Besonders groß dürfte die Sorge in Gebieten der Flutkatastrophe vor knapp zwei Jahren sein. Das Are-Gymnasium in Grafschaft im Kreis Ahrweiler will auf Nummer sicher gehen und hat den Unterricht für diesen Tag ausgesetzt. Wir haben mit der Schulleiterin Nina Pfeil gesprochen.
SWR1: In welchem Moment war Ihnen klar: Das Risiko möchte ich nicht eingehen?
Nina Pfeil: Das war gestern Abend relativ schnell klar, als wir die Wettervorhersage gesehen haben, insbesondere aufgrund der Sturm- und Orkanböen-Warnung. Wir sind an einem besonderen Standort auf der Grafschaft auf einem Hügel. Das ist ein sehr exponierter und ungeschützter Standort. Wenn es ein bisschen windet, dann stürmt es bei uns sofort. Bei einer richtigen Sturm- oder Orkan-Warnung plus die Leichtbauweise der Containeranlage, die wir da haben, ist das Risiko sehr groß, dass das ein oder andere weggerissen und durch die Luft gewirbelt wird.
SWR1: Und dann kommt noch die An- und Abreise der Schüler dazu, oder?
Pfeil: Ganz genau. Wir haben zwar reguläre Busanbindungen um 8.15 Uhr und dann die Abfahrt um 15.45 Uhr. Aber wenn es sich abzeichnet, dass es schlimm wird, können wir die Schüler aufgrund des speziellen Standortes nicht sicher nach Hause bringen.
SWR1: Wie sieht Ihr Tag heute aus?
Pfeil: Wir setzen uns gleich zusammen und überlegen noch, wie es weiter geht. Vor Ort sind dann natürlich noch ein paar Kollegen und Hausmeister, die schauen, dass alles in Ordnung ist. Das ist alles abgesprochen mit dem Schulträger und der ADD. Dann geht es normal weiter, der Unterricht läuft teilweise online. Wir haben schon viele Szenarien ausprobiert, auch durch die Pandemie und die Flut.
SWR1: Haben Sie schon Reaktionen von Eltern und wissen auch alle Bescheid? Und was passiert mit Kindern, die jetzt trotzdem vor der Tür stehen?
Pfeil: Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, dass jemand vor der Tür steht. Wir haben ein Risikomanagement, das heißt alle Eltern haben gestern eine E-Mail bekommen, es ist über Social Media geteilt worden und wir haben einen Schul-Messenger über den wir alle Kinder erreichen können. Deswegen hat jeder die Information bekommen.
SWR1: Zwei Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe wecken die aktuellen Unwetterwarnungen wahrscheinlich schlimme Erinnerungen. Haben Sie eine Ahnung, was das mit den Familien macht?
Pfeil: Ja, das macht mit jedem individuell etwas. Und das war auch das Problem nach der Flut. Nach den ersten paar Wochen und Monaten waren alle im "Funktionieren-Modus". Alles ist gut gelaufen, man hatte etwas zu tun, man war beschäftigt. Und das kommt jetzt alles wieder hoch, wenn es Wetterwarnungen gibt und besondere Starkregen-Ereignisse sind. Das macht emotional etwas mit den Menschen, belastet sie und spült die ein oder andere Erfahrung mit hoch.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.