Zufallsbegegnung an der Paulinenbrücke in Stuttgart
Wir sind in Stuttgart unterwegs und bemerken unter der Paulinenbrücke einen auffälligen Stand: der „Paule Club”. Es sind viele Menschen dort, wir bleiben stehen und werden dann von zwei Streetworkern angesprochen.
Der „Paule Club” in Stuttgart: Anlaufstelle für suchtkranke Menschen
Wir sprechen mit den Streetworkern und kommen dann in ein längeres Gespräch mit Simon. Er hat die Initiative mitgegründet und erklärt uns, was hinter dem „Paule Club” steckt: „Wir sind selbst Betroffene und geben zwischen 40 und 60 suchtkranken Menschen an der Paulinenbrücke ein bisschen Normalität, Struktur, Essen, frische Spritzen. Und auch mal gute Worte, was auch wichtig ist.” Simon arbeitet jeden Tag drei bis vier Stunden ehrenamtlich mit den suchtkranken Menschen zusammen: „Wir geben hier sechs Mal in der Woche Essen aus. Das meistens von gespendeten und geretteten Lebensmitteln ist. Und frische Spritzen, denn HIV und Hepatitis machen keinen Urlaub. Ich bin jeden Tag da.” Die Initiative gibt es seit dem Frühjahr 2020 in Stuttgart.
Sprecher des „Paule Clubs”: Simon war selbst drogenabhängig und obdachlos
Dann kommen wir auch auf Simons persönliche Geschichte zu sprechen. Er erzählt uns, dass er selbst drogenabhängig und eine Zeit lang obdachlos war: „Falscher Stadtteil. Ich komme aus Mannheim-Jungbusch. Das ist wie Neukölln, nur ein bisschen kleiner. Und da bin ich groß geworden. Da hätte ich auch niemals ein Kind großziehen wollen. Deswegen bin ich mit Absicht weg und dann hier gelandet.” Mittlerweile lebt Simon zusammen mit seiner Verloben Iva in Stuttgart-Wangen. Mit 31 Jahren schafft es Simon aus der Sucht. Er erzählt uns: „Ich bin schon in Schulen aufgetreten, um Suchtprävention zu betreiben. Und denen habe ich auch gesagt: Fang erst gar nicht mit dem Rauchen an. Es geht nicht darum, dass es legal ist. Es geht darum, dass es ein Haus- und Türöffner für alles andere ist.”
Nach weiteren Gesprächen mit anderen Ehrenamtlichen und auch Betroffenen verabschieden wir uns von Simon und bedanken uns bei ihm, dass er sich die Zeit genommen hat.
Hilfsansgebot bei Suchtproblemen
Wenn du selbst Hilfe suchst, beim Thema Drogen oder Alkohol, kannst du dich unter anderem an das Deutsche Rote Kreuz wenden. Bei der Suchtberatung findest du Unterstützung.