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Helen Macdonald: Abendflüge

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Mit ihrem 2014 erschienenen Buch „H wie Habicht“, einer Mischung aus biografischem Essay, philosophischer Betrachtung und historisch aufgeladener Reflexion, avancierte die Britin Helen Macdonald zu einer Vorreiterin des mittlerweile wieder populären Nature Writing. Macdonalds Art, die Natur anzuschauen, unterscheidet sich von früheren Texten in diesem Genre vor allem dadurch, dass die menschliche Perspektive auf Tiere mitreflektiert und auf diese Weise auch relativiert wird.

Macdonalds neues Buch zeichnet sich wiederum durch jene Vorzüge aus, die auch den Vorgänger zum überraschenden Bestseller haben werden lassen: Sie schreibt fachlich kompetent, aber verständlich, anschaulich und unterhaltsam.

Ähnlich einer Wunderkammer, so wird sie zitiert, möge man sich „Abendflüge“ vorstellen – eine Kiste, in der eine Vielzahl exotischer Objekte zusammengetragen wurden, die dann herausgenommen, berührt, angeschaut und bestaunt werden durften. Sie beginnt ihre Erzählung mit einem toten Mauersegler, den sie unter einer Brücke an der Themse findet und der sie ratlos macht, weil sie nicht weiß, wohin mit dem Kadaver.

Dieses Erlebnis steht prototypisch für das Themenspektrum, um das Macdonald in rund 40 Einzelkapiteln kreist: Es geht um das Verhältnis von Tier und Mensch, um die kleinen und großen Wunder, um Analogien und zum Beispiel auch um das Liebesleben der Ameisen, all das verwoben mit Kindheitserinnerungen der Autorin und Anspielungen auf das politische Geschehen der Gegenwart.

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AUTOR/IN
SWR