Parkhauswächter Hartmut steht in einer Warnweste in einem Parkhaus in Pforzheim. (Foto: SWR)

Neuer Job im Parkhaus: Hartmut aus Pforzheim findet Lebensfreude wieder

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AUTOR/IN
Carolin Grausam

Wir treffen Hartmut in Pforzheim zufällig beim Bäcker. Er ist Parkhauswächter und will uns seinen Arbeitsplatz zeigen. Er erzählt uns von einem traumatischen Unfall, der ihn bis heute prägt.

Zufallsbegegnung mit Herz

Ein kalter, verregneter Tag im Februar. Eigentlich wollen wir uns nach einem Dreh nur mit einem warmen Kaffee stärken, als wir mit einem Mann beim Bäcker ins Gespräch kommen. Er trägt eine orangene Warnweste und zieht uns mit seiner offenen, schwäbischen Art direkt in seinen Bann. Der Mann ist Hartmut, 54 Jahre und Parkhauswächter. Er schlägt vor, uns mehr über seinen Beruf zu erzählen. Wir begleiten ihn zu seinem Arbeitsplatz – ein Parkhaus in der Innenstadt – und haben keine Ahnung, welche Geschichte hinter diesem freudigen Mann in der orangenen Warnweste steckt.

Traumatischer Unfall

2014 hat Hartmut einen Unfall beim Holzmachen im Wald. Ein großer Ast stürzt auf seinen Kopf und drückt seinen Schutzhelm in den Schädel. Ein Freund, der zu diesem Zeitpunkt, gemeinsam mit ihm im Wald arbeitet, zieht Hartmut unter dem Ast hervor und alarmiert die Rettung: „Auf dem Boden vom Rettungshubschrauber ist schon ein Zentimeter Blut von mir gestanden, ich bin ausgelaufen.“ Hartmut erleidet schwere Kopfverletzungen und wird neun Stunden operiert. Der 54-Jährige liegt 14 Tage im Koma. Seine Familie besucht ihn jeden Tag. „Die Beziehung zu meinen Kindern und meiner Frau ist viel stärker geworden nach dem Unfall, das spürt man richtig.“

Schwerwiegende Folgen

„Als ich aus dem Koma erwacht bin, hat die Ärztin gesagt, ich sei ein Wunder. Sie hatte Tränen in den Augen und ich habe auch geweint“, erinnert sich Hartmut. Die Folgen des Unfalls sind schwerwiegend. Noch heute muss Hartmut täglich 16 Tabletten einnehmen. Zudem fehlen dem Parkhauswächter viele Erinnerungen. Er kann sich bis heute nicht erinnern, an welcher Stelle im Wald der Unfall passiert ist. Das Trauma ist immer noch tief im Unterbewusstsein von Hartmut verankert: „Ich muss immer fast weinen, wenn ich ein Martinshorn höre, ich muss dann weglaufen. Mein Hirn sagt mir: Das war auch bei dir, du kannst dich nur nicht mehr erinnern.“

Unterstützung im neuen Beruf

Durch die Folgen der Kopfverletzungen kann Hartmut seinem früheren Job auf einem Bauhof nicht mehr nachgehen. Auch wenn wir Hartmut bei unserem Gespräch nichts anmerken, hat er Schwierigkeiten, sich bestimmte Sachverhalte zu merken oder Reihenfolgen einzuhalten. Unterstützung bekommt Hartmut in seinem Beruf durch den Verein „miteinanderleben e.V.“. Dieser gibt Menschen mit Behinderung die Möglichkeit in einem geschützten und unterstützten Tätigkeitsfeld zu arbeiten. Hartmut arbeitet mit für ihn vorbereiteten und ausgelegten Ablaufplänen, die zu seiner neuen Denkstruktur passen. Die Arbeit im Parkhaus hilft Hartmut, besser mit dem Trauma des Unfalls umzugehen.

Wenn ich morgens zur Arbeit fahre, lebe ich richtig auf, es macht mir Spaß.

Jeder Mensch hat eine Geschichte

Nach einem prüfenden Blick auf seine Uhr stellt Hartmut schmunzelnd fest: „So, jetzt ist gleich Feierabend“. Wir verabschieden uns und merken wieder einmal, dass jeder Mensch eine Geschichte hat – auch wenn sie nicht immer auf den ersten Blick zu sehen ist.

Mehr Heimat

45 Sekunden Brezel

Dünn und knusprig in der Mitte, dick und weicher an der goldbraunen Außenseite – so sieht eine traditionelle Laugenbrezel aus. Außerdem besteht sie aus wenigen Zutaten: Mehl, Salz, Hefe, Wasser und Butter. Konservierungsstoffe sollten tabu sein. „Ist zu viel Luft drin, deutet das eher auf Billig-Aufbackware hin“, sagt einer, der es wissen muss. Der 31-jährige Patrik Blau ist Chef der letzten verbliebenen Brezelbäckerei in Speyer. Und Speyer ist in Bezug auf die Brezel nicht irgendeine Stadt: Die Brezel ist hier „Nationalgebäck“ und wird mit einem mehrtägigen, riesigen Volksfest gefeiert. Dann schieben die Bäcker Überstunden und schlingen rund 1.000 Brezeln in einer halben Stunde von Hand. Mit ein wenig Übung und Geduld bekommt man das auch zuhause hin. Man muss den Teig ja nicht wie die Profis in der Luft schlingen, sondern kann das auch auf der Arbeitsfläche machen. Das dauert länger, liefert aber schneller brauchbare Ergebnisse. Vorsicht mit der Natronlauge, mit der die Brezel vor dem Backen bestrichen werden muss. Die Lauge ist ätzend, vor allem unverdünnt, sollte nicht in die Hände von Kindern gelangen und mit Schutzhandschuhen aufgetragen werden. Aber keine Angst: Nach dem Backen kann die Lauge bedenkenlos gegessen werden. Die verleiht der Brezel ja gerade ihren typischen Geschmack. „Ich esse die Brezel am liebsten mit Butter, wenn sie gerade aus dem Ofen kommt.“ Damit ist Patrick Blau sicher nicht allein. Brezeln schmecken aber auch gut zu Spundekäse, Weißwürsten oder Käse. Und wenn Brezeln übriggeblieben sind, macht man daraus Brezelknödel oder Brezelsalat.

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Carolin Grausam