Kanalgedicht (Foto: dpa Bildfunk, Bernd Thissen)

Lyrik

Gedichte und ihre Geschichte

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Wie entsteht Lyrik? Wie sind Dichterinnen und Dichtern ihre berühmten Zeilen eingefallen? Welche ihrer Ideen führte zum Schreiben?

Gedichte und ihre Geschichte Zu Unrecht vergessen: Der Lyriker Heinz Piontek

Heinz Piontek gehört zu den deutschen Lyrikern mit den meisten Preisen. Schon als er sich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im Alter von 22 Jahren als Schriftsteller in Bayern selbstständig machte, wurden seine Gedichte, seine Essays und Romane hochgelobt. Höhepunkt der Auszeichnung war 1976 die Verleihung des Georg-Büchner-Preises. Gleichzeitig wurde er von vielen Kritikern als konservativ verachtet. Die Verletzungen trafen den Dichter so tief, dass er sich resigniert zurückzog. Anton Hirner leitet das Heinz-Piontek-Museum in Lauingen an der Donau: „Er ist ein Einzelgänger gewesen. Und er war nicht in der Gruppe 47, das ist bezeichnend. Das ist bestimmt auch den Kriegserlebnissen geschuldet, denn er wollte einfach nicht mehr geführt und gelenkt werden." Seine Werke, die in den 50er Jahren noch in Schulbüchern standen, sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten - völlig zu Unrecht.

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Gedichte und ihre Geschichte Experimentell: Carolin Callies neuer Lyrikband „teilchenzoo"

Lyrik und Physik – diese beiden Bereiche haben vielleicht auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun. Die Lyrikerin Carolin Callies aus Ladenburg bei Heidelberg sieht das aber anders: Sie hat sich von der Physik zu ihrem neuen Lyrikband „teilchenzoo“ inspirieren lassen. Und blickt mit den Mitteln der Sprache eben auf jene kleinsten Teilchen, deren vielfältige Verbindungen in der Natur und im menschlichen Körper sie literarisch erkundet. Und dabei Erkenntnisse gewinnt über unser Leben.

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Gedichte und ihre Geschichte Poesierepublik Stuttgart - keine Angst vorm Gedicht

Das Netzwerk Lyrik aus Stuttgart hat die erste Poesierepublik ausgerufen. Für den Wortkünstler Timo Brunke sind Gedichte das perfekte Mittel, um den Dialog in der Gesellschaft zu befördern. Dazu hat er bekannte Stimmen, aber auch Schülerinnen und Schüler sowie spontane Freiwillige, in die Kleinkunstbühne Rosenau zu Lesungen und Diskussionen eingeladen, um die Lyrik als eigenes „Kommunikationsorgan“ , wie er es nennt, zu erkunden. Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe waren mit dabei die Schauspielerin Barbara Stoll, der Schauspieler Walter Sittler, die Berliner Dichterin Ulrike Almut Sandig und viele andere.

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Gedichte und ihre Geschichte „Ich will dich" von Hilde Domin

„Ich will dich" klingt zunächst nach einem leidenschaftlichen Liebesgedicht - doch in diesem Gedicht geht es um die Freiheit, mit aller Konsequenz und tatsächlich mit Leidenschaft. Hilde Domin hat ihr Leben lang für die Freiheit gekämpft. Nicht nur in politischem Sinn, sondern auch für die Freiheit der Worte in ihren Gedichten.
Marion Tauschwitz, Biographin und enge Vertraute von Hilde Domin, erklärt, dass Hilde Domin das Gedicht erst nach seiner Entstehung auf ein konkretes politisches Ereignis bezog: „Sie hat es tatsächlich 1968 direkt auf den Freiheitswillen der Tschechen übertragen, als der Prager Frühling nämlich im Keim erstickt wurde. Und Domin war empört und hat diese Ereignisse damals angeprangert und hat sich dann für eine ganz klare Sprache auch ausgesprochen."

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Gedichte und ihre Geschichte „An einem Morgen im März" - ein Langgedicht von Björn Kuhligk

Die Corona-Pandemie hat uns alle geprägt. Lyrikerinnen und Lyriker haben zum Teil noch während des Lockdowns begonnen, ihre Gedanken und Gefühle in Gedichten abzubilden. Der Berliner Lyriker Björn Kuhligk machte sich während der Pandemie-Zeit zunächst einmal sehr viele Notizen. Erst als die Corona-Krise etwas abflaute, begann er sie zu einem lyrischen Text zu verarbeiten: „Ich habe sehr viele Zeitungen gelesen, Eilmeldungen notiert, die mir abstrus vorkamen und habe dann in einem zweiten Arbeitsschritt alles weggestrichen, was mit einer Prosa zu tun haben könnte. Ich habe nur das Material behalten, wovon ich ausgegangen bin, dass ich es für ein Gedicht gebrauchen kann.“ Das Ergebnis ist das Langgedicht „An einem Morgen im März", das nun ein ganzes Buch füllt.

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Gedichte und ihre Geschichte Blumengedichte von Frederike Frei

„Echt Himmel das Blau heute“ – so könnte eine poetische Beschreibung des Pfingstwetters lauten, das wir uns wünschen. Es ist aber auch der Titel eines Gedichtbands der Brandenburger Lyrikerin Frederike Frei, in dem sie Blumengedichte präsentiert. Allein das Wort lässt Erinnerungen an vergilbte Poesiealben und kitschige Bildchen wach werden. Doch Frederike Freis Lyrik klingt weder altbacken noch altmodisch, stattdessen modern, witzig und sie ist mit viel Temperament formuliert. Frei sagt über ihre Lyrik: "Eigentlich gibt es nur einen einzigen Grund zu schreiben: mit Wörtern der Welt die Welt der Wörter zu zeigen.“

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Gedichte und ihre Geschichte Uta Gosmann übersetzt Lyrik von Louise Glück

Louise Glück ist eine der wichtigsten Lyrikerinnen Amerikas und wurde 2020 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Jetzt ist ihr jüngster Gedichtband in der deutschen Übersetzung von Uta Gosmann erschienen. Er trägt den Titel „Treue und edle Nacht“ und darf nach Ansicht der Übersetzerin als poetische Auseinandersetzung mit dem Alter verstanden werden. Uta Gosmann hat die mittlerweile 80-jährige Louise Glück schon vor vielen Jahren als Studentin in den USA persönlich kennengelernt, als sie begann, ihre Gedichte zu übersetzen und literarische Essays dazu zu schreiben. Die Gedichte in dem neuen Band sind eine Auseinandersetzung mit dem Alter und mit der eigenen lyrischen Sprache, sagt Uta Gosmann: „Auch in dem neuen Gedichtband geht es um das Abenteuer des eigenen Sprechens: Die größte Gefahr ist nicht der Tod, sondern das Verstummen." Ein Beispiel ist Glücks Gedicht „The Past" - „Die Vergangenheit".

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Gedichte und ihre Geschichte Die „Eisheiligen" in der Lyrik

Der April 2023 war der nasseste seit Jahren und der gerade begonnene Mai zeigt zwar sonnige Phasen, aber er könnte uns noch so manchen kalten Tag bescheren. Im vergangenen Jahr dagegen war der Mai fast zu warm, mit Temperaturen bis an die 30 Grad. Der Grund: Die „Eisheiligen“ sind letztes Jahr ausgefallen. Diese überraschend kalten Tage im Mai sind fünf verschiedenen Heiligen gewidmet und haben auch Lyriker beschäftigt. Sie beschwören sie in ihren Gedichten oder sie beschimpfen sie auch mal. Zwei Beispiele dafür sind Peter Engels „Kalte Sophie" und Gustav Falkes „An den Mai" – sie werden gelesen von Johannes Wördemann.

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Gedichte und ihre Geschichte Schauspieler Heinz Hönig liest Goethes „Zauberlehrling“

Am 30. April ist Hexennacht oder Walpurgisnacht oder Freinacht. Angeblich sollen sich in dieser Nacht Hexen zum gemeinsamen Tanz auf dem Blocksberg treffen. Johann Wolfgang von Goethe kannte diese traditionellen Vorstellungen und ließ sie in die Beschreibung der Walpurgisnacht in seinem „Faust“ einfließen. Goethe hat sich auch an anderer Stelle mit Zaubermächten und den damit verbundenen Gefahren beschäftigt, unter anderem in seiner berühmten Ballade „Der Zauberlehrling“. Die Vorlage dafür fand er in einem Text von Lukian von Samosata, dem bedeutendsten Satiriker der griechischen Antike. Darin geht es um einen Diener, der mit Hilfe einer magischen Formel ein Stück Holz zum Leben erweckt, das daraufhin unentwegt Wasser holt, bis der Herr des Hauses dem ganzen Zauber Einhalt gebietet. Goethe erzählt diese Geschichte originalgetreu in seiner Ballade. Der Schauspieler Heinz Hönig hat sie in seinem ganz eigenen Ton auf einem Hörbuch veröffentlicht.

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Gedichte und ihre Geschichte Axel Kutsch und sein „Gang durch ein Gedicht“

Am 23. April ist der Internationale Welttag des Buches. Seit 1996 wird er jedes Jahr am 23. April gefeiert. Die UNESCO wählte dieses Datum, da es der Todestag von William Shakespeare und Miguel de Cervantes ist - zwei der bedeutendsten Autoren der Weltliteratur. SWR2 widmet sich einem deutschen Dichter, der nicht unbedingt zur Weltliteratur zählt, aber der sich viele Gedanken darüber gemacht hat, wie man der Gattung Lyrik richtig begegnet, nämlich mit Respekt und Offenheit. In seinen Gedichten sinniert der Rheinländer Axel Kutsch darüber – mit viel Augenzwinkern und feiner Ironie. Kerstin Bachtler stellt seinen „Gang durch ein Gedicht“ vor.

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Gedichte und ihre Geschichte „Der erste Ostertag“ von Heinrich Hoffmann

Ostern ist das Fest, an dem wir Christi Auferstehung und gleichzeitig auch den Frühling feiern - vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Es sollte schon richtig mild und schön sein, damit es den Kindern Spaß macht, Ostereier im Garten zu suchen. Mit dieser Problematik hat sich schon vor rund 100 Jahren der Dichter und Psychiater Heinrich Hoffmann beschäftigt - Autor des kontrovers diskutierten „Struwwelpeter“ und zahlreicher Kinderbücher. Um Kinder über Regen an Ostern hinweg zu trösten, hat er ein zauberhaftes Gedicht über fünf Osterhasen geschrieben, denen das Wetter gar nicht gefällt. Darüber hinaus widmete er einen ganzen Lyrikzyklus seinen Arztkollegen, denen er mit Augenzwinkern und medizinischer Fachkenntnis nicht ganz ernst gemeinte Therapieempfehlungen gibt.

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Gedichte und ihre Geschichte „Kunst“, Gertrud Kolmar

Gertrud Kolmar gilt als bedeutende deutschsprachige Lyrikerin. Dennoch ist die jüdische Schriftstellerin, die 1943 in Auschwitz ermordet wurde, bis heute nur spärlich gewürdigt worden. Die Freiburger Germanistin Ingeborg Gleichauf holt dies nun nach, indem sie in ihrem Buch mit dem Titel „Alles ist seltsam in der Welt“ die radikale Dichterin, die sich in keine Kategorie einordnen lässt, porträtiert. Darüber und über das Gedicht „Kunst“ hat Kerstin Bachtler mit der Germanistin gesprochen.

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