In SWR Kultur werden die wichtigen Neuerscheinungen aus dem Bereich neue deutsche Literatur in Buchkritiken und Gesprächen vorgestellt.
Buchkritik Nicola Kuhn – Der chinesische Paravent. Wie der Kolonialismus in deutsche Wohnzimmer kam
Trommel, Massai-Schild, Nilpferdpeitsche: Die Journalistin Nicola Kuhn stellt Artefakte vor, die sich heute als koloniales Erbe der Urgroßeltern in deutschen Wohnzimmern befinden. Und fragt nach den angemessenen Formen des Umgangs mit diesen Relikten einer verdrängten Vergangenheit.
dtv, 368 Seiten, 25 Euro
978-3423284035
Buchkritik Anna Enquist – Die Seilspringerin
Das richtige Leben zu leben, ist eine Kunst – und die Kunst mit dem Leben zu vereinbaren, eine zuweilen verstörende Aufgabe. Die niederländische Komponistin Alice Augustus wird bedrängt von ihren Erinnerungen und widerstreitenden Sehnsüchten. Davon weiß sie in Anna Enquists neuem Roman „Die Seiltänzerin“ ein Lied zu singen.
Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers
Luchterhand Verlag. 304 Seiten, 24 Euro
978-3630877228
Buchkritik Zdena Salivarová – Ein Sommer in Prag
In „Ein Sommer in Prag“ erzählt Zdena Salivarová die leichtfüßige Geschichte einer jungen Sängerin im Prag der späten 50er Jahre. Auf eine Auslandstournee darf sie nicht mitfahren, doch trotz Intrigen, Bespitzelung und extremer Verluste bewahrt sie sich ihre Chuzpe und ihren Straßenwitz.
Übersetzt von Sophia Marzolff
Mitteldeutscher Verlag. 358 Seiten, 30 Euro
ISBN 978-3963118388
Buchkritik Angela Krauß – Das Weltgebäude muß errichtet werden. Man will ja irgendwo wohnen.
Die Schriftstellerin Angela Krauß lebt in einem ganz besonderen Haus in Leipzig. Davon erzählt sie in „Das Weltgebäude muß errichtet werden. Man will ja irgendwo wohnen.“. In ihrer Dichtung bringt sie das kleine Besondere mit dem großen Ganzen in Einklang. Ihre Prosa ist nichts weniger als die Suche nach dem Ort des Menschen im Universum. Diese Suche führt sie am eigenen Beispiel vor.
Suhrkamp Verlag, 112 Seiten, 20 Euro
ISBN 978-3518431184
Gespräch Lutz Dursthoff – Nachruf aufs Paradies. Meine Frau, unsere russische Datscha und ich
Zusammen mit seiner Frau hat sich Lutz Dursthoff in seiner russischen Datscha ein kleines Paradies erschaffen. Über dieses Kleinod in der Provinz, die wilde Natur, die Eigenheiten der Nachbarn, wollte er ein Buch schreiben - doch dann kam alles anders. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine hat sich auch das Dorfleben verändert. Und so ist das Buch ein wehmütiger, aber trotziger Abgesang auf eine kleine, ländliche Idylle geworden. Der Krieg ist dort nicht zu sehen und zu hören, aber doch zu spüren.
Kiepenheuer & Witsch Verlag, 256 Seiten, 23 Euro
ISBN 978-3462006254
Buchkritik Gert Ueding – Bloch, Jens und Mayer. Die Tischgesellschaft der Julie Gastl
Gert Uedings „Bloch, Jens und Mayer“ ist eine Hommage an eine versunkene Epoche. Drei Geistesgrößen treffen sich regelmäßig zu Austausch und Gespräch. Initiatorin der Tübinger Tischgesellschaft war die Buchhändlerin Julie Gastl. Sie hat es geschafft, die unterschiedlichen Temperamente von Ernst Bloch, Hans Mayer und Walter Jens in ihrem „Bücherhaus“ zusammenzubringen.
Kröner Edition Klöpfer, 250 Seiten, 25 Euro
ISBN 978-3-520-75303-8
Lesetipp Susanne M. Riedel – Lebensmitteallergie
Der Schriftsteller Jakob Hein empfiehlt in seinem persönlichen Lesetipp die humorvollen Geschichten von Susanne M. Riedel: „Lebensmitteallergie. Mein Leben in Autokorrektur“ über ihren Alltag als Frau und Mutter in der Großstadt, erschienen im Satyr-Verlag.
Satyr Verlag, 192 Seiten, 17 Euro
ISBN 9783910775084
Buchkritik Florian Dietmaier – Die Kompromisse
In seinem Debutroman „Die Kompromisse“ zeichnet Florian Dietmaier den Lebensweg eines österreichischen Diplomaten namens Peter nach. Peter ist zeitlebens kompromissbereit, was bedeutet, dass er seine eigene Identität oft in Frage stellen muss. Äußerst klug kontrastiert der Autor nationale Identität mit einer global agierenden Welt.
Droschl Verlag, 150 Seiten, 22 Euro
ISBN 978-3-99059-148-2