Verspätung bis 30 Minuten erlaubt

Abitur trotz ÖPNV-Warnstreiks: Für 47.500 Schüler in BW ist Prüfungszeit

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Matthias Breitinger
Matthias Breitinger

Für die Abiturienten in BW geht es in die letzte Schuletappe: Mit Biologie sind jetzt die schriftlichen Abiturprüfungen gestartet. Wegen des ÖPNV-Streiks gilt eine Sonderregelung.

In Baden-Württemberg laufen die Abiturprüfungen an den allgemeinbildenden Schulen, ab Freitag dann an den Beruflichen Gymnasien. Nach Angaben des Kultusministeriums in Stuttgart werden in diesem Jahr rund 47.500 Schülerinnen und Schüler geprüft, davon 31.000 an den allgemeinbildenden Gymnasien und Gemeinschaftsschulen.

Den Anfang machen am Donnerstag die allgemeinbildenden Schulen wie im vergangenen Jahr mit der Prüfung im Fach Biologie. Die schriftlichen Prüfungen enden am 7. Mai mit dem Fach Mathematik. Für die etwa 16.000 Abiturientinnen und Abiturienten an den Beruflichen Gymnasien starten die schriftlichen Prüfungen am Freitag mit Mathematik und enden am 6. Mai mit dem Fach Spanisch.

ÖPNV-Streik: Abiturienten dürfen maximal 30 Minuten zu spät kommen

Die beiden ersten Abitur-Tage fallen in den angekündigten Streik der Gewerkschaft ver.di im öffentlichen Nahverkehr in Stuttgart, Karlsruhe, Heilbronn, Freiburg, Baden-Baden, Esslingen und Konstanz. ver.di rechnet damit, dass an beiden Tagen kein Fahrdienst stattfinden wird. Das Kultusministerium wies darauf hin, dass die angesetzten Prüfungen dennoch stattfinden.

"Für das Zu-Spät-Kommen gilt eine Toleranzgrenze von 30 Minuten", erläuterte das Ministerium. Wer also eine halbe Stunde verspätet kommt, darf die Prüfung noch mitschreiben. Ist der Streik die Ursache für die Verspätung, erhält der Prüfling trotzdem die gesamte Prüfungszeit. Das heißt: Wer zum Beispiel 20 Minuten zu spät kam, muss nicht zum geplanten Abgabezeitpunkt die Prüfung beenden, sondern darf 20 Minuten länger schreiben. Das gilt jedoch nicht, wenn das Zu-Spät-Kommen selbst verschuldet wurde, weil der Schüler beispielsweise verschlafen hat.

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Kultusministerin nennt Streik "zusätzlichen Stress"

Wer später als 30 Minuten verspätet kommt, darf nicht mehr zum Haupttermin zugelassen werden und muss den Nachtermin der jeweiligen Prüfung wahrnehmen. Gleiches gilt laut Ministerium für alle, die aufgrund des Streiks gar nicht erscheinen. Allerdings müsse die Schule dann jeweils prüfen, ob die Abiturientin oder der Abiturient nicht "unter zumutbaren Anstrengungen" zur Prüfung hätte kommen können. Die Nachprüfungen beginnen am 8. Mai.

Der Landesschülerbeirat (LSBR) Baden-Württembergs verfolge mit großer Besorgnis die jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem ÖPNV-Streik während der Abiturzeit, teilte eine Sprecherin mit. Durch den Streik könnten zahlreiche Schülerinnen und Schüler ihre täglichen Schulwege nicht wie gewohnt zurücklegen. Insbesondere während der Abiturzeit könne dies eine enorme Belastung und Stresssituationen darstellen und im Extremfall Auswirkungen auf den Prüfungsverlauf haben, so die Sprecherin. Der LSBR hoffe, "dass alle Schülerinnen und Schüler nicht zu sehr unter den Auswirkungen des Streiks leiden müssen und so stressfrei wie nur möglich ihre Abiturprüfungen angehen können".

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sprach mit Blick auf den ver.di-Streik von einem "sehr unglücklichen Zeitpunkt": "Schließlich ist das Abitur an sich schon eine große Herausforderung und die Schülerinnen und Schüler stehen unter enormer Anspannung. Da braucht es eigentlich nicht noch zusätzlichen Stress", sagte Schopper.

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Erste bilinguale Prüfungen in dieser Woche

Allerdings ist nur ein vergleichsweise geringer Teil der Abiturientinnen und Abiturienten an den allgemeinbildenden Schulen von den Streiks betroffen. Am Donnerstag findet neben der Biologie-Prüfung in deutscher Sprache auch die bilinguale Biologie-Prüfung (Deutsch und Englisch) statt, am Freitag stehen die bilinguale französischsprachige Geschichtsprüfung und die Ergänzungsprüfung Hebräisch auf dem Plan. Alle anderen Prüfungen an den allgemeinbildenden Gymnasien fallen in die kommenden Wochen.

Hintergrund der zweisprachigen Prüfungen: An 17 Gymnasien im Land kann mit einer Prüfung sowohl das deutsche Abitur als auch das französische Baccalauréat erlangt werden (Abibac). Außerdem kann an mehr als 50 bilingualen deutsch-englischen Gymnasien die schriftliche Prüfung in Biologie, Geschichte oder Geographie auch in englischer Sprache absolviert werden. Diese Schülerinnen und Schüler erwerben dann das Zertifikat "Internationale Abiturprüfung Baden-Württemberg".

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Keine Corona-Sonderregelungen mehr

Anders als in den vergangenen Jahren finden die schriftlichen Prüfungen wieder in normalem Rahmen statt. Um die Folgen der Corona-Pandemie zu berücksichtigen, dauerte 2023 die Prüfung noch eine halbe Stunde länger und die Lehrkräfte hatten zusätzliche Aufgaben zur Vorauswahl, um sicherzustellen, dass die Prüfungen zum Unterricht passen. Diese Sonderregelungen sind für das Abitur 2024 nun weggefallen.

Insgesamt müssen die Schülerinnen und Schüler an den allgemeinbildenden Schulen in ihren drei gewählten Leistungsfächern jeweils eine schriftliche Prüfung ablegen. Die mündlichen Prüfungen folgen zwischen dem 26. Juni und dem 8. Juli. An den Beruflichen Gymnasien beginnen diese Prüfungen zwei Tage früher.

Schopper wünschte allen Abiturientinnen und Abiturienten viel Erfolg bei den Prüfungen. "Sie haben lange auf diesen Höhepunkt hingearbeitet. Auf den hoffentlich letzten Etappen der Schullaufbahn wünsche ich Ihnen gutes Gelingen und ein Quäntchen Glück", so die Kultusministerin.

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