Bildungsministerin Stefanie Hubig

"Im Laufe des Schuljahres werden alle Grundschullehrer-Stellen besetzt sein"

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Michael Lueg
SWR1-Moderator Michael Lueg (Foto: SWR, SWR1 -)
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In diesem Jahr werden so viele Kinder eingeschult, wie seit 20 Jahren nicht mehr. Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, wurden dieses Jahr zusätzliche Lehrer eingestellt.

Wir haben mit der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig über die genauen Maßnahmen des Bildungsministeriums gesprochen.

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SWR1: Haben wir genügend Lehrkräfte, damit der Unterricht für die heutigen ABC-Schützen planmäßig stattfinden kann?

Stefanie Hubig: Wir stellen in diesem Schuljahr 1.750 neue Lehrkräfte ein, das ist mehr als im letzten und im vorletzten Jahr. Das liegt natürlich an den gestiegenen Schülerzahlen, aber auch daran, dass wir 820 zusätzliche Lehrkräfte einstellen konnten. Wir sehen aber, dass es im Vertretungsbereich tatsächlich schwieriger wird, Menschen zu gewinnen, und dass wir auch bei den Grundschulen und bei den Förderschulen Schwierigkeiten bekommen, Lehrkräfte zu haben.

Die gute Nachricht ist: Im Laufe des Schuljahres werden alle Grundschullehrerinnen und -lehrer- und die Planstellen besetzt sein.

SWR1: Würde es helfen, im Grundschulbereich besser zu bezahlen, so wie andere Bundesländer, um Lehrer zu gewinnen?

Hubig: Wir haben steigende Ausbildungszahlen in den Grundschulen und wir machen unseren Lehrerinnen und Lehrern gleich vorab Zusagen, sodass sie sicher wissen, dass wenn sie fertig mit ihrer Ausbildung sind, sie auch in Rheinland-Pfalz bleiben können. Das hilft sehr.

Wir haben viele Maßnahmen getroffen und die wirken auch.

Den Fachkräftemangel spürt man auch in Rheinland-Pfalz, das ist klar. Aber wir haben eine ganz andere Situation als in vielen anderen Bundesländern. Auch, weil wir immer Lehrer eingestellt und verbeamtet haben und die Ferien durchgezahlt haben. Wir haben viele Dinge schon in der Vergangenheit getan, damit Lehrerinnen und Lehrer hier gute Rahmenbedingungen haben.

SWR1: Auf Ihrer Pressekonferenz haben Sie gesagt, der Pflichtunterricht kann überall gut abgedeckt werden. Das klingt jetzt erstmal dürftig, gerade mal so die Pflicht. Was viele Schüler zum Beispiel mit Sprachproblemen brauchen, ist definitiv die Kür.

Hubig: Der Pflichtunterricht ist ganz wichtig und da ist auch schon viel Förderung mit dabei. Die Kür Sprachförderung wird auch mit abgedeckt und es gibt natürlich auch weiterhin Stunden für AGs und für besondere Aktivitäten.

Was ich damit sagen wollte, ist, dass in den Zeiten, in denen wir nicht zu viel, sondern eher zu wenig Lehrkräfte haben, man sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren muss.

SWR1: Im letzten Schuljahr hatten wir das Problem mit den vielen Sitzenbleibern im Land schon in den Grundschulen. Die Gräfenauschule in Ludwigshafen als Beispiel, da müssen 39 Kinder die erste Klasse jetzt wiederholen. Für Ludwigshafen gibt es Fördermaßnahmen. Können Sie das wirklich auf das ganze Land ausweiten, weil ja alle Grundschulen in Rheinland-Pfalz ähnliche Probleme haben?

Hubig: Wir gucken da schon sehr genau drauf und wir haben auch viele Diagnose- und Förderinstrumente für die Schulen zur Verfügung gestellt. Alle Schulen haben Materialien bekommen, um Lesen und Mathematik zu üben. Aber auch, um zu gucken, wo die Schülerinnen und Schüler stehen.

Das haben schon seit zwei Jahren eine ganze Reihe von Schulen ausprobiert. Die loben, dass das gut funktioniert. Das geben wir jetzt an alle Schulen. Ab nächstem Schuljahr machen wir das dann auch verpflichtend, dann gibt es noch eine zusätzliche Stunde Deutsch mehr. Wir wollen auch, dass jeden Tag verbindlich Lesen geübt wird, damit alle Kinder, auch gerade die, die sich mit der Sprache am Anfang etwas schwerer tun, gut ihre Kenntnisse in der Grundschule aufbauen können.

SWR1: In diesem Schuljahr gibt es so viele Erstklässler, wie seit knapp 20 Jahren nicht mehr. Auch gerade wegen vieler Flüchtlingskinder, zum Beispiel aus der Ukraine. Also da sind massive Sprachprobleme und Lernprobleme dadurch vorprogrammiert. Schaffen Sie es, das aufzufangen?

Hubig: Sie haben völlig recht, wir haben im letzten und in diesem Schuljahr viele geflüchtete Kinder bekommen. Im letzten Schuljahr ist es schon gut gelungen, sie zu integrieren.

Wir haben fast 18.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche hier in den Schulen aufgenommen und wir sehen, dass es eine Herausforderung ist für die Schulen. Aber unsere Lehrerinnen und Lehrer machen da echt einen tollen Job, die kriegen das gut hin. Wir haben zusätzlich schon im letzten Schuljahr Lehrkräfte eingestellt.

SWR1: Aber die brauchen auch entsprechende Bedingungen, um das hinkriegen zu können. Und die Elternverbände in Rheinland-Pfalz haben sich schon zusammengeschlossen und laufen Sturm. Sie haben sich auch bei Ihnen gemeldet, weil es diese Probleme gibt.

Hubig: Wir haben 820 zusätzliche Lehrkräfte in diesem Schuljahr eingestellt, wir machen zusätzliche Fördermaßnahmen und natürlich ist die Situation nicht einfach. Ich rede da auch nichts schön, sondern wir gucken, dass wir uns kümmern.

Ich habe auch gesagt, dass es nicht an allen Stellen einfach ist, Lehrkräfte und Vertretungskräfte zu finden. Aber es passiert viel an Sprachförderung. Bei uns werden die Kinder, die aus anderen Ländern kommen, direkt in den Regel-Klassen integriert und bekommen dann zusätzlich Deutsch-Intensivkurse, damit sie die Sprache lernen.

Es ist eine große Herausforderung, die wir alle gemeinsam stemmen. Wir als Bildungsministerium tun alles dafür, dass wir die Schulen dafür möglichst gut aufstellen.

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.

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