SWR1: Was machen Sie bei dem Dauerregen als Dachdeckerin?
Nina Weber: Mal geht man auf die Baustelle und hofft, dass es aufhört zu regnen. Mal bleibt man morgens zuhause oder verbringt die Zeit im Lager mit den Azubis. Ein bisschen was lernen oder aufräumen. Wir schauen nach den schulischen Sachen, machen etwas Theorie oder klären Fragen aus der Praxis, die vielleicht auf der Baustelle untergehen und dann in einer ruhigen Minute besprochen werden können.
SWR1: Wer entscheidet denn, ob aufs Dach gegangen oder Ersatzdienst geleistet wird?
Weber: Die finale Entscheidung trifft natürlich der Chef. Bei Dauerregen wird es gefährlich, bei Nieselregen hängt es davon ab, welche Dacharbeit man macht. Bei einem Flachdach ist Regen bei Abdichtungsarbeiten generell blöd. Auf einem Schieferdach kann man bei Nieselregel noch sitzen, aber sobald es mehr wird, gehen wir auch runter. Dann ist die Sicherheit nicht mehr gegeben.
SWR1: Ältere Ziegel haben oft einen Moos- oder Algenbelag. Wenn der dann nass wird, ist es doch spiegelglatt?
Weber: Ja, genau. Dann würde ich auch nicht mehr aufs Dach gehen.
SWR1: Sind Familie und Freunde dann neidisch, wenn Sie bei Regen frei haben?
Weber: Ja, das kam auch schon vor. Manchmal klären wir das auch abends, wenn ich am nächsten Morgen ein Schlechtwetter-Tag habe. Sie sagen dann: Du kannst ja ausschlafen – was machts Du dann denn ganzen Tag? Aber man findet ja immer eine Beschäftigung.
Das Interview führte SWR1 Moderator Michael Lueg.