Musikstars warnen vor Missbrauch durch KI

Offener Brief gegen Verwendung von KI in der Musikindustrie

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Dave Jörg
Dave Jörg (Foto: S. Waldmannstetter) (Foto: SWR)
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Mehr als 200 Musikerinnen und Musiker fordern in einem offenen Brief den verantwortungsvollen Umgang mit KI in der Musikindustrie und setzen sich damit für die Rechte von Musikschaffenden im digitalen Raum ein.

Bands wie Bon Jovi, R.E.M. und Künstler wie Stevie Wonder und Katy Perry warnen vor der Verwendung von KI im Musikgeschäft. Sie wollen nicht zulassen, dass ihre Talente und Stimmen überflüssig werden.

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Warum die Musikschaffenden vor KI warnen

Die Kreativen im Musikbusiness, die damit ihr Geld verdienen, haben Bedenken, dass ihre Jobs durch die KI bald überflüssig werden, oder zumindest weniger wert sein könnten.

Künstliche Intelligenz kann basierend auf Musik, die sie kennt, Stimmen oder auch einen Stil, ein Instrument zu spielen, täuschend echt imitieren. Dadurch kann beispielsweise eine KI-Version von Lady Gaga einen Song von Falco singen, oder die künstlich-erzeugte Stimme von Freddie Mercury singt plötzlich einen Depeche Mode-Song.

Außerdem kann die KI "neue" Stücke kreieren, die wie ABBA, die Rolling Stones oder Kylie Minogue klingen, während keiner der Künstler tatsächlich etwas mit den Songs zu tun hat.

Stevie Wonder bei einem Livekonzert | Offener Brief gegen Verwendung von KI in der Musikindustrie (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Stevie Wonder ist einer von über 200 Musikstars und Bands, die sich in einem offenen Brief gegen die Verwendung von KI in der Musikindustrie einsetzen.

Offener Brief gegen Verwendung von KI in der Musikindustrie

Die Warnung, die jetzt von Stars wie Stevie Wonder, Smokey Robinson, Katy Perry und auch Bands wie Bon Jovi oder R.E.M. ausgeht, sagt: wenn KI "unverantwortlich eingesetzt wird", dann sei das künstlerische Schaffen von Musikern in Gefahr, damit ihre Lebensgrundlage und letztlich auch ihre Identität.

Das alles wollen die mehr als 200 Musikschaffenden verhindern, die den offenen Brief unterschrieben haben – sie schließen sich damit der Non-Profit-Organisation Artist Rights Alliance (ARA) an. Die zentrale Forderung ist, dass sich Musikplattformen und Tech-Firmen dazu verpflichten, keine Technologie einzusetzen oder zu entwickeln, die das künstlerische Schaffen von Musikern und Songschreibern untergräbt oder überflüssig macht.

Die berühmten Unterzeichner sehen in KI auch viel kreatives Potenzial, wenn sie "verantwortungsvoll eingesetzt werde". Sie fordern hierfür Rechtsgrundlagen, zum Beispiel: dass Songschreiber dafür Tantiemen bekommen, dass die Künstliche Intelligenz anhand von existierender Musik lernt. 

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Na, erkannt? Das Bild zu dieser Folge ist fake. Eine Künstliche Intelligenz sollte für uns hier den Rapper Drake darstellen. Der kann von solchen Spielereien ein Liedchen singen. Mit seiner Stimme wird gerade besonders viel experimentiert. Etwa im Song “Heart on my sleeve” des Produzenten Ghostwriter997 rappt nicht Drake, sondern eine täuschend echt klingende KI-generierte Stimme.

Der KI-begeisterte Musiker und Produzent Stefan Harth glaubt, Drakes roboterartige Stimme biete sich für ein KI-Imitat geradezu an: “Eine KI kann mit solch einer glatt gebügelten Stimme gut arbeiten.” Die KI-Songs gehören für ihn in die Kategorie “Fanfiction”: Hartgesottene Fans bringen die guten alten Zeiten ihrer Idole wieder zurück.

Ein ernstes Problem ist und bleibt der Schutz der Urheberrechte. Das kennt Dr. Tobias Holzmüller nur zu gut als Leiter der Rechtsabteilung bei der GEMA: “Normalerweise schafft eine KI immer etwas Neues. Wenn aber ganze Harmonie-Sequenzen übernommen werden, handelt es sich um ein Plagiat.” Die Stimme hingegen sei vom Persönlichkeitsrecht geschützt. Ganz ausgeliefert ist man dem Stimmenklau also nicht.

Und dann haben wir extra für diese Folge einen eigenen Rap-Song mithilfe von KI produziert! Der ist (fast) hitverdächtig!

Wenn ihr weitere Themen oder Feedback habt, mailt uns an kulturpodcast@swr.de.

Hosts: Kristine Harthauer und Philine Sauvageot
Showrunner: Christian Batzlen

Hörtipps:
Ghostwriter997 - “Heart on my sleeve” https://youtu.be/_iYU9h7FEw0
AllttA - “Savages” https://youtu.be/y7r6PAkFRfU
Anleitung für alle, die selbst einen KI-Song produzieren wollen: https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/ki-und-musik-wie-man-mithilfe-von-ki-einen-rap-song-schreibt-100.html

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