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Hans Peter Riegel: „Ich verdanke Beuys den unabdingbaren Willen, etwas zu bewirken.“

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Susanne Kaufmann

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Er ist der Stachel im Fleisch der Beuys-Gemeinde. Zum 100. Geburtstag des Düsseldorfer Künstlers hat Hans Peter Riegel eine vierbändige Biografie vorgelegt. Das größte Problem der Beuys-Rezeption sieht er darin, „dass sie nicht anerkennt, dass Beuys Anthroposoph war und rechtsgerichtetes Gedankengut vertrat. Die Anthroposophie ist eine rechtsgerichtete, reaktionäre, rassistische Theorie. Wenn man das nicht anerkennt, kann man Beuys nicht verstehen.“

Hans Peter Riegel wuchs in einer kunstinteressierten Düsseldorfer Familie auf. Das erste Mal begegnete er Beuys, als er 13 war. Später traf er ihn dann wieder, er holte auch in seinem Atelier Kuverts mit Geld – bestimmt für Jörg Immendorf.

„Immendorf war immer ein Freund des gepflegten Absturzes.“

Bei ihm war Riegel zwischenzeitig Assistent geworden und durch ihn bekam er Zugang zur künstlerischen Avantgarde. „Immendorf war ein immens fleißiger Arbeiter, preußisch diszipliniert stand er morgens um acht im Atelier und hat bis 18 Uhr gearbeitet – dann hat er den Griffel fallen lassen. Aber freitags hat er um 17 Uhr Feierabend gemacht, hat sich umgezogen, ging in die Düsseldorfer Altstadt und hielt Hof.“

Eine hauptberufliche Karriere als Künstler strebte Riegel selbst nicht an. Er sagt, er habe zwar immer Kunst gemacht, doch die Gefahr wäre zu groß gewesen, im Schatten von Immendorf als Epigone gehandelt zu werden.

Riegels Thema: die digitale Kultur in all ihren Facetten

Heute lebt er als Unternehmer, Art Director, Autor und Künstler in der Schweiz. Er befürwortet die liberale Corona-Strategie der Schweiz. „In Deutschland habe ich immer das Gefühl, dass Menschen gegängelt oder für dumm gehalten werden.“

Sein Thema ist die digitale Kultur in all ihren Facetten. Die Zeit mit Immendorf hat ihn geprägt. „Ich habe heute noch oft Situationen, wo ich den hinter mir stehen sehe und mich kritisieren höre.“

Zeitgenossen Götz Adriani: „Ich bin kein Verwaltungs- und Gesellschaftsmensch“

Götz Adriani zählt zu den Menschen, die die deutsche Museumslandschaft im 20. Jahrhundert ganz entscheidend prägten. Sein Name ist untrennbar verbunden mit der Kunsthalle Tübingen, aber er leitete auch das Museum für Neue Kunst am Karlsruher ZKM. Kurz bevor er 2005 das offizielle Rentenalter erreichte, sagte eine Mitarbeiterin über ihn: "In Karlsruhe ist er so präsent, dass wir von ewigem Leben ausgehen."

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