Ohne ihn geht es nicht im Advent. Ohne ihn gäbe es keine Weihnachtsgeschichte: Joseph. Wer hätte schließlich Maria vor Schande bewahrt? Wer hätte sonst seinen Mann an der Krippe gestanden, obwohl es nicht ums eigene Kind ging? Wer hätte klug geträumt, dass nur eine rasche "Flucht nach Ägypten" das Jesulein vor "dem bethlehemitischen Kindermord" schützen könnte? Übrigens auch zwei redensartliche Wendungen im Weihnachtsumfeld.
Wenn der Mann die Frau nicht "berührt"
Und doch wurde Joseph gar nicht so selten stiefmütterlich oder spöttisch behandelt oder in Redewendungen auf seine seltsame Rolle reduziert. Am bekanntesten ist: "Eine Josephsehe führen". Man sagt von mittelalterlichen Herrschern wie Kaiser Heinrich II., er habe mit seiner Kaiserin Kunigunde so etwas gemacht, indem er eben nichts mit ihr "machte", sie nicht berührte.
Hohn und Spott für mehr oder weniger ahnungslose Väter
Hatte ein Ehepaar kein Kind, musste es sich ebenfalls den Spruch von der Josephsehe gefallen lassen. Hielt man den Mann für schuld, dann spottete man auch: "Der spielt den heiligen Joseph". In der Umgangssprache entstand um 1920 auch eine ähnliche Redewendung "den Joseph spielen" oder "den ahnungslosen Joseph spielen", wenn man jemandem unterstellte nur so zu tun – wie der wirklich ahnungslose Verlobte Mariens.
Im ländlichen Raum freilich war und ist der brave und gottesfürchtige Handwerker außerordentlich beliebt, weil er pragmatisch, menschlich und klug zugleich handelte: ein Heiliger zum Anfassen. Und so entstanden viele Sprichwörter und Redewendungen, die sich um ihn ranken, wie:
- Wenn der rechte Joseph kommt, sagt Maria "Ja!". Oder:
- Wenn Joseph kommt, dann folgt Maria. Oder:
- Josephs ist bald vergessen.
In der Bibel kommt er leider nach der Weihnachtsgeschichte nicht mehr vor. Wir dagegen werden ihn – wie die Landbevölkerung schon lange – nicht vergessen.
Redensart Woher kommt die Redewendung "Wie die Jungfrau zum Kind kommen"
Die übliche Art, wie die Jungfrau zum Kind kommt, ist hier nicht gemeint, eher schon eine überraschende Art, beispielsweise die Befruchtung durchs Ohr. Tatsächlich gehörte diese Idee zu den viel diskutierten Theorien scholastischer Theologen vor etwa 1.000 Jahren. Von Rolf-Bernhard Essig
Redensart Jemandem Hörner aufsetzen – Woher kommt das?
Die Formulierung ist sehr alt und es gibt eine Geste, bei der man den Zeigefinger und den kleinen Finger nach oben streckt und die anderen Finger nach unten beugt. Im Italienischen sagt man dann auch "Cornuto" zu einer Person und meint, er ist ein "Gehörnter". Von Rolf-Bernhard Essig
Redensart Warum "beißt die Maus keinen Faden ab"?
Da muss man wie so oft bei Redewendungen ein bisschen ausholen. Das geht zurück auf einen Heiligentag, und zwar den der Heiligen Gertrud von Neville am 17. März.
Redewendung Brennt mir etwas "auf den Nägeln" oder "unter den Nägeln"?
Das hängt davon ab, ob man lieber die Rolle des Mönchs oder eines mittelalterlichen Folteropfers annehmen möchte. Denn die beiden Versionen haben unterschiedliche Ursprünge. Von Rolf-Bernhard Essig
Redewendung "Mach keine Fisimatenten!" – Woher kommt der Ausdruck?
Der Ausdruck "Fisimatenten" stammt aus dem 16. Jahrhundert, als es die "visae patentes" gab, Offizierspatente. Diese auszufertigen dauerte lange und war kompliziert. Außerdem kam 100 Jahre später ein weiteres Wort hinzu: die Visamente. Der Begriff stammt aus der Heraldik. Von Rolf-Bernhard Essig