Wie die Nominierung abläuft und welche Aufgabe die Schauspielerin in der Jury hat, erzählt sie uns im SWR1 Interview.
So funktioniert das Auswahlverfahren für die Nominierungen
SWR1: Schauen Sie sich als Jurymitglied eigentlich alle Filme immer an, um eine Entscheidung treffen zu können?
Martina Gedeck: Beim ersten Wahlgang muss man das nicht unbedingt. Aber beim zweiten Wahlgang kann man überhaupt nicht wählen, wenn man die Filme nicht alle gesehen hat. Und das bedeutet in jeder Kategorie, in der man wählt, mindestens fünf Filme zu sehen. Da kommt einiges zusammen.
Ich bin jetzt schon seit einigen Wochen und Monaten ziemlich viel am Schauen. Das ist natürlich schön. Man kriegt das auf dem Computer zugespielt und es gibt einen "Screening Room" für die Leute, die nicht in Los Angeles in die Kinos gehen können. In London kann man auch in die Kinos gehen, aber bei uns in Berlin gibt es das leider noch nicht. Dort stehen die ganzen Filme auf dem Server und man kann sie sich anschauen.
SWR1: Wie laufen die Entscheidungen über die Distanz ab? Wird da viel diskutiert oder sind sich da schnell alle einig?
Gedeck: Es wird nicht diskutiert, es wird wirklich gewählt. Zum Beispiel habe ich zu wählen in der Sparte "Bester Film". Ich muss in einer bestimmten Reihenfolge zehn Filme eintragen und dann wird das ausgezählt. Alle Mitglieder geben dieses Voting ab. Der, der die meisten Stimmen hat, ist dann in der engeren Auswahl. Das sind dann die Namen der Filme, die bekannt gegeben werden, das sind die Nominierten. Im zweiten Wahlgang passiert genau dasselbe.

Kritik an der Oscar-Academy
SWR1: Die Academy stand immer mal wieder in der Kritik. 2016 gab es den Vorwurf, zu viele Weiße würden nominiert oder zu wenig Frauen seien in der Academy. Sie sind jetzt seit anderthalb Jahren Mitglied. Wie sehen Sie die Entwicklung im Moment?
Gedeck: Ja, das ist so gewesen und das war ein berechtigter Vorwurf, denke ich. Das ist sicher auch mit ein Grund, warum ich jetzt zwölf Jahre nach "Das Leben der Anderen", der ja den Oscar bekam, in die Academy berufen wurde.
Es ist ja nicht direkt danach gewesen, sondern ich glaube, dass es eine Reaktion auch auf diesen Vorwurf ist. Und es ist in der Tat so, dass es jetzt sehr viele filmische Beiträge gibt über Minderheiten. Es gibt sehr viele Filme mit Schwarzen, also viel mehr als früher. Das verändert sich und das ist auch gut so.
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Martina Gedeck: Filmindustrie entwickelt sich weiter
SWR1: Sie leben in Deutschland, aber alles rund um die Oscars passiert in den USA. Wie bekommen Sie das persönlich alles unter einen Hut?
Gedeck: Ich hatte schon lange Verbindungen dorthin und ich habe mit 16 auch selbst ein Jahr in Amerika gelebt. Es ist interessant, diese Filme zu schauen, weil auch Filme dabei sind, die sonst gar nicht bei uns ankommen.
Es sind nicht unbedingt die tollsten Filme. Aber man sieht einfach, wie sich die Filmindustrie entwickelt und was künstlerisch passiert. Ich werde auch immer direkt angeschrieben mit meinem Namen von den Vorsitzenden der Academy. Im Grunde fühle ich als Teil dieser Community. Das Einzige, was nicht ganz leicht ist, ist so viele Filme zu gucken.
Interview mit Martina Gedeck aus 2012
Die Oscars und die Brände rund um Hollywood
SWR1: Zweimal sind die Nominierungen jetzt schon verschoben worden wegen der Feuer in und um Los Angeles. Was kriegen Sie davon mit?
Gedeck: Ich habe einen Onkel, der dort lebt, und zwar in Oxnard, wo sich das Feuer vor Kurzem auch eingefunden hat. Wir sind da in Kontakt. Ich höre immer von ihm auch die Nachrichten direkt von den Freunden und Bekannten, die wir haben.
Teilweise haben die ihre Häuser verloren. Das ist wirklich ganz schlimm und unheimlich tragisch. Es ist so ein elementares Ereignis, wenn man sein Haus und sein Hab und Gut verliert. Ich bin auch froh, dass es dort so viel Beistand gibt und dass es so viele Menschen gibt, die sich kümmern. Darin ist Amerika sehr groß und sehr stark. Aber dass es passiert ist, ist wirklich eine Katastrophe.