Es scheint ziemlich unglaublich: Den Booker Prize, den wichtigsten Literaturpreis Großbritanniens, gibt es seit über 50 Jahren. Verliehen wird er für den besten englischsprachigen Roman, der in Großbritannien erschienen ist. Und bis 2019 hatte ihn noch nie eine Schwarze Person aus Großbritannien erhalten und keine Schwarze Frau. Bis eben 2019: Da erhielt ihn die britische Autorin Bernardine Evaristo für ihren Roman „Girl, Woman, Other“. Evaristos Mutter ist Engländerin, ihr Vater stammt aus Nigeria. Sie selbst ist in einem Vorort von London aufgewachsen. Die 61-Jährige unterrichtet Kreatives Schreiben an der Brunel Universität in London. Ihr Roman „Girl, Woman, Other“ wurde in 33 Sprachen übersetzt. U.a. auch auf Deutsch: „Mädchen, Frau, etc.“. Er erzählt von zwölf Schwarzen Frauen, die in Beziehung zueinanderstehen. Die Zwölf sind Mütter und Töchter, Freundinnen und Kolleginnen. Um genau zu sein: Eine von ihnen identifiziert sich im Laufe des Romans nicht mehr als Frau, eine andere sieht sich nicht als Schwarze Frau. Die meisten kommen aus der Arbeiterklasse, manche sind queer, fast alle sind in Großbritannien geboren. Das Grandios an „Mädchen, Frau, etc.“: Egal wie sehr den Figuren ihre Hautfarbe, ihre Sexualität oder ihre gesellschaftliche Klasse Nachteile bringt: Die Zwölf bleiben nicht in einer Opferrolle, sondern bestimmen selbstbewusst über ihr Leben.
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