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Ohne Colts und Westernklischee: „Brokeback Mountain“ am Theater Trier als Oper

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Julian Burmeister

Für die Schwulenbewegung war der 2005 erschienene Hollywoodstreifen „Brokeback Mountain“ ein Meilenstein mit den beiden Cowboys in den Hauptrollen, die sich trotz widriger Umstände ineinander verlieben. Regisseurin Eike Ecker bringt den Stoff jetzt im Theater Trier als Oper auf die Bühne. Das Thema sei aktuell wie nie: „Es findet gerade eine sehr deutliche Radikalisierung statt, nicht nur bei uns, sondern auch in anderen Teilen der Welt.“

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Trier als Ort für modernes Sozialtheater

„Die einen werden toleranter, die anderen intoleranter.“ Es sei eine Scherenbewegung die sich momentan immer weiter öffne, so Ecker. Deswegen sei es großartig, dass Intendant Lajos Wenzel das Stück auf den Spielplan gesetzt habe. Dem Publikum werde so das Theater eröffnet als ein Ort, an dem modernes Sozialtheater stattfinde.

"Brokeback Mountain" an der Oper Trier (Foto: Pressestelle, © Theater Trier)
„Wenn du es nicht ändern kannst, musst du damit leben“, sagt sich der um seinen Geliebten heimlich trauernde Ennis Del Mar (Roman Ialcic).

Die Oper orientiert sich nicht an der Verfilmung

Die Musik der Inszenierung stammt dabei von Charles Wuorinen, einem der führenden zeitgenössischen Komponisten der USA. Er sah in Annie Proulx‘ Erzählung, auf der auch der Film basiert, einen perfekten Opernstoff. Diese schrieb auch das Libretto für seine Oper.

Denn so wie viele Opern des 19. Jahrhunderts Liebe thematisieren, die sich in ihrer jeweiligen Zeit gegen die Widerstände des Umfeldes zu behaupten versucht, erzählt auch „Brokeback Mountain“ von einer verzweifelten Liebesgeschichte, deren Protagonisten im 20. Jahrhundert an ihrem Umfeld zerbrechen.

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Der Western auf der Bühne als neuer Trend?

Die Musik vermeidet dabei jegliche Westernklischees und auch insgesamt sei es nicht darum gegangen, den Hollywoodfilm für die Bühne zu adaptieren, sagt Regisseurin Eike Ecker: „Der Western auf der Bühne ist vielleicht ein Trend. Aber den Film zu kopieren wäre gar nicht möglich gewesen. Weil die Oper viel dichter komponiert ist als es der Film damals vermochte zu sein. Und Musik löst immer etwas anderes in den Köpfen der Menschen aus, als wenn sie etwas visuell vorgesetzt bekommen. und das ist ein großes Plus.“

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