Blick in ein Grundschulklassenzimmer (Foto: IMAGO, /Political-Moments)

Kommentar

Wünsche für das neue Jahr: Bildung

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AUTOR/IN
Armin Himmelrath
ONLINEFASSUNG
Ralf Kölbel

Im neuen Jahr soll alles besser werden. Das wünscht sich Armin Himmelrath für 2022 auch im Bereich der Bildung.

Liebe Bildungsministerinnen und -Minister. Das Schreiben von Wunschzetteln ist ja so eine Sache. Welche Strategie soll man da wählen? Soll man möglichst viele einzelne Punkte nennen, in der Hoffnung, dass dann wenigstens ein paar davon erfüllt werden? Oder soll man sich auf die wichtigsten zwei oder drei Wünsche beschränken, damit die dann so klar im Vordergrund stehen, dass deren Erfüllung hoffentlich wahrscheinlicher wird?

In unserem Fall hier, also bei der Bildungspolitik, ist das Ganze dann noch ein bisschen komplizierter. Denn die Liste der Wünsche ist lang und die allermeisten davon sind dringlich. Womit so ein bisschen auch beschrieben wäre, was ich mir von Ihnen in den Ministerien vielleicht am allermeisten wünsche: Handeln Sie endlich mal zielstrebig!

Schutzmasken am Kleiderhaken (Foto: IMAGO, /Kirchner-Media)
Zur Eindämmung der Infektionszahlen mussten die Schülerinnen und Schüler in Deutschland Schutzmasken tragen und sich an ein Hygienekonzept halten.

Voreilige Versprechen

Zielstrebigkeit und Klarheit, das ist nun wirklich nicht das, was mir als Erstes einfällt, wenn ich an die Kultusministerkonferenz und das Bundesbildungsministerium denke. In der Corona-Krise hätte ich mir außer den floskelhaft wiederholten Bekenntnissen zum Präsenzunterricht auch ganz dringend einen Plan B und auch einen Plan C gewünscht, für den Worst Case eines neuen Lockdowns. Aber da verweigern Sie ja gewissermaßen die Arbeit und geben voreilige und unhaltbare Versprechen ab von Schulen, die auf gar keinen Fall mehr geschlossen werden.

Krisenvorsorge statt Floskeln

Tausende Familien, die Infektions- oder Quarantäne-bedingt in den letzten Wochen und Monaten ihre Kinder zuhause hatten, fühlen sich dadurch verar…-  na Sie wissen schon…

Mädchen sitzt vor einem PC mit einer Hand an der Backe gestützt (Foto: IMAGO, /Jan Huebner)
Ein großer Teil des Unterrichts fand auch in diesem Jahr von zuhause aus statt. Gerade für Absolventen ist das nicht leicht.

Betreiben Sie doch bitte nach zwei Jahren Pandemie endlich die notwendige Krisenvorsorge und stoppen Sie die Durchseuchung der Kinder. Vor allem aber schenken Sie sich die zynische Floskel von den sicheren Schulen, die keine Treiber der Pandemie sind. Ich kann dieses Blabla nicht mehr hören.

Mehr Handlungsspielraum für Schulleitungen

Wunsch Nummer zwei: Geben Sie den Schulleitungen mehr Freiheit bei der Pädagogik, bei der Personalauswahl, beim Führen der Schulen. Denn das hat die Krise ganz sicher gezeigt: Schulleiterinnen und Schulleiter, die in Phasen der Unsicherheit engagiert nach vorne gegangen sind, haben nicht nur ihre Kollegien mitgerissen, sondern auch die ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler viel besser durch das ganze Schlamassel gebracht.

Türschild des Schulleiters (Foto: IMAGO, imago stock&people)
Die Schulleitungen mussten sicherstellen, dass die Hygienemaßnahmen eingehalten wurden.

Wer dagegen als Rektor oder Rektorin bei Unklarheiten erst einmal auf die Order aus dem Ministerium gewartet hat, musste fast zwangsläufig scheitern, wegen fehlender Klarheit und Zielstrebigkeit. Das hatten wir ja eben schon. Und wegen einem hin und her an Vorgaben, die in kürzester Frist umgesetzt werden sollten.

Nein, Schule ist kein von oben per Erlass zu steuerndes System, auch wenn Sie in den Kultusministerien seit Jahrhunderten diesem Traum anhängen. Verabschieden Sie sich davon! Wählen Sie gute Schulleitungen aus und lassen Sie die dann bitte einfach mal machen.

16 Mal schulpolitische Provinzpolitik

Und einem dritten Wunsch habe ich auch noch: Denken Sie doch bitte noch mal ganz, ganz scharf über die föderalen Zuständigkeiten in der Bildungspolitik nach. Ist es wirklich sinnvoll, in einer globalisierten Welt angesichts weltumspannender Herausforderungen auch über Corona hinaus in Deutschland 16 Mal schulpolitische Provinzpolitik zu machen? Ja, klar, das tut weh, seinen eigenen Job in Frage zu stellen. Aber Sie haben im abgelaufenen Jahr ja wirklich alles dafür getan, dass der Wunsch nach föderaler Veränderung größer und stärker werden musste. Dann ziehen Sie jetzt bitte auch die Konsequenzen!

Eine Gruppe junger Schüler läuft eine Straße entlang (Foto: IMAGO, /Klaus W. Schmidt)
In Deutschland ist Schule Ländersache. Die Verantwortung liegt also bei den Kultusministerien der 16 Bundesländer - und in jedem Bundesland sind Fächer, Lehrpläne anders geregelt.
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Armin Himmelrath
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Ralf Kölbel