen, nach der die Frauenhäuser nicht den Landratsämtern hinterherlaufen müssen oder sonst durch externe Quellen versuchen müssen, den Aufenthalt einzelner Frauen zu gewährleisten."

Insgesamt müsste das Land, so sieht es die SPD, den Betrag für Frauenhäuser verfünffachen - auf 25 Millionen Euro jährlich. Damit Frauen ohne bürokratische Hindernisse in ein neues Leben starten können. So wie die Frau aus Karlsruhe.

Sie hat im Moment nur einen Wunsch: Endlich eine eigene Wohnung. "Ich will nur mit meinen zwei Kleinen ein neues Leben aufbauen." Mehr wolle sie nicht mehr in ihrem Leben.

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