Bücher als Medizin – Heilende Literatur

Trend aus Japan: Wie Romane uns heilen können

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Bücher als Medizin, davon gibt es immer mehr in unseren Buchhandlungen. Die sogenannte Literatur ist ein Trend aus Japan und Südkorea. Was machen diese Romane mit uns?

Geschichten oder Romane, die uns helfen, mit Trauer, Einsamkeit oder Ängsten fertig zu werden, werden immer beliebter. Was das Besondere und heilende an Büchern wie "Bevor der Kaffee kalt wird" oder "Die Telefonzelle am Ende der Welt" ist, hat uns Natalja Schmidt erklärt. Sie ist eine Kennerin der ostasiatischen Literatur und Leiterin des Droemer-Knaur-Verlags. 

Außerdem stellt uns Sonja Hühnerfeld, Buchhändlerin aus Trier, den Weltbestseller der sogenannten heilenden Literatur vor: "Frau Komachi empfiehlt ein Buch" von der japanischen Autorin Michiko Aoyama.

Romane verleiten zur Sinnsuche und heilen

SWR1: Was ist das Besondere an den Büchern der heilenden Literatur?

Natalja Schmidt: Dass es da immer auch um Sinnsuche geht, um ein Nachdenken über das eigene Leben. Dass die Leserinnen und Leser dazu inspiriert werden, sich vielleicht auch selber nochmal zu fragen: Was mache ich mit meinem Leben? Bin ich zufrieden mit dem, was ich tue? Und was könnte ich vielleicht auch nochmal ändern? Was wäre, wenn etwas in meinem Leben anders gelaufen wäre?

SWR1: Stimmt es denn, dass in diesen Romanen oft gekocht oder auch getöpfert wird und dies als heilsam angesehen wird?

Schmidt: Es wird oft gekocht, getöpfert, es wird auch viel Kaffee gemacht. Aber das eigentlich Wichtige daran ist nicht, was da im Einzelnen gemacht wird, sondern es geht darum, etwas zu tun, das kreativ ist, sinnstiftend ist. Finde etwas, das näher bei dir selbst ist. Eigentlich geht es darum, etwas Kreatives zu machen und aus dem Alltagstrott und der Gewohnheit auszubrechen.

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Romane aus Japan und Südkorea

SWR1: Was ist das Heilende an den Romanen im Gegensatz zu einem Ratgeber?

Schmidt: Der Roman zeigt Möglichkeiten auf und gibt einem die Chance, das Ganze nochmal in verschiedene Richtungen zu überdenken. Und manchmal reicht es auch schon, wenn man etwas nur in seinem Kopf erlebt und wenn man sich all diese Möglichkeiten im Geist durchspielt.

So kommt man vielleicht zu dem Schluss, so schlecht ist das, was ich jetzt tue oder was ich habe, vielleicht gar nicht. Und vielleicht liegt die Lösung auch darin, dass ich zufrieden mit dem bin, was ich habe.

Vielleicht ist es gar nicht so notwendig, dass ich mich jetzt direkt selbst optimiere.

Bücher als Denkanstoß

Das ist eben das Charmante, wenn man zum Beispiel darüber nachdenkt, was wäre gewesen, wenn ich das früher anders gemacht hätte? Da gibt es dann die Möglichkeit zu sagen, aber vielleicht war es auch gut, wie ich es gemacht habe. Und auch wenn heute mein Leben so und so aussieht, vielleicht kann ich zufrieden oder stolz darauf sein, was ich erreicht habe.

Wenn man so eine Reise mit einem Protagonisten oder einer Protagonistin angetreten hat, dann ist es vielleicht auch schon genug zu sehen: Wie hat der denn sein Leben auf die Reihe bekommen? Und es ist gar nicht so notwendig, dass ich mich jetzt direkt selbst optimiere, sondern es ist eher ein Denkanstoß als eine Handlungsanweisung.

Beispiel aus der japanischen Literatur

Sonja Hühnerfeld ist Buchhändlerin aus Trier und stellt uns den Weltbestseller der sogenannten heilenden Literatur vor. Es heißt "Frau Komachi empfiehlt ein Buch" und wurde von der japanischen Autorin Michiko Aoyama geschrieben.

SWR1: Worum geht es in dem Buch?

Sonja Hühnerfeld: Es geht um fünf Menschen, die komplett unterschiedlich sind: darunter eine junge Verkäuferin und ein Rentner. Alle sind ein bisschen unzufrieden mit ihrer aktuellen Lebenssituation.

Sie landen zufällig in der Gemeindebibliothek vom Ort und suchen ein Buch. Die Verkäuferin sucht zum Beispiel einen EDV-Ratgeber, und sie alle landen bei Frau Komachi. Und die empfiehlt ihnen dann ein Buch [...] und das verändert ihr Leben.

SWR1: Was macht das Buch beim Lesen mit einem?

Hühnerfeld: Ich finde es ein bisschen magisch. Ich wünsche mir als Buchhändlerin natürlich, ich rede zwei, drei Sätze mit Kunden und weiß genau, was sie brauchen und was ihr Leben verändert. Das ist in der Realität nicht immer so, aber ich finde das total schön. Es ist sehr warmherzig erzählt und einfach ein Wohlfühlbuch. [...]

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Stand
Das Interview führte
Steffi Stronczyk
Steffi Stronczyk
Interview mit
Natalja Schmidt
Sonja Hühnerfeld
Onlinefassung
SWR1