Justitia-Figur hebt eine Waage vor sich, auf der ein Schild mit Aufschrift "CO2" steht. (Foto: IMAGO, IMAGO / Steinach)

Kommentar

Wünsche für das neue Jahr: Klimapolitik

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AUTOR/IN
Werner Eckert
ONLINEFASSUNG
Lilly Zerbst

Weit gesteckte Klimaziele – weit verfehlt. Für eine erfolgreiche Energiewende muss die Politik endlich handeln, meint Umweltredakteur Werner Eckert.

Mit den Klimazielen ist es wie mit den guten Vorsätzen zu Neujahr: Man ist freudig erregt, wenn man sie sich ausdenkt, aber dann wird es hart. Ziele haben wir jetzt genug beim Klimaschutz: bis 2030 sollen erneuerbare Energien 80 Prozent des Stromsektors speisen. Richtig gut wäre, wenn wir auch was tun, um sie zu erreichen.

Mut zur Energiewende

Keine Form der Energiegewinnung ist ohne Risiken und Nebenwirkungen. Trotzdem wünsche ich mir, dass wir den Schritt hin zu erneuerbaren Energien gehen, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle nicht so ausschaut, wie wir das schön finden. Wir greifen aus vielen Gründen in die Natur ein. Dies scheint mir nicht der schlechteste. Ich wünsche mir, dass da die Menschen mitziehen, die Naturschützer und die Ästheten, die Dauernörgler und die Anhänger des Sankt-Florians-Prinzips – das wäre mal ein Anfang.

Mehr Anreize aus der Politik gefordert

Und dann kommt die Politik. Denn mit dem Strom haben wir noch längst keine Energiewende und keinen Netto-Null Pfad. Da wünsche ich mir Fantasie: die richtige Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche, Anreize für den Heizungsumbau auch im Bestand, für E-Autos – der Wunsch hat sich ja mit der Verlängerung der Prämie schon erfüllt – und gleichzeitig weiter steigende Klimaabgaben auf Sprit, Heizöl und Gas.

Text "CO2 Steuer" geformt aus Wolken, die aus einem Schornstein aufsteigen. (Foto: IMAGO, IMAGO / CHROMORANGE)
Von der Politik angeordnete Abgaben auf Klimasünder, zum Beispiel die Besteuerung auf den Ausstoß des Treibhausgases CO2, können die Energiewende beschleunigen.

Klimaneutrale Infrastruktur muss ausgebaut werden

Ich sehe das an mir selbst. Jedes Mal, wenn die Preise an der Zapfsäule dann doch noch mal wieder sinken, keimt eine sinnlose und völlig metaphysische Hoffnung, es könnte vielleicht doch alles bleiben, wie es ist. Das kann es eben nicht. Aber weil ich, wahrscheinlich ebenso wie Sie, auch nicht völlig auf die gewohnten Annehmlichkeiten verzichten will, wünsche ich mir auch, dass wir Terminals für Wasserstoff und Flüssiggastanker fertig bauen. Sofern die mithilfe von Solar- und Windenergie in Marokko und Chile erzeugt werden, werden wir sie brauchen. Denn auch die Industrie muss irgendwie klimaneutral weiterwirtschaften können. Sonst ist schnell Schluss mit dem Wohlstand.

Aller Anfang ist schwer

Unterm Strich: handeln statt nur reden und tun ohne ideologischen Ballast. Die Lösungen der anderen sind nicht automatisch schlecht. Wir könnten Kohlekraftwerk durchaus auch nach 2030 noch quasi als selten laufende Notstromaggregate am Netz lassen – der Schaden wäre gering. Wir werden Grüne Gase als Energiespeicher nutzen müssen. Und in unseren Netzen wird auch Atomstrom aus den Nachbarländern sein. Das ist weder Grund zur Häme noch für wilde Beschimpfungen der anderen.

Atomkraftwerk an Flussufer. (Foto: IMAGO, IMAGO / Chris Emil Janßen)
Für die Energiewende wird Deutschland auch Atomstrom aus Nachbarländern importieren müssen.

Ich wünsche mir also eine offene Diskussion, einen ehrlichen Umgang miteinander und die Einsicht, dass bisher keiner den Umstieg einer ganzen Industriegesellschaft von fossilen Energien auf Nullemissionen erlebt hat. Herantasten ist also okay, nur nicht zu zaghaft – das würde ich mir schon wünschen und mich selbst schon einmal in die Pflicht nehmen.

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