Der VfB Stuttgart bejubelt den 5:0-Heimerfolg gegen den SC Freiburg

Fußball | Bundesliga

Eine Mannschaft der Extreme? Deshalb liefert der VfB Stuttgart bisher Spektakel

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Johann Schicklinski

Erst ein 5:0 gegen den VfL Bochum, dann ein 1:5 bei RB Leipzig und schließlich ein 5:0 gegen den SC Freiburg. Der Saisonstart des VfB Stuttgart verlief außergewöhnlich. Doch weiterhin bleibt die Frage offen: Wie stark sind die Schwaben wirklich?

Wenn die Bundesliga-Saison des VfB Stuttgart so weiterginge, wie sie an den ersten drei Spieltagen lief, würde die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß am Ende der Spielzeit mit 51 Punkten und 102:85 Toren dastehen. Also dann, wenn auf ein 5:0 immer ein 1:5 folgt und dann wieder ein 5:0-Sieg kommt. Das ist natürlich ebenso unrealistisch wie die Annahme, dass Topstürmer Serhou Guirassy (fünf Treffer in den ersten drei Spielen) im nächsten Sommer auf 56 Saisontore zurückblicken darf. Aber die Zahlen verdeutlichen eines: Der Saisonstart der Schwaben ist außergewöhnlich.

Eine echte Achterbahnfahrt für den VfB Stuttgart

Am ersten Spieltag ließ der VfB dem defensiv desolaten VfL Bochum (5:0) keine Chance. Es folgte ein ernüchterndes 1:5 bei RB Leipzig, ehe der SC Freiburg im baden-württembergischen Landesduell mit 5:0 überrollt wurde. Eine echte Achterbahnfahrt für alle, die es mit den Stuttgartern halten.

Doch lenkt man den Blick weg von den nackten Zahlen und hin auf die Leistungen der Mannschaft, dann sind einige Dinge auffällig. Vor allem zeigte der VfB in fünf der bisherigen sechs Halbzeiten in dieser Spielzeit gute Darbietungen. Ausnahme war die Klatsche in Leipzig, als Stuttgart nach dem 1:1-Ausgleich der Sachsen komplett den Faden verlor und unterging.

Zudem bleibt festzuhalten: Die Schwaben haben bisher das nötige Matchglück. Sowohl gegen Bochum als auch im Spiel gegen Freiburg hätte der VfB früh hinten liegen können. Doch die Gegner vergaben ihre Chancen, während Stuttgart jeweils direkt zuschlug. Die bisherigen elf Saisontreffer wurden zudem teilweise durch katastrophale gegnerische Abwehrfehler begünstigt.

Anzeigetafel mit 5:0-Endstand im Spiel VfB Stuttgart - SC Freiburg

Bisher eiskalt vor dem gegnerischen Tor

Der nächste Punkt ist die Effizienz. Guirassy, Silas, Führich und Co. nutzen bisher die meisten ihrer Gelegenheiten. Gegen Bochum etwa zählte der "kicker" insgesamt sieben Chancen für den VfB - fünf davon wurden verwertet. Eine herausragende Quote.

Stutgart

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Er ist einer der Gewinner des Saisonstarts beim VfB Stuttgart: Chris Führich. Er kombiniert Schnelligkeit, technisches Geschick und eiskalte Torgefahr. Nur fehlte ihm bislang die Konstanz.

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Das sah nach dem Sieg gegen den Sport-Club auch Coach Sebastian Hoeneß so. "Wir waren sehr effizient und haben innerhalb kürzester Zeit zugeschlagen. Es war ein verdienter Sieg, denn gegen Freiburg ist es immer schwierig. Selbst nach der 3:0-Führung war ich mir nicht sicher. Denn Freiburg kann auch solche Spiele drehen. Umso schöner war es, dass wir in der zweiten Halbzeit weiter draufgegangen sind. Wir waren mutig", sagte er gegenüber SWR Sport und blickte optimistisch voraus: "Wir müssen ehrlichen, intensiven Fußball bieten. Dann können wir unser Ziel, eine sorgenfreie Saison zu spielen, erreichen."

Für VfB-Coach Hoeneß sind die Fans ein wichtiger Faktor

Für den Trainer sind auch die Anhänger ein wichtiger Faktor. Sie würden das Team nach vorne treiben, selbst wenn Spiele bereits so gut wie entschieden sind. "Die Stimmung im Stadion war großartig, da war eine enorme Energie da. Das spüre ich, auch wenn der Fokus auf dem Platz liegt", sagte Hoeneß. "Es ist richtig viel Wert, wenn du das Gefühl hast, zuhause vielleicht noch ein paar Prozent mehr in den Beinen zu haben."

Wohlgemuth: "Es ist doch wunderbar, unsere Spiele zu besuchen"

Stuttgart scheint auf einem guten Weg. Auch deshalb meinte VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth nach dem Freiburg-Spiel scherzend: "Es ist doch wunderbar, unsere Spiele zu besuchen. Da kann man sicher sein, dass man viele Tore sieht."

Coach Hoeneß indes war wie nach dem Bochum-Spiel um Bodenhaftung bemüht. "Wir müssen bescheiden bleiben", sagte der 41-Jährige. Er werde "nicht müde zu sagen, dass es enorm wichtig für uns ist, die Dinge richtig einzuordnen". Man müsse "demütig" und "klar" bleiben. "Dann sind wir in der Lage, richtig gute Spiele zu machen", so Hoeneß.

Abgänge von drei Leistungsträgern

Der VfB Stuttgart befindet sich in einem Entwicklungsprozess. Die junge Mannschaft ist - auch bedingt durch die Abgänge von Wataru Endo, Borna Sosa und Konstantinos Mavropanos - auf der Suche nach einer neuen Struktur. Richtig gefestigt ist sie noch nicht, was sich auch in den kuriosen Ergebnissen zeigt. Aber die Richtung stimmt. Spieler wie Chris Führich, Atakan Karazor oder Enzo Millot übernehmen immer mehr Verantwortung, Neuzugänge wie Alexander Nübel oder Angelo Stiller fügen sich gut ein.

Der Start ist jedenfalls geglückt. Nun darf der VfB Stuttgart die Länderspielpause genießen, ehe es zum 1. FSV Mainz 05 geht (16.09., 15:30 Uhr). Vergangenen Mai gewann der VfB dort mit 4:1. Es könnte schon wieder ein torreiches Spiel geben. Coach Hoeneß wäre aber sicher auch mit weniger Spektakel zufrieden, solange etwas Zählbares herausspringt.

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Johann Schicklinski